Die Kandidaten Christian Ruf, Kai Jehle-Mungenast und Simon Busch sind in der Stadt mit Plakaten und Terminen höchst präsent und kämpfen um Wählerstimmen. Foto: Otto/Montage: Holweger

Das Rennen um den Oberbürgermeister-Posten in Rottweil nimmt Fahrt auf. Wer stellt sich hinter welchen Kandidaten? Wie wird der Wahlkampf bislang bewertet? Wir haben die Fraktionen des Gemeinderats nach ihrer Einschätzung gefragt.

Rottweil - Nach anfänglicher Zurückhaltung wird in Rottweil zunehmend Stellung für einen der Kandidaten bezogen. Im Wahlkampf treten im Übrigen nur drei richtig in Erscheinung: Simon Busch, Christian Ruf und Kai Jehle-Mungenast kämpfen um jede Wählerstimme. AfD-Kandidat Joachim Bloch lässt aus eigenem Antrieb wenig von sich hören.

Wir haben die Gemeinderats-Fraktionen nun gefragt: Wie schätzen sie das Bewerberfeld ein? Wie bewerten sie den Wahlkampf? Was sagen die Bürger? Was muss der neue OB aus ihrer Sicht mitbringen? Und Unterstützen sie einen der Kandidaten? Hier die Antworten:

SPD+FFR entscheidet individuell

SPD+FFR: "Aus Sicht unserer Fraktion kandidieren drei ernst zu nehmende Bewerber für das OB-Amt: Simon Busch, Christian Ruf und Kai Jehle-Mungenast. Leider hat sich keine Frau für das Amt beworben, schade. Doch nun können die Bürger wählen zwischen drei sympathischen Männern aus der Mitte des politischen Spektrums, die fair und unaufgeregt auf sich und ihre Ziele aufmerksam machen. In den Bürgergesprächen stehen bisher meist die Platzhirsche Busch und Ruf im Vordergrund, wenn es um die Wahlentscheidung geht, doch Jehle-Mungenast wird stetig präsenter durch aktive Gespräche und Plakatierungen. Einen Favoriten sehen wir bisher nicht, halten alle genannten Bewerber für etwa gleich stark. Ansonsten entscheiden alle in der Fraktion SPD+FFR unabhängig, wen sie wählen. Eine mögliche individuelle Unterstützung einzelner Kandidaten schließt das nicht aus.

Vom neuen OB erwarten wir ein offenes Ohr für die Bürger, einen kompromissfähigen, ausgleichenden Umgang mit Mitarbeitern und Gemeinderat und eine gewisse rhetorische Gabe. Der neue OB sollte kreativ sein und ewig Anstehendes wie die verkehrsberuhigte, fahrradfreundliche Innenstadt endlich umsetzen. Zudem sind Einfallsreichtum zur zukünftigen Gestaltung einer sozial ausgeglichenen, lebendigen und vielfältigen Stadtgemeinschaft gefragt – und vor allem konkrete Vorschläge, wie das bezahlt werden kann. Last but not least erwarten wir, dass ein OB bei aller Flexibilität eine gewisse Standfestigkeit bei der Umsetzung seiner kreativer Ideen mitbringt."

CDU-Fraktion sieht fairen Wettstreit – und ist für Ruf

CDU: Wir haben ein qualifiziertes Bewerberfeld mit mehreren Kandidaten, die über unterschiedliche Voraussetzungen für das Amt des Oberbürgermeisters verfügen. Von den Kandidaten erleben wir, mit Ausnahme des AfD-Vertreters, einen sehr aktiv geführten Wahlkampf. Es gibt viele Präsenzveranstaltungen in unterschiedlichen Formaten und an unterschiedlichen Orten. Die Bürger haben sehr gute Möglichkeiten, die Kandidaten zu treffen und sich ein Bild über deren fachliche Kompetenzen und menschliche Eigenschaften zu machen. Auf den sozialen Netzwerken ist festzustellen, dass der Wahlkampf an Schärfe zunimmt. Wir erwarten dennoch auch in der Schlussphase von allen einen fairen Wettstreit. Es besteht seitens der Bürger ein Interesse an der Wahl. Von denjenigen die an Veranstaltungen teilgenommen haben, erhalten wir ein positives Feedback.

Unser neuer OB sollte mit den Gegebenheiten und den Problemlagen vor Ort vertraut sein. Angesichts der großen aktuellen Herausforderungen müssen Verwaltung und Gemeinderat zügig Lösungen herbeiführen und die Bürgerschaft in die Prozesse einbeziehen. Zugleich sollte unser neuer OB für alle Bürger und Organisationen ansprechbar und offen sein.

Die CDU spricht sich für Christian Ruf aus. Unter den Bewerbern hat er die größte Kompetenz und ist daher am besten geeignet. Er ist mit der Stadt Rottweil, den Menschen vor Ort und den Aufgaben bereits vertraut und verfügt über das erforderliche Wissen und Können. Er ist loyal und konstruktiv für die Stadt tätig. Wir trauen ihm zu, dass er die drängenden Probleme angeht aber zugleich neue Impulse setzt, Raum für neue Ideen lässt und Bürger in Prozesse einbezieht. Gleichzeitig sorgt er für die erforderliche Kontinuität und kann mit seinen Verwaltungskenntnissen, die notwendigen Veränderungen in der Verwaltung angehen.

Freie Wähler unterstützen keinen Kandidaten

Freie Wähler: "Die Freien Wähler Rottweil begrüßen es sehr, dass es bei dieser Wahl eine Auswahl an geeigneten OB-Kandidaten gibt. Der Wahlkampf ist sehr spannend, da die Kandidaten sehr unterschiedliche Voraussetzungen mitbringen. Der Wähler hat zwischen Verwaltungserfahrung, guter Vernetzung, freiem unverstellten Blick von außen und vielen anderen Kriterien abzuwägen. Gewünscht wird von der Bürgerschaft eine richtige Diskussion auf dem Podium, um im direkten Wettstreit die Kandidaten beurteilen zu können. Die Freien Wähler wünschen sich einen bürgernahen und ehrlichen OB, der die Menschen erreicht und gleichzeitig als Chef der Verwaltung zielorientiert die wichtigen Aufgaben in dieser Stadt angeht und Rottweil gerade vor der Landesgartenschau wieder in einen guten Lauf bringt.

Die Freien Wähler Rottweil unterstützen keinen Kandidaten, da eine OB-Wahl eine Persönlichkeitswahl darstellt. Der OB wird nicht von politischen Gruppierungen, sondern direkt von jedem einzelnen Wähler gewählt.

Für die Grünen ist Busch der Favorit

Bündnis90/Die Grünen: "Wir können unter den ersten drei Kandidaten auf dem Stimmzettel. Busch, Ruf und Jehle-Mungenast, eine echte Auswahl unter hochmotivierten und kompetenten Bewerbern treffen. Das ist super und zeigt die Attraktivität unserer Stadt. Der vierte Bewerber auf dem Stimmzettel, der AfD-Mann Bloch, ist als Vertreter einer vom Verfassungsschutz beobachteten Partei aus unserer Sicht nicht wählbar. Der bisherige Wahlkampf erscheint uns grundsätzlich fair und sehr engagiert, zumindest die Bewerber Busch, Ruf und Jehle-Mungenast suchen und finden zahlreiche Gelegenheiten mit den Wählern ins Gespräch zu kommen, sind präsent, bürgernah und erreichbar, das schätzen die Menschen in Rottweil.

Der neue OB sollte ein fairer Teamplayer sein, mit Mut zu eigenen Ideen und Visionen für unsere Stadt und/ aber auch gleichzeitig offen für gute, andere neue Ideen und Argumente, egal aus welcher Ecke, von welcher Person oder Partei sie kommen sollten. Er sollte selbstkritisch sein, bereit, sein Tun zu hinterfragen, konstruktive Kritik nicht persönlich nehmen sondern diese als Chance für eine gute Stadtentwicklung schätzen. Zu eigenen Fehlern kann er stehen, er kann daraus lernen. Bürgerbeteiligung, Offenheit und Nachvollziehbarkeit seines Reden und Handelns sollte er aus Überzeugung ›leben‹, getragen von seinem positiven Menschenbild. Kurzum, ein souveräner OB, der auch im größten Arbeitsstress freudig und kommunikationsstark die Menschen ›mitnehmen‹ kann.

Wir unterstützen keinen Kandidaten aktiv. Es ist aber ein ›offenes Geheimnis‹, dass unser Favorit Simon Busch heißt. In ihm sehen wir den neuen OB, der frischen Wind und neue Ideen ins Rathaus bringt. Als einziger wirklich parteiunabhängiger Kandidat. Rottweil braucht einen parteiübergreifenden Oberbürgermeister, der die Interessen einer Mehrheit der Bürger unabhängig von Parteiinteressen vertreten kann."

FDP-Fraktion ist gespalten

Michael Gerlich für die FDP: Zunächst bin ich froh, dass wir mehrere Bewerber haben. Damit ist ein großes Spektrum der Gesellschaft abgebildet und die Bürger haben eine echte Wahl. Der bisherige Wahlkampf verlief – bis auf wenige Ausnahme - fair, ohne persönliche Angriffe. In der Bürgerschaft wird eifrig diskutiert, die Kandidaten sind sehr präsent und die Veranstaltungen der Bewerber sind gut besucht.

Vom neuen OB erwarte ich mir, dass er die Stadt mit Kompetenz und Einsatz durch diese schwierigen Zeiten führt. Dazu gehören Sachkenntnis, Ortskenntnis, Wirtschaftskompetenz, innovatives Handeln, eine ausgeglichene Hand zwischen Bewahren und Erneuern, Förderung des Tourismus und damit voller Einsatz für die Vorbereitung und Durchführung einer Landesgartenschau, die die Stadt voranbringt.

Die FDP-Fraktion ist bei der Kandidatenwahl gespalten. Ich persönlich unterstütze Christian Ruf, dessen solide Arbeit und fundamentale Sachkenntnis ich viele Jahre kennen und schätzen gelernt habe, die Kollegen Karrais und Sailer unterstützen KaiJehle-Mungenast.

Wir können uns in dieser Zeit keine Experimente leisten. Fortschrittliches Handeln und Umsetzen mit Bürgerbeteiligung auf dem Boden von Erfahrung ist jetzt angesagt.