Wir haben Sie, liebe Leser, dazu aufgerufen, uns Ihre Fragen an die OB-Kandidaten zu schicken. Diesmal äußern sich die OB-Kandidaten zu den Problemen in der Helios-Klinik und der spannenden Frage: Ist der Rückkauf durch den Kreis eine Option?
Rottweil - Die teilweise völlig unzureichende Patientenversorgung in der Helios-Klinik, über die unsere Redaktion vor den Sommerferien ausführlich berichtet hat, schlug hohe Wellen. Noch immer erreichen uns diesbezüglich Stimmen und Berichte von Lesern. Die Klinik hat angekündigt, die bekannt gewordenen Fälle aufarbeiten zu wollen und hat die Probleme unter anderem mit kurzfristig aufgetretenen Personalausfällen begründet.
Gleichzeitig wurden in der öffentlichen Debatte Stimmen laut, dass die Privatisierung der Klinik vor rund zehn Jahren ein Fehler gewesen sei.
Was schlagen die Kandidaten zur Verbesserung vor?
Herbert Huber, Arzt in Rottweil, fragt die OB-Kandidaten nun: "In letzter Zeit gibt es immer öfter kritische Äußerungen über Probleme in der Helios Klinik Rottweil. Wie stehen Sie dazu und was würden Sie zur Verbesserung der Situation für die Bürger im Kreis Rottweil vorschlagen? Wäre ein Rückkauf für Sie, zusammen mit dem Kreis, eine Option?"
Simon Busch
„Wir haben als Familie gute Erfahrungen gemacht – zuletzt bei der Geburt unserer Tochter. Die Beschwerden anderer Patienten müssen transparent aufgearbeitet werden. Dazu ist die Klinik verpflichtet. Das Landratsamt muss es überprüfen. 2011 hat der Kreistag die Privatisierung beschlossen. Hauptgrund waren Defizite in Millionenhöhe, auszugleichen durch die Steuerzahler. Eine Rekommunalisierung wäre rechtlich und finanziell ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang. Ohnehin ist keine Absicht von Helios bekannt, den Versorgungsauftrag zurückzugeben. Konzentrieren wir uns auf die Lösung der aktuellen Probleme. Das Krankenhaus leidet unter akutem Fachkräftemangel. Es gibt zu wenig Personal für zu viel Arbeit. Die Stadt kann dabei unterstützen, Fachkräfte von der Attraktivität des Standorts zu überzeugen. Klatschen reicht nicht.“
Christian Ruf
„Aufgrund der aktuellen Berichterstattung habe ich mich bei einem Gespräch mit dem Geschäftsführer und der Pflegedirektorin aus erster Hand informiert. Sicher gibt es mit Fachkräftemangel oder Gewinnorientierung auch strukturelle Probleme. Ich vertrete die Auffassung, Kliniken sind elementare Aufgabe der Daseinsvorsorge und sollten grundsätzlich nicht privatisiert werden, möchte die damalige Entscheidung aber nicht kritisieren. Heute bin ich selbst Mitglied des Kreistags und überzeugt, dass wir das Thema Helios-Klinik und Rückkauf demnächst diskutieren werden. Als Vertreter der Stadt habe ich dabei sicher eine wichtige Rolle, kann mir aber eine abschließende Meinung erst bilden, wenn die Fakten auf dem Tisch liegen. Wir als Stadt müssen dem Fachkräftemangel durch entsprechende Rahmenbedingungen begegnen.“
Kai Jehle-Mungenast
„Die Situation ist in vielen Krankenhäusern angespannt. Hauptgrund ist fehlendes Personal bei fordernden Arbeitsbedingungen. Corona hat das verschärft und viele Mitarbeitenden in der Medizin und Pflege haben weit über ihre Kräfte hinaus zwei Jahre lang unglaubliches geleistet. Dafür bin ich dankbar. Nun sind wir gefordert: Wir müssen in Rottweil gute Lebensbedingungen bieten, um als Standort auf dem Arbeitsmarkt gegenüber großen Städten konkurrieren zu können. Dazu zähle ich gute Kitas mit flexiblen Betreuungszeiten, moderne Schulen, bezahlbaren Wohnraum und für Azubis auch Angebote in Wohngemeinschaften, vielleicht gemeinsam mit Azubis der Stadt und unserer Unternehmen. Einen Rückkauf halte ich für nicht finanzierbar, zumal bei Stadt und Kreis das Know-how fehlt, ein Krankenhaus erfolgreich zu führen.“
Joachim Bloch
„Ich möchte nicht urteilen ohne Fakten zu kennen. Die Rottweiler Klinik hätte nie an einen profitorientierten Konzern verkauft werden dürfen. Statt vom Rückkauf zu phantasieren wäre es viel zielführender, durch Abschaffung der einrichtungsbezogenen Impfpflicht die Personalnot zu lindern. Mir ist das Schicksal einer jungen Frau bekannt, die als Ungeimpfte Krankenschwester werden wollte. Aus Angst, die Ausbildung abbrechen zu müssen, ließ sie sich auf massiven Druck hin impfen. Die bitteren Folgen teilte sie mir mit: ›Kurzatmigkeit nach geringer körperlicher Anstrengung, häufiges starkes Herzklopfen und Herzrasen. Zudem bin ich dauerhaft erschöpft und müde. Meine Beine jucken so, dass ich sie mir blutig kratze.‹"