Christian Ruf hat knapp die meisten Wählerstimmen auf sich vereint. Foto: Graner Photodesign

"Das ist ja wie ein Krimi" – damit spricht eine Bürgerin vor dem Alten Rathaus am Sonntagabend vielen aus der Seele. Christian Ruf und Simon Busch liegen im Rennen um den OB-Posten ganz eng beieinander – am 16. Oktober wird erneut gewählt.

Rottweil - Amtsinhaber Ralf Broß verkündet schon gegen 19.10 Uhr das vorläufige Wahlergebnis: Auf Christian Ruf entfallen 40,27 Prozent der Stimmen, auf Simon Busch 38,45 Prozent, auf Kai-Jehle Mungenast 16,11 Prozent und auf Joachim Bloch 4,57 Prozent.

"Das heißt, keiner hat die absolute Mehrheit erreicht – und das heißt, es gibt eine Neuwahl am 16. Oktober", so Broß, der am 1. November zum Städtetag nach Stuttgart wechselt.

Der Wahljubel bleibt aus

Zu echtem Wahljubel kommt es damit an diesem Abend nicht. Angesichts des knappen Ergebnisses ist für die Neuwahl in drei Wochen alles offen. Viele hatten zwar mit einem Kopf-an-Kopf-Rennen von Ruf und Busch gerechnet – sich aber doch ein etwas deutlicheres Votum erhofft. Und ein höheres Bürgerinteresse: Als OB Broß die Wahlbeteiligung von 44,42 Prozent verkündet, geht ein enttäuschtes Raunen durch die Menge.

Große Unterschiede in den Bezirken

Für Spannung und etliche Ahhs und Ohhs bei den Zuschauern vor dem Alten Rathaus sorgen die deutlichen Unterschiede in den Bezirken und Orts- und Stadtteilen. Jedes Ergebnis wird direkt nach der Auszählung auf die große Leinwand übertragen. Mal liegt der amtierende Bürgermeister Christian Ruf ganz deutlich vorn – wie in Feckenhausen mit 59,7 Prozent, in Zepfenhan mit 50,6 Prozent oder in Neufra mit 47,6 Prozent, mal fährt dann wieder Busch einen klaren Sieg ein – wie in Bühlingen mit 47,6 Prozent oder auf dem Hegneberg mit 45,8 Prozent der Stimmen.

Auch im Bezirk Eichendorffschule (44,1 Prozent) und im Kutschenhaus (45,9) – also im Herzen der Stadt – ist Simon Busch der Wahlsieger. Ruf punktet dagegen in Neukirch (45,8) und Hausen (40,8). In Göllsdorf ist das Wählervotum besonders knapp – nur eine Stimme mehr für Ruf.

Kai Jehle-Mungenast fährt in Hausen mit 27,7 Prozent sein bestes Ergebnis ein, in Neukirch kann er 24,4 Prozent der Wähler von sich überzeugen, im Bezirk Römerschule 22,2 Prozent.

Afd-Kandidat Joachim Bloch erreichte auf dem Hegneberg mit 10,1 Prozent der Stimmen die meisten Wähler, gefolgt von Göllsdorf (9,4) und dem Bezirk Bildungsakademie (9,1).

Während Joachim Bloch vor der Bühne des Alten Rathauses für unsere Redaktion nach Verkündung des Wahleregebnisses nicht zu entdecken ist (wir reichen sein Statement nach), ordnen die anderen drei Kandidaten das Wahlergebnis für uns ein:

Kai Jehle-Mungenast

Die spannende Frage, ob er seine Kandidatur zurückzieht oder weiter im Rennen bleibt, beantwortet Kai Jehle-Mungenast an diesem Abend noch nicht. Die Kandidatur sei bislang eine große Bereicherung gewesen, er hatte große Lust, diese Stadt zu gestalten und habe die Zeit des Wahlkampfs sehr genossen. "Ich habe die Rottweiler lieben gelernt", sagt der 38-Jährige. Das Ergebnis sei jetzt zwar eindeutig, aber doch sei es so, dass es eine Menge Bürger gibt, die sich den Aufbruch auch wünschen. Er werde nun mit der Familie zusammensitzen, darüber schlafen und am Montag schauen, wie es weitergeht.

Simon Busch

Simon Busch freut sich über das "sehr, sehr gute Ergebnis" und dankt allen Wählern für ihr Vertrauen. "Jetzt gilt es morgen, das Ergebnis zu analysieren und sacken zu lassen. Dann geht es ab morgen in die Verlängerung. Ich denke es ist ein offenes Rennen. Ich freu mich und ich werde weiterhin voll angreifen."

Christian Ruf

Christian Ruf resümiert: "Es war tatsächlich das erwartete Kopf-an-Kopf-Rennen." Auch er wolle sich das Wahlergebnis jetzt im Detail ganz genau anschauen. Auch sein Dank gilt den Wählern – er freue sich wirklich von Herzen über das große Vertrauen. Es gebe jetzt noch einmal "spannende drei Wochen".

In der Tat: Der Wahlkampf geht nun in die Verlängerung. Auch ganz neue Kandidaten können einsteigen. Einer, Dieter Albrecht, hatte diesen Schritt bereits im Vorfeld der Wahl angekündigt. Am 16. Oktober gilt dann die einfache Mehrheit – das heißt: Auch wenn es hauchdünn ausgeht – Rottweil hat dann auf jeden Fall einen neuen Oberbürgermeister.