Blick auf das Rathaus I – der Sitz des Lahrer Oberbürgermeisters Foto: Bender

Die Lahrer OB-Wahl 2027 wirft bereits ihre Schatten voraus: Zuletzt machten Gerüchte die Runde, ein AfDler schiele auf das Amt. Dieser zeigt sich tatsächlich nicht abgeneigt.

Ihr Erstarken im Allgemeinen und speziell in der Stadt könnte die AfD nach Höherem greifen lassen. Konkret: Wenn in gut zwei Jahren in Lahr ein neuer Oberbürgermeister gewählt wird, steht mit keiner geringen Wahrscheinlichkeit ein Kandidat der selbsternannten Alternative für Deutschland auf dem Stimmzettel.

 

Benjamin Rösch ist vielbeschäftigt, seit Kurzem noch etwas mehr: Der 45-Jährige, der hauptberuflich als persönlicher Referent des Bundestagsabgeordneten Michael Blos (Emmendingen-Lahr) arbeitet, wurde im Juni zum Sprecher des Ortenauer AfD-Kreisverbands gewählt. Dazu ist er seit rund einem Jahr Mitglied im Lahrer Gemeinderat und im Kreistag. Letzteren Sitz will Rösch nun aufgeben, wie er auf seiner Facebook-Seite verkündet hat: Ab sofort solle die volle Konzentration auf seinem neuen Parteiamt und der Gremienarbeit in seiner Wahlheimatstadt liegen. Dort könnte es dabei nicht bleiben.

Schon länger gibt es Gerüchte, Rösch trage sich mit dem Gedanken, bei der Lahrer OB-Wahl 2027 seinen Hut in den Ring zu werfen. Spekulationen, die mit dem Antrag auf Entlassung aus dem Kreistag in den vergangenen Tagen neue Nahrung erhielten. Nach mehreren Hinweisen aus verschiedenen Quellen hat die LZ bei Rösch nachgehakt – und kein Dementi gehört.

Er schließt eine Kandidatur nicht aus

Der AfD-Mann spricht zwar von „ungelegten Eiern“, schließt eine Kandidatur um den Chefsessel im Lahrer Rathaus aber nicht aus: „Sollten wir in einem Jahr zu dem Schluss kommen, dass es realistisch ist, die Wahl zu gewinnen, wäre ich Stand heute sicher jemand, der als Kandidat infrage käme.“

Bestes Bundestagswahlergebnis in Lahr

Voraussetzung dafür sei jedoch, dass sich die Stimmung (noch mehr) zugunsten der AfD drehe. Zwar haben die Rechtspopulisten bei der Bundestagswahl im Februar mit fast einem Drittel der Stimmen das beste Ergebnis in Lahr eingefahren. Doch bedeutet das laut Rösch noch nicht, dass ein AfD-Anwärter auch die größten Chancen auf das OB-Amt hätte. „Das Beispiel der Landratswahlen in Mecklenburg-Vorpommern hat zuletzt gezeigt, dass im ersten Wahlgang zwar 35 bis 40 Prozent für die AfD möglich sind. Das lässt sich bei der Stichwahl dann aber nicht steigern, weil da die noch immer vorhandene Brandmauer zum Tragen kommt – und am Ende der Konkurrent gewinnt“, so der gebürtige Emmendinger.

Benjamin Rösch Foto: Andreas Kobs

Markus Ibert hat bislang noch nicht verlauten lassen, ob er in zwei Jahren erneut für den OB-Posten kandidiert. Aktuell deutet allerdings nichts darauf hin, dass er sich mit einer Amtsperiode zufriedengibt. Der damalige IGZ-Geschäftsführer hatte die Wahl 2019 als parteiloser Bewerber mit Unterstützung von weiten Teilen der CDU, Freien Wähler und FDP gewonnen (siehe Info). Auch bei der AfD war er der Favorit.

Amtsinhaber nicht unterstützen

2027, deutet Rösch an, dürfte das nicht erneut der Fall sein: „Sollten wir keinen eigenen Kandidaten ins Rennen schicken, gibt es die Möglichkeit, einen Bewerber zu unterstützen, der nicht Markus Ibert heißt.“ Nicht wenige in den Reihen der AfD werteten die einstige Parteinahme für Ibert mittlerweile als Fehler. Rösch, der nach einer langjährigen Karriere bei der Bundeswehr Ende 2017 Berater und Medienreferent des damaligen AfD-Bundestagsabgeordneten Thomas Seitz wurde, betont, dass die schwierige (Finanz-)Lage der Stadt zwar nicht das Verschulden der Verwaltungsspitze sei, diese aber bei der Suche nach einem Weg aus der Krise „die Schwerpunkte falsch setzt“. Aktuelles Beispiel: die „ungerechte“ Erhöhung der Kita-Gebühren.

Vogt oder Pietraszyk folgen

Ob Rösch tatsächlich Ibert herausfordern wird, wird die Zukunft zeigen, sein Ausscheiden aus dem Kreistag dürfte derweil sicher sein. Nach Angaben des Landratsamts reicht als Begründung dafür die Mitgliedschaft in einem Gemeinderat aus. Nachrücken wird definitiv ein Lahrer: Nach dem Wahlergebnis folgen auf Rösch erst Hartmut Vogt und dann Jürgen Pietraszyk.

Die Wahl 2019

Bei der Lahrer OB-Wahl am 22. September 2019 erreichte kein Kandidat die notwendige absolute Mehrheit. Markus Ibert lag mit knapp 40 Prozent der Stimmen vorn. Nachdem die weiteren Kandidaten, unter anderem der Erste Bürgermeister Guido Schöneboom (SPD), zurückgezogen hatten, kam es am 6. Oktober zur Stichwahl zwischen Ibert und Christine Buchheit von den Grünen. Dabei setzte sich Ibert mit 55 Prozent der Stimmen durch. Buchheit kam auf 44,9 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag im ersten Wahlgang 36,3, im zweiten bei 38,9 Prozent.