Zur offiziellen Kandidatenvorstellung der Stadt für die Oberbürgermeisterwahl war die Stadthalle am Freitagabend gut gefüllt. Foto: Jörg Braun

Rund 1000 Bürger strömen am Freitagabend in die Balinger Stadthalle zur offiziellen Bewerber-Präsentation für die OB-Wahl am 5. März. So lief der Abend.

Wer wird am 5. März zur neuen Oberbürgermeisterin oder neuem Oberbürgermeister von Balingen gewählt? Auf diese Frage gab es auch am Freitagabend in der Stadthalle keine klare Antwort.

Bei der offiziellen Kandidaten-Vorstellung der Stadtverwaltung präsentierten sich alle sieben Bewerber. Einen klaren Favoriten auszumachen war jedoch nicht möglich. Deutlich wurde aber auch: Alle sieben sind ernstzunehmende Bewerber, ein Spaßkandidat ist nicht dabei.

Die Stadthalle war restlos gefüllt, auch die Türen zum Foyer waren geöffnet worden und viele Zuschauer standen entlang der Wände. Gut 1000 Bürger dürften die Halle wohl bevölkert haben.

Oberbürgermeister Reitemann führt durch den Abend

Oberbürgermeister Helmut Reitemann steuerte die Veranstaltung souverän. Ein Gong zeigte Besuchern und Kandidaten an, wann die Redezeit überschritten war. Nicht alle Bewerber nutzten sie voll aus. Für die Vorstellung hatten sie jeweils zehn Minuten Zeit, für die Beantwortung von Fragen jeweils nur eine.

Auf der Bühne: die Kandidatin und die Kandidaten Foto: Braun

Zwischen den Beiträgen zu Beginn wurden die Kandidaten einzeln in den Saal geführt. In den dadurch entstehenden Pausen gab es im Publikum muntere Debatten über das gerade Gehörte. Die Zuhörer waren fair und applaudierten allen Aspiranten.

Dominik Ochs sorgt für Lacher

Für das meiste Aufsehen im Saal und die meisten Lacher bei seiner Ansprache sorgte Dominik Ochs, der mit vielen flapsigen Sprüchen aufwartet, aber auch ganz ernst an die Bürger der Stadt appellierte, in einer Woche zur Wahl zu gehen.

Dirk Abel Foto: Braun

„Es geht los, die zehn Minuten laufen“, sagt OB Helmut Reitemann. Dirk Abel nutzt sie. „Ich möchte zusammen mit Ihnen Balingen gestalten.“ Eine Kreativstadt schwebt ihm vor. Er gibt sich bürgernah, erzählt von Besuchen in Ortschaftsräten, an Haustüren, betont seine guten Kontakte in Land und Bund. In seinen Visionen streift er Themen wie Wirtschaft, Wohnen, kommt auf die Ortsumfahrung Endingen-Erzingen zu sprechen – da geht ein Raunen durch die Reihen, Applaus.

Erwin Feucht Foto: Braun

Mehr als 40 Jahre sei er politisch aktiv, vernetzt, hebt Erwin Feucht hervor. Der Konditormeister mit Interesse für Kunst und Kultur startet eine Zeitreise bis 2031. Er wünscht sich neue Hallen, Kitas, ein Jobticket, weit fortgeschrittene Bauarbeiten am Zentralklinikum, ein Zentrum gegen hausärztlichen Notstand. „Ich weiß, was Dienstleistung ist“, erklärt er. Feucht spricht schnell, beendet seine Rede nach dem ersten Gong und rauscht von der Bühne.

Siegfried Schäfer Foto: Braun

„Politisch interessiert war ich schon immer“, sagt Siegfried Schäfer und erklärt, weshalb er sich ohne Verwaltungsabschluss oder -studium beworben hat. „Ja, ich kann’s.“ Die Liste seiner Ideen ist lang, Sicherheit spielt eine große Rolle. Kein Wunder, Schäfer ist Streifenpolizist. Er will das Gartenschaugelände pflegen und später „nicht denen überlassen, die nachts mit Spraydosen“ unterwegs sein könnten. Die sichere Zukunft der Stadt, sie ist sein vorrangiges Ziel.

Markus Robert Weinmann Foto: Braun

Bereit? „Jawohl“, sagt Markus Robert Weinmann. Der Elektromeister ist parteilos, will unabhängig sein. Ohne Lenkung von außen. Im politischen Wahnsinn sei man gelandet. Er spricht von einem finanziellen Fiasko um die Gartenschau, verweist auf Trigema-Chef Wolfgang Grupp, der Alarm schlage, vor einer Entlassungswelle warne. „Draußen rumort es“, ist Weinmann sicher. Kurz vor knapp ist er fertig. Was hängen bleibt: Er sieht die finanziellen Mittel falsch verteilt.

Stefan Buck Foto: Braun

Stefan Buck begrüßt die Runde, ist außer Atem, verweist auf die sechs Treppen zum Podium. Lacher im Publikum. Er, der im politischen Balingen aktiv ist, in Ausschüssen etwa, zählt Ehrenämter und Vereinsmitgliedschaften auf. „Demokratie braucht Auswahl“, betont er, deshalb habe er sich beworben. Vorhaben fürs Gemeinwohl will er durchsetzen, einen sorgsamen Umgang mit den Finanzen. Was er nicht will: die Balinger Berge mit „Propellern zuspachteln“.

Dominik Ochs Foto: Braun

Nach 16 Jahren ist es, wie Dominik Ochs sagt, Zeit für einen neuen Häuptling auf dem Thron. Wer das sein sollte? „Ich.“ Der Saal lacht. „Ich bin jung, dynamisch, begeisterungsfähig, tolerant, solange es nicht um Nazis geht.“ Wohnen, Jugend, Soziales, Digitales – das sind seine Themen. Ochs gibt sich locker, zugleich ernst. Er sei ein junger Mensch, der sich Sorgen um die Zukunft mache. „Jeder von uns hat eine Stimme, die gehört werden muss.“ Der Applaus bis dahin: der lauteste.

Sybille Fleischmann Foto: Braun

„Die letzten Wochen waren intensiv“, erklärt Sybille Fleischmann. Als gebürtige Balingerin betont sie ihre Verbundenheit zur Stadt. „Ich will Balingen nicht neu erfinden, sondern weiterentwickeln.“ Darunter versteht sie: bessere Möglichkeiten für die Wirtschaft oder Unterstützung für Vereine und Ehrenamt. Der Gong ertönt – „hui!“ sagt Fleischmann, „Klima lassen wir wegfallen“ –, schnell, laut, voller Enthusiasmus spricht sie vom Wir-Gefühl in Balingen.

Weitere Informationen

Wahl-Podium
Am Montag, 27. Februar, bietet der Schwarzwälder Bote eine große Podiumsdiskussion in der Balinger Stadthalle an, die um 19 Uhr beginnt und zu der alle Kandidaten eingeladen sind. Lokal- und Chefredaktion übernehmen die Moderation. Der Eintritt ist frei.

Online-Dossier
Der Schwarzwälder Bote begleitet die OB-Wahl in Balingen im Vorfeld umfangreich. Alle Kandidaten werden mit Porträts vorgestellt. Außerdem bietet unsere Redaktion Themenseiten zu vielen Bereichen an. Zu finden sind die Texte hier auch online.

Online-Umfrage
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