Mehr als 400 Gäste verfolgen das Schwabo-Wahlpodium zur OB-Wahl in Balingen in der Stadthalle, weitere rund 250 schauten sich die Debatte live auf Yotube an. Die sieben Kandidaten stellten sich den Fragen des Publikums und brachten beim ein oder anderen Klarheit, wo sie am Sonntag ihr Kreuz machen.
Nur rund die Hälfte der Gäste im großen Saal der Stadthalle hob die Hand, als die Moderatoren Jörg Braun (Mitglied der Chefredaktion des Schwarzwälder Boten) und Julia Gern (Redakteurin) das Publikum fragten, ob sie schon wüssten, wem sie bei der Wahl des Balinger Oberbürgermeisters am Sonntag, 5. März, ihre Stimme geben. Die folgenden rund zweieinhalb Stunden des Schwabo-Wahlpodiums sollten dazu Aufschluss geben. Mehr als 400 Gäste verfolgten die Wahldebatte in der Stadthalle, weitere rund 250 Zuschauer über den Live-Stream auf Youtube.
Jörg Braun und Julia Gern starteten mit einer „Blitzfragerunde“, die allerlei Persönliches der Kandidaten aufdeckte – wie etwa den Musikgeschmack der Kandidaten. Erwin Feucht wünscht sich – wenn Geld keine Rolle spielen würde – die Foo Fighters und Apache 207 – zum Marktplatz Open-Air, Markus Robert Weinmann mag es mit den Kastelruther Spatzen eher volkstümlich. Als Kulisse für Heiratsanträge sind der Heuberg mit Blick über Balingen und der Zillhauser Wasserfall beliebt. Dominik Ochs hat darin Erfahrung – er hat vor wenigen Monaten am Zollerschloss um die Hand seiner Verlobten angehalten.
Auch die Schwabo-Leser und das Publikum hatten Fragen an die Kandidaten. Etwa, wie sie zu dem Problem stehen, dass junge Familien für kleinen Wohnraum viel Geld bezahlen müssen, während Senioren teilweise allein in großen Häusern wohnen. Enteignung sahen die Kandidaten alle kritisch. Viel mehr wollen sie das Gespräch mit den Hausbesitzern suchen und attraktive Gegenangebote machen. Auch darin, dass die Eyachstadt mehr bezahlbaren Wohnraum braucht, waren sich die Kandidaten einig.
Dirk Abel (45) beschrieb seine Vision der „Kreativstadt Balingen“ im Jahr 2040 mit einer vielfältigen Kultur, starken Stadtteilen, bezahlbarem Wohnraum, genügend Betreuungsplätzen, klimaneutraler Infrastruktur, einem aktiven Vereinsleben, einer intakten Natur und Umwelt, einer modernen Verwaltung und einer attraktiven Nachnutzung des Gartenschaugeländes.
Erwin Feucht (63) legte seinen Fokus auf Mobilität, sanierte Hallen und städtische Gebäude. Auch alternative Energien wolle er forcieren. Als Fraktionssprecher der Grünen im Gemeinderat punktete Feucht vor allem mit Wissen über den aktuellen Stand von Projekten , wie etwa den Interkommunalen Gewerbegebieten zwischen Balingen und Bisingen und dem Radwegekonzept. Als künftiger OB wolle er die Fahrradwege priorisiert anpacken.
Siegfried Schäfer (61) kann zwar nicht mit Verwaltungserfahrung punkten, aber als langjähriger Streifenpolizist die Stadt aus einer anderen Perspektive analysieren. Für ihn steht der Schulterschluss mit den Ortsvorstehern ganz oben: „Da sind Probleme, die in den vergangenen Jahren vernachlässigt wurden“. Auch die Straßensanierung priorisiert der Roßwanger weit oben.
Markus Robert Weinmann (54) wiederholte seinen Leitsatz wie ein Mantra: „Wichtiges erhalten, Unnützes unterlassen, Dringliches vorziehen!“ Als Balinger OB wolle er vor allem das Ganze im Blick haben. Dabei zeigte er keine Scheu auch zuzugeben, wenn er sich zu manchen Themen – etwa erneuerbare Energien – noch keine Meinung gebildet hat.
Stefan Buck (47) kündigte an, das „Müllchaos“ in der Stadt, vor allem auf den Parkplätzen, zu beseitigen. Auch betonte er immer wieder, wie er zu Windkraftanlagen steht – er finde „die Dinger kreuzhässlich“. Photovoltaik, vor allem auf Privatgebäuden, stehe er aber offen gegenüber. Als alleinerziehender Vater liege ihm die Betreuungssituation in der Stadt am Herzen. Er stand mit dieser Meinung nicht alleine da. An sich sehen alle Kandidaten bei der Kinderbetreuung Verbesserungsbedarf.
Dominik Ochs (28) hatte gelegentlich die Lacher auf seiner Seite. Mit pointiertem Witz karikierte er Dinge, die in den vergangenen acht Jahren in Balingen schief gelaufen sind. Warum also nicht gleich die Faxgeräte im Rathaus durch Brieftauben ersetzen? Bei den Fragen, die von Schwabo-Lesern und aus dem Publikum kamen, zeigte er aber auch seine ernste Seite. Er zeigte sich vor allem als Anwalt der Angestellten im sozialen Bereich und für Themen rund um Inklusion.
Sybille Fleischmann (50) sieht sich selbst als „Teamkapitän“. Als Projektmanagerin sei sie es gewohnt, in Projekten und in Konzepten zu denken. Balingen müsse man nicht neu erfinden, sondern weiterentwickeln und die Stadt für die Zukunft rüsten. Ihre Antwort auf viele Fragen war es, im Kern zu analysieren und daraus Handlungen abzuleiten – und diese dann mit dem Gemeinderat auf den Weg zu bringen.
Die Debatte auf Youtube
Diskussion zum Nachschauen
Wer die Veranstaltung verpasst hat, kann die Debatte auf Youtube nachschauen auf dem Kanal des Schwarzwälder Boten.