Will es wissen: Michael Gonser steht für das Amt des Albstädter Oberbürgermeisters zur Verfügung. Foto: Karina Eyrich

Der OB-Wahlkampf bleibt spannend: Zu den vier Kandidaten hat sich ein fünfter hinzugesellt. Michael Gonser stammt aus Albstadt, lebt in Norddeutschland und will in seiner alten Heimat etwas bewegen.

Der Mann liebt Herausforderungen. Vier Tage bleiben Michael Gonser noch, um die Albstädter davon zu überzeugen, dass er der richtige OB für sie wäre – und das im zweiten Wahlgang, in dem die relative Mehrheit reicht. Sein Name steht nicht auf dem Wahlzettel, muss also von Hand nachgetragen werden, samt Adresse, denn in Albstadt gibt es noch einige Michael Gonsers. Also weiterschreiben: Lückacker 1, 24997 Wanderup. Zugegeben: Den Albstädtern ist das Verfahren wohlvertraut.

Wanderup – wo liegt das? Handballfans mit langem Gedächtnis wird der Name vielleicht etwas sagen; der HBW Balingen-Weilstetten hat vor Jahren mal im Pokal gegen die HSG Tarp-Wanderup gespielt. Wanderup liegt im Norden von Schleswig-Holstein, zwei Autobahnausfahrten von der dänischen Grenze entfernt – wie kommt einer dorthin, dessen Vater aus Tailfingen und dessen Mutter aus Onstmettingen stammt?

Ein weltläufiger Schwabe

Auf Umwegen: Michael Gonser zählt zur Spezies der weltläufigen Schwaben. Er ist 63 und Vater von fünf Töchtern, geboren im brasilianischen Sao Paulo, aufgewachsen in Onstmettingen und Rosenfeld, zur Schule gegangen in Tailfingen und Balingen. Nach dem Abitur verpflichtete er sich für zwei Jahre bei der Bundeswehr; einen Teil davon verbrachte er, da er dank einem Jahr Schüleraustausch in den USA fließend Englisch konnte, unter Amerikanern in Rammstein, und scheiterte danach mit einer Bewerbung für den diplomatischen Dienst nur daran, dass sein Französisch nicht „ganz so gut“ war wie sein Englisch.

„Rückwärts gehe ich nicht“

Also studierte er Jura und arbeitete parallel erst als Flugbegleiter und dann als Personalmanager bei der Lufthansa. Als die ihn im Zuge von Sparmaßnahmen Anfang der 1990er Jahre ins Glied schicken wollte, sagte er Adieu – „Rückwärts gehe ich nicht“ – und trat, mittlerweile mit Familie und dem ersten Staatsexamen in der Tasche, sein Referendariat in Hechingen an.

Die Japaner verhinderten die Reintegration

Er sanierte das Haus seiner verstorbenen Großmutter in Onstmettingen, klebte für die Albstädter CDU und Heinrich Haasis Plakate und war auf dem besten Weg, sich in seiner Heimatstadt zu reintegrieren, als ein japanischer Konzern ihn der deutschen Justiz abwarb und als Personaldirektor ins Rheinland holte.

So blieb Michael Gonser ohne zweites Staatsexamen und machte stattdessen Karriere als Personaler: erst bei den Japanern, später bei Nestlé und anderen Global Playern in der Schweiz – seitdem wird auch sein Französisch höchsten Ansprüchen gerecht. 2020 wurde er ein zweites Mal zum Karriereschritt im Rückwärtsgang aufgefordert, sagte wieder nein und ließ sich mit seiner zweiten Frau im Norden nieder, aus dem sie stammt. Sie führt dort ihr eigenes Unternehmen; er kümmert sich um die beiden Zwillingstöchter und hatte eigentlich vorgehabt, sich intensiver dem Segeln zu widmen.

Segeln kann man in Albstadt nicht

Daraus wird jetzt vielleicht nichts – wo will man in Albstadt segeln? Seit Michael Gonser weiß, dass Klaus Konzelmann aufhört, hatte er mit einer Oberbürgermeister-Kandidatur geliebäugelt – nur in Albstadt: „In Flensburg oder Balingen hätte ich mich im Traum nicht beworben.“ Warum so spät? Weil Gonser Familienmensch ist und seine Familie erst davon überzeugt sein wollte, dass dieser OB-Posten ihm wirklich sehr wichtig ist. Er hat den Bewerbungstermin am 8. März seiner Frau zuliebe verstreichen lassen – und es sich dann doch überlegt und ein Wahlkampfteam, bestehend aus seinem 92-jährigen Vater und seiner zweitältesten Tochter, um sich geschart. Warum? „Nicht geschossen heißt auf jeden Fall ‘daneben‘.“

Menschenführung und die Quadratur des Kreises

Aber was kann er den Albstädtern bieten? Keine Erfahrung als Kommunalpolitiker – aber dafür jede Menge in Menschenführung. Dazu Tatkraft, einen „bunt schillernden“ und dennoch stringenten Lebenslauf – und eine zweite Quadratur des Kreises. „Ich bin von hier – und komme doch von außen.“

Weitere Informationen unter www.michaelgonser.com.