Wer gibt Grün und wer Rot für einen Verbleib im Kandidatenrennen? So einfach wie bei der Podiumsdiskussion von Fridays for Future ist es für Markus Ringle (Mitte) diesmal nicht – Udo Hollauer (links) und Roland Tralmer bleiben ohnehin im Rennen. Foto: Karina Eyrich

Nach der Wahl ist vor der Wahl, zumindest in Albstadt im März 2023. Keiner der vier Kandidaten für das Amt des Oberbürgermeisters hat im ersten Wahlgang eine absolute Mehrheit errungen – wie viele in die zweite Runde gehen, ist weiter offen.

Wer im Internet auf das Beteiligungsportal des Landes Baden-Württemberg geht, wird dort einen Gesetzentwurf mit diversen Vorschlägen für eine Änderung des bestehenden Kommunalwahlrechts finden – die Liste enthält sechs Punkte; der fünfte sieht vor, dass es in Zukunft keine „Neuwahl“ – so der etwas missverständliche Terminus – mehr geben soll, wenn im ersten Wahlgang einer Bürgermeisterwahl alle Kandidaten die absolute Mehrheit verfehlt haben.

An ihre Stelle soll eine Stichwahl treten: Zum zweiten Wahlgang dürfen nur noch die beiden Kandidaten antreten, welche im ersten die meisten Stimmen erzielt haben – oder richtiger: Sie müssen; keiner von ihnen darf mehr zurückziehen. Dafür bleiben alle anderen außen vor – aus und vorbei.

Gesetz ist diese Regelung allerdings noch nicht; auf die OB-Wahl in Albstadt finden noch die alten Bestimmungen Anwendung.

Was bedeutet, dass selbst Thomas Paul Wenske mit seinen 2,83 Prozent aus dem ersten Wahlgang weitermachen darf – und das wird er auch, genau wie Roland Tralmer, der CDU-Stadtverbandsvorsitzende, der mit 42,64 Prozent mehr Stimmen als seine Mitbewerber errungen hat, aber eben nicht genug für einen Wahlsieg im ersten Anlauf, und wie Udo Hollauer, der Erste Bürgermeister, der es mit 33,19 Prozent auf den zweiten Platz geschafft hat. Alle Drei haben noch am Wahlabend bekundet, dass sie im Rennen bleiben.

Noch ist nichts ausgemacht

Bliebe es dabei, dann hätte der zweite Wahlgang am 19. März – bei allen Respekt vor Wenskes 2,8 Prozent – durchaus den Charakter einer Stichwahl. Aber noch ist das nicht ausgemacht: Markus Ringle, Stadtverbandsvorsitzender von Bündnis ’90/Die Grünen und Vierter im Bunde der Kandidaten, hat seine Entscheidung darüber, ob er zum zweiten Wahlgang antritt, noch einmal vertagt. Er wird sich heute Abend mit seinem Wahlkampfteam beraten und am Dienstag, womöglich auch erst am Mittwoch, dem Gemeindewahlausschuss und der Öffentlichkeit mitteilen, wie er sich entschieden hat.

Die Bewerbungsfrist endet am Mittwoch, 18 Uhr

Die Frist endet dafür am Mittwoch um 18 Uhr – und zugleich mit ihr auch die Bewerbungsfrist für etwaige weitere Kandidaten, die nicht zum ersten Wahlgang angetreten waren. Auch sie dürfen den Hut in den Ring werfen; geschähe das, könnten die Karten durchaus neu gemischt werden.

Sind 20,4 Prozent das letzte Wort?

Wahrscheinlich ist das allerdings nicht. Markus Ringle hat am Montag erkennen lassen, dass mit den 20,4 Prozent, die er am Sonntag erhalten hat, das letzte Wort nicht gesprochen sein muss – und dass er keineswegs entmutigt ist. Bliebe er an Bord, dann wäre die Ausgangslage praktisch die gleiche wie bisher, abgesehen davon, dass nun die relative Mehrheit für den Wahlsieg genügt. Stiege er aus, dann stellte sich die Frage, wie sich seine Wähler verhalten, ob sie die große Schar der Nichtwähler verstärken oder sich umorientieren.

Hollauer will „reden, reden, reden“

Roland Tralmer hat am Montagabend mit seinem Stab über die weitere Strategie beraten, Udo Hollauer bereits am Nachmittag im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten die Devise „Reden, reden, reden!“ ausgegeben. Sein Urlaub ist zu Ende; in den nächsten zwei Wochen will er nach Feierabend weitere „Bürgergespräche“ führen und im Bedarfsfall noch weitere Urlaubstage nehmen – wobei sich schon jetzt abzeichnet, dass der Bedarfsfall eintreten wird.

Thomas Wenske wird weitermachen wie bisher – er hat Wahlkampf auf sehr kleiner Flamme geführt und findet, dass er damit nicht schlecht gefahren ist.