Der gewählte und der amtierende Oberbürgermeister: Roland Tralmer (links) und Klaus Konzelmann. Foto: Eyrich

Die Kandidaten der Oberbürgermeister-Wahl in Albstadt ziehen ihre persönliche Wahlbilanz – und die fällt auch bei den Verlierern nicht völlig negativ aus. Der Sieger hat nach hartem Wahlkampf nun erst einmal in seiner Rechtsanwaltskanzlei viel zu tun.

Die Anspannung ist nach seinem Wahlsieg von ihm abgefallen: Roland Tralmer, der gewählte Albstädter Oberbürgermeister, hat es am Montag etwas langsamer angehen lassen und mit seiner Frau Kristina Gabler in aller Ruhe gefrühstückt. Für die bringt das Ergebnis einen Umzug mit sich: Wie versprochen wird sie ihre Wohnung in Stuttgart, wo sie bei der Staatsanwaltschaft tätig ist, auflösen und ganz nach Albstadt ziehen. Dort sucht das Paar nun eine größere Wohnung – ohne Zeitdruck.

 

Dem muss Tralmer dafür in seinem bisherigen Metier standhalten. Der Rechtsanwalt mit eigener Kanzlei will bis zu seinem Amtsantritt am 1. Juni noch möglichst viele Fälle abschließen – und andere, länger laufende Mandate in die Hände kooperierender Kollegen legen. In Absprache mit der Anwaltskammer. Für seine Mitarbeiterinnen in der Kanzlei hat er sich um berufliche Perspektiven gekümmert; eine ging bereits zum Jahreswechsel in den Ruhestand.

Mehrere Kilo sind auf der Strecke geblieben

Im Wahlkampf hat Tralmer mehrere Kilo Lebendgewicht verloren, doch Wellnessurlaub ist fürs Erste nicht drin: Jetzt stehen Gespräche mit allen Gemeinderatsfraktionen an– um ihnen die Hand zur Zusammenarbeit zu reichen, wie er betont. „Die Wahlbeteiligung war auch im zweiten Wahlgang besorgniserregend; das muss uns allen zu denken geben.“ Gemeinsam mit seinen Stadtratskollegen will er eruieren, warum die Albstädter so wenig Interesse für die Kommunalpolitik aufbringen. „Bessere Kommunikation zwischen Stadt und Bürger“ hatte er im Wahlkampf zugesagt – dieses Versprechen werde er einlösen.

Hollauer: „Albstadt bleibt meine Aufgabe“

Udo Hollauer hat am Tag der Wahlniederlage bekräftigt, was er am Wahlabend gesagt hatte: Er sehe Albstadt weiterhin als seine Aufgabe an und werde Erster Bürgermeister bleiben. Der Wähler habe entschieden, und diese Entscheidung akzeptiere er. Im übrigen habe er trotz verlorener Wahl sehr vom Wahlkampf akzeptiert: Er habe viele gute Gespräche geführt, Anregungen erhalten, die Albstädter näher als bisher kennengelernt. „Es war ein Gewinn.“

Das sagt auch Markus Ringle, der drittplatzierte Kandidat. „Ich habe viel gelernt – über die Stadt, über die Politik, über mich.“ Sein Ergebnis – nach 20,4 Prozent im ersten Wahlgang erhielt er diesmal 12,8 Prozent der Stimmen – habe ihn nicht besonders überrascht und versetze ihn weder in Freudentaumel noch in tiefe Trauer.

Genutzt oder geschadet? – Aus dem Ergebnis kann er das nicht herauslesen

Dass er irgendeinem anderen Kandidaten durch seine Entscheidung, im Rennen zu bleiben, genützt oder geschadet habe, könne er dem Wahlergebnis auch nach intensiverem Tabellenstudium nicht entnehmen. Für ihn persönlich ändere sich durch dieses Ergebnis sicher weniger als für seine Mitbewerber – „und für die Stadt leider auch. Das Veränderungspotenzial wäre mit mir größer gewesen.“

Die Tochter als Wahlkampfmanagerin

Auch Michael Gonser, der Mann der allerletzten Minute, spricht im Nachhinein von einer „tollen Erfahrung“, ohne die er etliche interessante Leute gar nicht und seine Tochter nicht als Wahlkampfmanagerin kennengelernt hätte. „Allein deshalb hat es sich gelohnt.“ Er denkt, dass er eine Chance gehabt hätte – allerdings nur, wenn er seine Bewerbung bereits „zwei Tage nach Roland Tralmer“ eingereicht hätte und dann kontinuierlich am Ball geblieben wäre. Sein Ergebnis ist, da er am Wahlabend in die Rubrik Sonstige eingemeindet wurde, erst am Montagabend mit der Bekanntgabe des amtlichen Endergebnisses öffentlich geworden: 638 Stimmen; 5,2 Prozent. „Klar, zweistellig hätte mich auch gefreut – aber faktisch nicht das Mindeste geändert.“

Amtliches Wahlergebnis

35210 Albstädter
hätten am Sonntag einen neuen Oberbürgermeister wählen dürfen, bescheidene 12 373 – 35,14 Prozent – haben von diesem Wahlrecht Gebrauch gemacht,4172 per Brief. Von den 12 373 Stimmen waren 12 278 Stimmen gültig.5447 dieser 12 278 Stimmen entfielen auf Roland Tralmer; das sind 44,36 Prozent. 4433 Stimmen respektive 36,11 Prozent erhielt Udo Hollauer, 1569 – 12,78 Prozent – Markus Ringle und 152 Stimmen – 1,24 Prozent Thomas Paul Wenske. Michael Gonser, der erst nach dem ersten Wahlgang ins Rennen gegangen war und dessen Name nicht auf dem Wahlzettel gestanden hatte, brachte es auf 638 Stimmen; das entspricht 5,2 Prozent.Außer Gonser wurden noch etliche weitere Personen mittels handschriftlichem Eintrag auf dem Wahlzettel gewählt; allerdings erhielten nur fünf davon mehr als eine Stimme: der Laufener Stadtrat Christian Schlegel neun, ZUG-Stadträtin Elke Rapthel sechs und Burgfeldens Ortsvorsteher Johannes Burkhardt, Manuela Heider, die Fraktionschefin der Freien Wähler im Gemeinderat, und Stefan Dietrich jeweils drei. Zu denen, die mit einer Stimme bedacht wurden, zählte auch Oliver Welke, der Satiriker und Heute-Show-Moderator.