Uli Metzger (links) von den Freien Wählern ärgert die Kandidatur von Michael Gonser außerhalb der Bewerbungsfrist. Foto: Martin Kistner

Michael Gonser versucht sich auf der Zielgerade der Oberbürgermeister-Wahl an einer Aufholjagd, verteidigt sich gegen Vorwürfe aus den Reihen der Freien Wähler und muss nur in Detailfragen zur Albstädter Kommunalpolitik die Antwort schuldig bleiben.

Wenn zehn kämen, wären es viele, war Michael Gonser gewarnt worden – am Ende hatten rund zwei Dutzend Besucher im „Schalander“ des Brauhaus Zollernalb versammelt , und die Stühle wurden knapp.

Der OB-Wahl-Nachzügler ging seine erste Wahlversammlung offensiv an und begann gleich mit seinem großen Handicap: Zum ersten Wahlgang war er nicht angetreten, die Bewerbung für den zweiten war ihm aus terminlichen Gründen – Kinderhüten in Wanderup an der dänischen Grenze – missglückt.

Doch auch nach dem 8. März wollte ihm die Albstädter OB-Wahl nicht aus dem Kopf, und so hatte er am Ende doch noch zwei, die an ihn glaubten, den 92-jährigen Vater und die zweite von fünf Töchtern, in sein Miniatur-Wahlkampfteam geholt und den Aufruf lanciert: „Schreibt ‘Michael Gonser, Lückacker 1, 24997 Wanderup, Jurist‘ auf den Wahlzettel! Ich will Albstädter Oberbürgermeister werden.“

Gretchenfragen eins und zwei

Warum so spät? Gonser stellte und beantwortete die Frage selbst: Er habe einfach sehr lange gebraucht, um seine Familie davon zu überzeugen, wie ernst es ihm war – er könne nicht ausschließen, dass seine Frau noch vor elf Tagen insgeheim Roland Tralmer die Daumen für eine absolute Mehrheit im ersten Wahlgang gedrückt habe. „Aber jetzt steht sie hundertprozentig hinter mir.“

Metzger: „Ihnen muss klar sein, dass Sie null Chance haben“

Die erste Gretchenfrage war beantwortet; eine zweite stellte etwas später am Abend Uli Metzger, Stadtrat der Freien Wähler und genau wie Gonser Onstmettinger: Warum er, „obwohl Ihnen klar sein muss, dass Sie null Chance haben“, antrete und so anderen, aussichtsreicheren Bewerbern die Butter vom Brot nehme.

Gonser retournierte den Ball mit gleicher Härte: Klar sei gar nichts, so lange nicht gewählt sei, und er nehme auch niemandem etwas weg. Vielmehr habe er den Eindruck gewonnen, dass viele Albstädter mit ihren vier Kandidaten nicht wirklich glücklich seien. Ihnen wolle er eine Alternative bieten, nämlich „einen Kerl, der Lebenserfahrung und Energie hat, Verantwortung übernimmt und seine Ziele erreicht. Einen Macher.“

Tatkraft und Erfahrung bringt er mit – Detailwissen nicht

So ein Selbstbild muss man anderen erst einmal überzeugend vermitteln. Aber das war gar nicht Gonsers Problem; den Kerl mit Tatkraft und Erfahrung nahm ihm sein Publikum ab.

Schwierig wurde es für ihn, sobald er auf Themen der Albstädter Kommunalpolitik angesprochen wurde und mangels Hintergrundwissen kein Kleingeld ausgeben konnte: Talgangbahn, Bauplätze, Gewerbegebiete – hier war er öfters weit weg vom Ball.

Was ihm auch bewusst war: Wer einen wolle, der alle Positionen besetzen könne, müsse einen anderen wählen, erklärte er – er setze seine Prioritäten, die Familie, Wirtschaft und Energie hießen, und habe im übrigen gelernt, sich zügig in Sachthemen einzuarbeiten.

Aber so genau wollten es viele gar nicht wissen – sie interessierte vor allem, ob dieser doch recht exotische Bewerber seriös sei oder nicht. Einer nahm Anstoß an den vielen Arbeitgebern im Lebenslauf und argwöhnte, hier fehle der lange Atem. Gonsers Antwort: Er sei fast immer geholt worden; nur zweimal im Leben habe er sich beworben. „Vor 40 Jahren bei der Lufthansa. Und jetzt hier.“