So voll war es selten bei einer OB-Kandidatenvorstellung: Die Zollernalbhalle war fast komplett besetzt. Foto: Eyrich

In der Tailfinger Zollernalbhalle ist am Freitagabend die offizielle Vorstellung der Bewerber für die Albstädter Oberbürgermeisterwahl über die Bühne gegangen. Vier Kandidaten stellten sich vor; das Interesse der Bürger war groß.

Udo Hollauer, Erster und Baubürgermeister, fing an – das Los wollte es so. Er ist der einzige Verwaltungsmann unter den vier Kandidaten und regiert seit elf Jahren in Albstadt mit. Ein Oberbürgermeister müsse sein Handwerk beherrschen, erklärte Hollauer, und Erfahrung schade auch nicht – die Frage, wer von seinen Konkurrenten ihm in dieser Hinsicht das Wasser reichen könne, blieb unausgesprochen.

Udo Hollauer Foto: Eyrich

Im bisherigen Verlauf des Wahlkampfs hat sich ganz offensichtlich ein Katalog von Themen herauskristallisiert, zu denen der Wähler etwas hören will. Sicherheit und Ordnung? Hollauer verwies auf die jüngsten Beschlüsse des Gemeinderats, versprach baldige Umsetzung und setzt auf mehr Streetworker. In Sachen Stadtverkehr und Klimaschutz sieht er mit dem Beschluss zur Reaktivierung der Talgangbahn wichtige Weichen gestellt, im übrigen will er die die städtischen Dächer mit Photovoltaik eindecken und die Albstadtwerke auf nachhaltige Energiewirtschaft einschwören.

Chefsache im Rathaus

In Sachen Kultur und Hallen steht er konträr zu allen drei Mitbewerbern: Das 2022 verabschiedete städtische Hallenkonzept stammt aus seinem Dezernat. Hollauer will vor der Entscheidung über das Thalia-Theater und die Ebinger Festhalle eine dialogische Bürgerbeteiligung durchführen, eine neue Schlossberg-Sporthalle und eine Kulturhalle bauen– letzteres mit privater Kofinanzierung – und die Interimszeit mit Provisorien überbrücken.

Roland Tralmer Foto: Eyrich

Wirtschaftsförderung soll Chefsache werden, die Vereine einen eigens dafür angestellten Vereinsbeauftragten als Ansprechpartner bekommen. Hollauers Schlusswort: Parteienvertreter – Roland Tralmer ist Stadtverbandschef der CDU, Markus Ringle der Grünen – seien in einer Verwaltungsspitze fehl am Platz.

Nur Beschlüsse, keine Taten

Roland Tralmer ist seit Jahrzehnten in der Albstädter Kommunalpolitik tätig und seit bald zehn Jahren Wortführer der stärksten Gemeinderatsfraktion. Da erscheint es nur folgerichtig, dass sein Mantra „Umsetzung“ lautet: Der Gemeinderat beschließt, handeln muss die Verwaltung.

Markus Ringle Foto: Eyrich

Die Schubladen im Rathaus seien voll mit gut gemeinten Albstadt-, Radweg-, Lärmschutz- und Tourismuskonzepten, doch den Beschlüssen seien keine Taten gefolgt. Das will er ändern – und noch einem Manko verspricht er abzuhelfen: Bürgerferne, Intransparenz und Blockadetaktik in den Amtsstuben: Allzu oft erkläre man dem Bürger dort, was alles nicht gehe, statt Dinge möglich zu machen.

Indes weiß Tralmer wohl, dass tatsächlich nicht alles geht – auf die Prioritäten komme es an. Er will Wirtschaftsförderung zur Chefsache machen; dasselbe gilt für Wohnraum – der städtischer „Kümmerer“, der bemüht ist, verkaufsunwilligen Hartschädeln innerörtliche Grundstücke abzuhandeln, werde von ihm als OB mehr Schützenhilfe erhalten als bisher.

Eine Allianz für Fachkräfte

Zugleich plädiert er für neue Wohngebiete in allen Ortsteilen. „Sicherheit“ und „Sauberkeit“ reklamierte er als seine Themen; die Ratsbeschlüsse seinen auf CDU-Initiative zustande gekommen. Des weiteren propagierte er den Ausbau der Kinderbetreuung, Digitalisierung des Schulunterrichts und der Verwaltung, einen gut getakteten ÖPNV und – wie Hollauer und Ringle – die kommunale Energiewende.

Im Hinblick auf die beiden letztgenannten Punkte sieht wohl Markus Ringle die anderen als thematische Trittbrettfahrer. Er will die Albstadtwerke in eine „Bürgerenergie-Genossenschaft“ transformieren und Albstadt bis 2040 klimaneutral machen.

Thomas Wenske Foto: Eyrich

Die Wirtschaft hofft er durch das Angebot einer „Fachkräfteallianz“ zu gewinnen, einer konzertierten Aktion der Unternehmen und der Stadtverwaltung; den Vereinen stellt er, genau wie Tralmer, Strategien der „Ermöglichung“ in Aussicht, darunter digitale Sportstätten- und Hallenverwaltung. Im Gegensatz zu Hollauer lehnt er den Abriss von Thalia-Theater und Festhalle sowie die Umrüstung der Zollernalbhalle zum Kulturtempel strikt ab, Tralmer will dagegen erst noch einmal Fakten prüfen und danach entscheiden.

Was Ringle auf seiner Habenseite verbucht: die Erfahrung in der Führung größerer Mitarbeiterstäbe – er verspricht, die Stadtverwaltung zum „Team Albstadt“ zusammenzuschweißen.

Sanfter Druck vom OB

Thomas Wenske, der als letzter sprach, zog sich den Unmut der Zuhörer zu, weil er keine Anstalten machte, auf kommunalpolitische Themen einzugehen. Stattdessen wollte er über das „größte medizinische Verbrechen der Menschheitsgeschichte“ sprechen, die Coronabekämpfung und Impfstrategien der Welt-, Bundes- und Landespolitik – Wenske ist bekennender Impfgegner und Sonntagsspaziergänger.

Oberbürgermeister Klaus Konzelmann nötigte ihn mit sanftem Nachdruck, das Thema fallen zu lassen; zu anderen äußerte er sich erst in der nachfolgenden Fragerunde (wir werden noch berichten).