Die Samtfabrik ist Geschichte: Nur noch ein paar Schutthaufen warten auf ihren Abtransport. Foto: Weiger Foto: Schwarzwälder Bote

Gemeinderat: Abbruch der alten Samtfabrik wird teurer

Die letzten Schuttreste warten noch auf eine Analyse und werden dann auch entsorgt. Dann ist die Samtfabrik endgültig Geschichte. Der Abbruch allerdings hat länger gedauert als geplant und daher mehr gekostet. Der Grund: schadstoffhaltige Dachpappe.

Nusplingen. Das schmeckte den Gemeinderäten gar nicht: Nach Abschluss der Abbrucharbeiten der Samtfabrik liegt die Abrechnung auf dem Tisch: 12 000 Euro mehr als veranschlagt hat der Auftrag gekostet. "Das sind zwar nur sieben Prozent des Gesamtpreises, aber dennoch eine Menge Geld", merkte Gemeinderat Hans Hager in der Sitzung an. Da die Mehrkosten aber unter zehn Prozent liegen, musste der Gemeinderat dem Nachtragsangebot nicht zustimmen. Kritische Stimmen gab es dennoch.

Peter Halla, Geologe bei der Tübinger Firma Berghof Analytik + Umweltengineering, welche die Abbrucharbeiten begleitet hatte, erklärte den Gemeinderäten, wie es zu den Mehrkosten und einer moderaten zeitlichen Verzögerung gekommen war. Den Abbruch binnen vier Wochen über die Bühne zu bringen und das auch noch mit wenig Vorlauf, sei eine sportliche Aufgabe gewesen, welche die Firma Berghoff gemeinsam mit dem Bösinger Unternehmen Bantle Entsorgung und Rückbau grundsätzlich gut gemeistert habe. Was die Mitarbeiter allerdings nicht wissen konnten: Im Obergeschoss zwischen Holzwand und Ziegel befand sich Dachpappe, die eine potenzielle Schadstoffquelle darstellte. Eine Untersuchung ergab, dass sie sowohl Asbest- als auch PAK enthielt.

Gerade diese Schadstoffkombination muss gesondert entsorgt werden. In Schutzmontur mussten die Mitarbeiter die Dachpappe manuell abräumen, wodurch sich die Abbrucharbeiten um einige Tage verzögerten. Aufgrund der Mehrarbeit und der höheren Entsorgungskosten der Schadstoffe entstehen für die Gemeinde nun Mehrkosten von 12 000 Euro.

Gemeinderätin Melanie Kleiner machte für diese die Firma Berghof verantwortlich – wäre gründlich gearbeitet worden, dann, meint sie, wäre die Dachpappe im Vorfeld schwerlich übersehen worden. Bürgermeister Jörg Alisch nahm das Unternehmen in Schutz: "In mehreren Gesprächen wurde uns glaubhaft versichert, dass die Schadstoffbelastung vorher nicht erkennbar war." Die Dachpappe sei versteckt gewesen und erst beim Abbruch zum Vorschein gekommen. "Im Übrigen wären die Mehrkosten auch angefallen, wenn man die Schadstoffbelastung früher erkannt hätte", gab Peter Halla zu bedenken.

Es ist wie es ist – die Gemeinderäte nahmen das Nachtragsangebot zu Kenntnis. Was von der Samtfabrik jetzt noch übrig ist, sind ein paar Trümmerhaufen, die nach einer letzten Analyse schließlich entsorgt werden. Insgesamt hat der Abbruch des Gebäudes 237 000 Euro gekostet.