Fröhliche Hansele, knitze Westerbergteufel und die Sämannen im kongenialen Wechselspiel: So kommt der Nusplinger Narrensomen in den Boden. Eine solide Grundlage: prall gefüllte Säcke mit Dinkelspelzen. Die weibliche Unterstützung, die Franz Nepple mitgebracht hat, schaut noch etwas kritisch. Fotos: Weiger Foto: Schwarzwälder-Bote

Narrensomen: Brauchtum zur Fasnet wird in Nusplingen liebevoll gepflegt / Umzug am "Schmotzigen"

Von Katja Weiger

Was muss man tun, damit alle so fasnetsverrückt bleiben wie in Nusplingen? Die Antwort liegt auf der Hand: ordentlich Narrensomen unters Volk bringen! Im Bäratal geschieht das am "Schmotziga Donschdig".

Nusplingen. Das Ausbringen dieses besonderen Saatguts ist eine alte Tradition, auf die die Nusplinger Narrenzunft besonders stolz ist. Überhaupt nimmt der "Schmotzige" bei den 1963 gegründeten Tannenburgern einen besonderen Stellenwert ein – neben dem Fasnetsdienstag mit seinem großen Umzug. Die Ursprünge des Somensäens reichen bis weit ins Mittelalter zurück.

Der "Schmotzige" ist auf alle Fälle ein Narrentag, der zu früher Morgenstunde beginnt. Selbst den größten Morgenmuffel hält es da normalerweise nicht in den weichen Federn. Schließlich müssen die eingefleischten Fasnetsfans zum "Hemadglockera" in den "Flecken".

Weil es zu früher Stunde für die große Morgentoilette noch nicht reicht, geht’s hinaus im schmucken Morgenrock, im Spitzen-Nachthemd oder im Opa-Pyjama. Noch jemand müde? Wenn die Hemadglockerer kommen, sicherlich nicht mehr lang. Denn mit Rätschen, Trillerpfeifen oder Topfdeckeln machen sie ordentlich Radau, damit auch die letzte Schlafmütze aus dem warmen Bett steigt. Unterstützt werden die morgendlichen Narren übrigens bewährt vom Fanfarenzug – und zwar beim Tagwacht-Spielen.

Damit geht die Ortsfasnet in die Vollen. Kita- und Schulkinder werden befreit, der Bürgermeister seines Amts enthoben und der Narrenbaum gesetzt. Bevor der "Somen" endlich in den Boden kommt, muss freilich noch eine mittägliche Stärkung her. Dazu dient die traditionelle "Narrensuppe", eine gehaltvolle, herzhafte Speise aus Fleisch, Soße, Kartoffeln und Gemüse. Manch einer hat sich allerdings auch schon beim klassischen "Schwarzwurstessen" gestärkt.

Bürgermeister lädt zum Vespern ein

Dazu lädt Bürgermeister Alfons Kühlwein am "Schmotzigen" stets in seine Amtsstube ein. Gerauchte Wurst, Speck, frisches Brot, Heringe und Landjäger gibt’s in Hülle und Fülle. Besonders Clevere würden sich auf diese Art und Weise die Suppe sparen, wird hinter vorgehaltener Hand gemunkelt.

Historische Ursprünge genießt das Ausbringen des närrischen Saatguts. Auf dem "Heiraplatz", so nennen die Nusplinger ihren Ortsmittelpunkt liebevoll, setzt sich nach der gemeinsamen Suppe ein bunter Umzug in Bewegung. Angeführt wird dieser vom Pflug, danach folgen die so genannten "Bollenverhauer", die Sämannen und die Egge. Mit von der närrischen Partie sind natürlich der Westerberghannes, die Hansele und die Westerbergteufel. Das Amt des Sämannes geht oft vom Vater auf den Sohn über. Übrigens sind es Dinkelspelzen, die die Tannenburger alljährlich in den Boden bringen. Die größte Sorge der eingefleischten Narren: dass der Narrensomen ausgeht. Doch darüber muss man sich im närrischen Bäratal wohl keine Sorgen machen.