Die Nusplinger Hartsteige, hoch über der Gemeinde, wo der Hang rutschte. Foto: Weiger

Landratsamt legt Zwischenbericht vor. Hang hat sich bereits vor einigen Jahren in Bewegung gesetzt.

Nusplingen - Es gibt erste Erkenntnisse, was die Nusplinger Hartsteige ins Rutschen gebracht hat. Das beauftragte Ingenieurbüro kommt zum vorläufigen Ergebnis, dass "verschiedene Baumaßnahmen" in der Hartsteige sowie in der Kirchwiesenstraße Ursachen waren.

 

Das hat das Landratsamt mitgeteilt – nachdem die Behörde die betroffenen Grundstückseigentümer, die Fachleute sowie die Vertreter der Gemeinde Nusplingen an einen "runden Tisch" geholt hatte. Dort erfuhren die Anwohner als erste, zu welchen Resultaten das Ingenieurbüro Vees und Partner in den vergangenen Wochen bei seiner Arbeit gelangt war.

Mit dem Abschlussbericht rechnen die Verantwortlichen in den nächsten Wochen. Gutachter Johannes Giere geht zum jetzigen Zeitpunkt davon aus, dass Baumaßnahmen auf den Grundstücken in der Hartsteige und in der Kirchwiesenstraße Ursache waren für den Nusplinger Hangrutsch. Die Hanglast des Areals habe sich dadurch erhöht. Notwendige Aufschüttungen für die Bauarbeiten taten laut Giere ein Übriges: Der Hang setzte sich in Bewegung. Allerdings habe dieser Prozess bereits vor einigen Jahren begonnen. Das habe eine "historische Recherche" gezeigt. In seinem Zwischenbericht kommt Giere außerdem zum Schluss, dass die Baumaßnahmen in der Kirchwiesenstraße die Stabilität des Geländes zusätzlich verringert haben – und zwar durch "Einschnitte im Hangfuß".

Die Anwohner treibt vor allem die Frage um, wie es für sie weitergeht: Zwei Familien aus der Hartsteige mussten im Januar evakuiert werden – nach einem überaus nassen Herbst. Außerdem wurden die Arbeiten an einem Neubau in der Kirchwiesenstraße gestoppt, da dessen Untergeschoss mit Schotter aufgefüllt wurde, um den unteren Bereich des Hangs zu stärken.

Wie kann der Hang jetzt stabilisiert werden? Das Ingenieurbüro Vees und Partner empfiehlt eine etwa 50 Meter lange Betonpfeilerwand. Diese müsste bis auf 15 Meter in den Boden hinunter reichen. In dieser Tiefe gebe es die feste Bodenschicht. Zusätzlich schlagen die Fachleute vor, die beiden betroffenen Gebäude am Hangkopf durch einige Seilanker zu sichern, die schräg in den Berg zu treiben sind. Die Kosten dieser Maßnahmen sind derzeit noch unklar – geschätzt werden sie auf "einen höheren sechsstelligen Betrag".

Das Landratsamt legt den Betroffenen ans Herz, die Hangsanierung einvernehmlich und schnell ausführen zu lassen. Erst dann könnten die evakuierten Familien in ihre Häuser zurück. Bis zur endgültigen Sanierung setzt das Landratsamt die Messkontrollen des Vermessungsamtes fort.

Alfons Kühlwein geht der Hangrutsch sehr nahe: "Wir stehen den Betroffenen jederzeit zur Seite", sagt der Nusplinger Bürgermeister, "egal bei welchen Fragen. Wir sind immer für sie da". Er spüre im Ort, ja in der Region eine große Solidarität mit den Familien ober- und unterhalb der Hartsteige. Unter anderem haben die Nusplinger Vereine einen Fonds eingerichtet, um symbolisch Unterstützung zu leisten.