Michael Jung mit seinem Vielseitigkeitspferd Sam. Foto: EPA

Behördenposse um Olympiasieger Michael Jung: Heimatstadt Horb darf ihm kein Stückchen Wald für 2000 Euro schenken.

Die Stadt  Horb am Neckar wollte Vielseitigkeitsreiter Michael Jung ein Stück Wald schenken. Doch das Regierungspräsidium hat etwas dagegen. Jung sieht es gelassen.

Horb - Einen doppelten Olympiasieger hat eine kleine Stadt wie Horb am Neckar im Kreis Freudenstadt selten. Die Goldritte bei Olympia 2012 in London von Vielseitigkeitsreiter Michael Jung, der aus dem Horber Stadtteil Altheim stammt, elektrisierte „seine Horber“. Keine Frage, dass Jung deshalb vor Kurzem Ehrenbürger der Stadt wurde. Dazu sollte es aber ein ganz besonderes Geschenk geben: einen Hektar Wald in Jungs Heimatort. Der Gemeinderat stimmte ohne Gegenstimmen zu.

Im November 2013 verlieh Oberbürgermeister Peter Rosenberger (CDU) schließlich die Ehrenbürgerwürde an Jung. Die Musikkapelle spielte. Die Festredner lobten. Alle waren glücklich – und niemand störte sich an dem Stückchen Wald im Wert von 2000 Euro plus Notarkosten. Das Regierungspräsidium in Karlsruhe schon. Das schickte nun einen Brief an die Stadt und erklärte, dass das Geschenk der Kommune an den Olympiasieger unangemessen hoch sei. Oberbürgermeister Rosenberger war verblüfft: „Es wurde uns gesagt, dass nur in besonderen Fällen Gemeindewald verschenkt werden dürfe.“ Was angemessen ist, sagte das Regierungspräsidium auch gleich mit: beispielsweise ein Zinnteller oder eine Silbernadel.

Gold-Michi sieht es gelassen

Rosenberger, der sowieso schon mit der staatlichen Mittelbehörde aneckte, weil es die Zustimmung zu einem Windpark verweigerte, kann diese Entscheidung nicht nachvollziehen. „Wir wollten unserem Michael Jung etwas Originelles schenken. Er hat uns berichtet, dass er immer wieder neues Holz für Hindernisse benötigt. Das hätte er sich dann gleich aus dem kleinen Waldstück holen können.“ Auch in anderen Städten habe es schon größere Geschenke als Silbernadeln oder Zinnteller gegeben. „Die Stadt Brühl hat Steffi Graf mal Pferde geschenkt“, erzählt der gebürtige Mannheimer Rosenberger, der in seiner Jugend selbst mit der Tennislegende spielte.

Ein „Geschmäckle“ hat das Wald-Geschenk aus Sicht des Horber Rathauschefs keineswegs. „Alle haben dahinter gestanden und ich habe niemanden gehört, der damit ein Problem hat. Und wir haben dem Regierungspräsidium diese Schenkung vorsichtshalber selbst vorgelegt.“ Auf ein gerichtliches Duell mit der Karlsruher Behörde wie beim Windpark will er sich aber trotzdem nicht einlassen. „Das macht keinen Sinn. Wir werden uns etwas anderes Originelles für Michael Jung ausdenken.“

Gold-Michi, wie die Horber ihren Olympiasieger nennen, ist ob der Behörden-Posse nicht vergrämt. „Es ist kein Problem“, sagt Olympiasieger Michael Jung. „Sicher ist es schade. Das ist eine tolle Geste der Stadt. Wir hätten das Stück Land gut gebrauchen können.“ Auf dem Gestüt der Familie im Horber Teilort Altheim sind 36 Pferde untergebracht. „Mit den Tieren ist man immer viel am Ausreiten.“ Pferde brauchen viele Möglichkeiten, viele verschiedene Gegebenheiten wie Sand- oder Waldboden oder harten Untergrund. „Nur so kann man sie optimal trainieren“, sagt der 31-Jährige. Und auch für die Gestaltung und Herstellung von Hindernissen fürs Springreiten hätte man das Stück Wald gut gebrauchen können. Vor allem größere Bäume mit einem Durchmesser von etwa 120 Zentimetern sind dabei gefragt und die sind selten, so Michael Jung.