Wo findet in den kommenden Jahren in der Formel 1 der Große Preis von Deutschland statt? Zwischen den Traditionsstrecken Nürburgring und Hockenheim (Foto) ist ein Streit entbrannt. Foto: dpa

Der neue Besitzer des Nürburgrings will sich die Rechte für den Großen Preis von Deutschland der Formel 1 gesichert haben. Die Betreiber des Hockenheimrings sind von dem Deal irritiert - und zweifeln ihn an.

Der neue Besitzer des Nürburgrings will sich die Rechte für den Großen Preis von Deutschland der Formel 1 gesichert haben. Die Betreiber des Hockenheimrings sind von dem Deal irritiert - und zweifeln ihn an.

Nürburg/Hockenheim - Zwischen den Formel-1-Traditionsstrecken Nürburgring und Hockenheim ist ein Streit um den Großen Preis von Deutschland entbrannt. Auslöser ist ein angeblicher Fünfjahres-Deal des Nürburgrings mit Chefvermarkter Bernie Ecclestone für den deutschen Grand Prix von 2015 an. Der neue Strecken-Besitzer Capricorn Nürburgring GmbH (CNG) verkündete die Vereinbarung am Dienstag und brüskierte damit die Betreiber des Hockenheimrings. „Ich finde es unmöglich, zum jetzigen Zeitpunkt und so kurz vor unserem Grand Prix eine solche Meldung in diese Welt zu setzen“, schimpfte Geschäftsführer Georg Seiler.

Am 20. Juli fährt die Formel 1 das nächste Mal in Hockenheim, auch für 2016 und 2018 hat der nordbadische Kurs nach eigenen Angaben einen gültigen Vertrag mit Ecclestone für den Großen Preis von Deutschland. Auf diesen Kontrakt will Hockenheim bestehen. „Ich gehe davon aus, dass beide Seiten diesen Vertrag erfüllen werden und wollen“, sagte Oberbürgermeister Dieter Gummer (SPD) der Nachrichtenagentur dpa.

Zuletzt wechselten sich die beiden deutschen Formel-1-Strecken jährlich als Gastgeber des deutschen Rennens ab. Dieses Zusammenspiel kündigt die neue Nürburgring-Führung nun offenbar auf. Ein Vorab-Bericht der Koblenzer „Rhein-Zeitung“ zu der angeblichen Einigung erwischte die Hockenheimring-Chefetage kalt. „Fakt ist, dass ich von der Meldung überrascht wurde“, bekannte Seiler. „Ich habe Herrn Ecclestone bislang als fairen und guten Partner kennen und schätzen gelernt“, sagte der Geschäftsführer und nährte damit indirekt Zweifel daran, dass es tatsächlich einen perfekten Deal mit dem Nürburgring gibt.

Nach der Pleite und der Zukunftsangst suchen die neuen Besitzer der mythischen Eifel-Rennstrecke anscheinend ihr Heil weiter in der Königsklasse. CNG-Chef Robertino Wild will Ecclestone der Mitteilung zufolge von seinen Formel-1-Plänen überzeugt haben. Vorgesehen sei ein Finanzierungsmodell mit einer „ausgeglichenen Gewinnverteilung“ zwischen beiden Partnern, hieß es. Nun sollten umgehend Gespräche mit potenziellen Geldgebern aufgenommen werden. Doch was ist, wenn sich keine potenten Sponsoren auftreiben lassen?

Mit der teuren Formel 1 haben sich in der Vergangenheit schon viele Strecken-Betreiber übernommen, auch die deutschen Veranstalter rutschten zuletzt mit dem Grand Prix in die Verlustzone. Immer wieder hatten die Motorsportfans in Deutschland wegen der finanziellen Probleme der Strecken in den vergangenen Jahren um den Heim-Grand-Prix bangen müssen. Nur das Entgegenkommen von Ecclestone, der einen wichtigen Kernmarkt nicht aufgeben wollte, und die Einigung auf ein jährliches Wechselspiel sicherten vorerst den Großen Preis von Deutschland.

40 Mal gastierte die Formel 1 bereits am Fuße der Nürburg. Zwölfmal wurde das Rennen dabei als Großer Preis von Europa und zweimal als der Große Preis von Luxemburg ausgetragen, weil im gleichen Jahr Hockenheim die Rechte für das Deutschland-Rennen hatte. In Nordbaden fuhr die Königsklasse bislang 33 Mal. Dass es in den kommenden Jahren erneut zwei WM-Läufe in einer Saison in Deutschland geben könnte, erscheint höchst fraglich. Längst hat die Rennserie neue Märkte vor allem in Asien und im arabischen Raum erobert, dort kassiert Ecclestone deutlich höhere Antrittsgebühren von den Veranstaltern. Die Europa-Rennen sind dagegen auf dem Rückzug, vor allem wegen finanzieller Probleme.

Zudem ist der Kalender mit 19 Rennen bereits fast am Limit, neue Anwärter wie Aserbaidschan und New Jersey sollen nachrücken. Da wird der Platz für zwei Rennen in Deutschland knapp.