Die Angeklagte Beate Zschäpe (Mitte) zwischen ihren Anwälten Anja Sturm (links) und Wolfgang Heer. Foto: dpa

Ein aus dem Irak stammender Zeuge hat den NSU-Mordanschlag auf den Betreiber eines Internetcafés in Kassel aus nächster Nähe mitbekommen. Während der Tat telefonierte der Mann in einer Telefonkabine, als er zwei Knallgeräusche vernahm.

Ein aus dem Irak stammender Zeuge hat den NSU-Mordanschlag auf den Betreiber eines Internetcafés in Kassel aus nächster Nähe mitbekommen. Während der Tat telefonierte der Mann in einer Telefonkabine, als er zwei Knallgeräusche vernahm.

München - Ein Zeuge hat den NSU-Mordanschlag auf den Betreiber eines Internetcafés in Kassel aus nächster Nähe mitbekommen. Ein Kriminalbeamter sagte am Mittwoch vor dem Oberlandesgericht München, der aus dem Irak stammende Zeuge habe während der Tat in einer Telefonkabine telefoniert. Dabei habe er zwei Knallgeräusche gehört, als seien Luftballons geplatzt, berichtete der Beamte aus früheren Vernehmungen des Mannes, der sich inzwischen im Ausland aufhält.

Durch einen Türspalt habe der Zeuge wahrgenommen, dass „eine männliche Person, etwa 1,80 Meter groß, hell gekleidet“ Richtung Ausgang vorüberging. Laut Anklage erschossen die Neonazis Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt den 21-jährigen Halit Yozgat 2006 in seinem Internetcafé. Dem „Nationalsozialistischen Untergrund“ (NSU) werden insgesamt zehn Morde zugerechnet.

Einen Disput gab es mit einem Vertreter der Nebenkläger, der wissen wollte, ob der Zeuge den ehemaligen Verfassungsschützer Andreas T. gesehen haben könnte. T. soll sich um den Tatzeitpunkt herum in dem Lokal aufgehalten haben. Ein Foto habe er nicht vorgelegt, sagte der Ermittler, „ich habe darin keinen Sinn gesehen“. Der Zeuge habe den Mann „nur schemenhaft wahrgenommen“. Rechtsanwalt Thomas Bliwier warf dem Beamten „Borniertheit“ vor. Er habe kein Verständnis dafür, dass die Polizei diesen Ermittlungsansatz nicht verfolgte