Im NSU-Prozess hat das Gericht versucht, das Umfeld des mutmaßlichen Terror-Trios um Beate Zschäpe (Mitte) zu durchleuchten. Foto: dpa

André Kapke gehörte in den 90er Jahren zu den führenden Neonazis in Jena. Er war nahe an den mutmaßlichen NSU-Terroristen dran. Vor Gericht macht er sich über Fragen lustig.

André Kapke gehörte in den 90er Jahren zu den führenden Neonazis in Jena. Er war nahe an den mutmaßlichen NSU-Terroristen dran. Vor Gericht macht er sich über Fragen lustig.

München - Im NSU-Prozess hat das Gericht in einer weiteren, äußerst zähen Vernehmung versucht, das rechtsextreme Umfeld des späteren Terror-Trios in Jena auszuleuchten. Dabei arbeiteten sich die Beteiligten an dem Thüringer Rechtsextremisten André Kapke ab, der in den 90er Jahren eine der führenden Personen der Jenaer Neonazi-Szene war. Kapke war mit dem späteren NSU-Trio Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe befreundet. Der Kontakt hielt noch an, nachdem die drei 1998 untergetaucht waren.

Es war bereits der dritte Zeugenauftritt des 38-Jährigen, der unter anderem im „Thüringer Heimatschutz“ aktiv war. Vor allem Vertreter der Nebenklage mühten sich vergeblich, die Verbindungen innerhalb der rechten Szene zu ergründen. Immer wieder ließ Kapke die Opfer-Anwälte auflaufen, wenn er nach den Namen von Personen oder rechten Musikgruppen gefragt wurde. Beispielsweise fragte Rechtsanwalt Alexander Hoffmann nach einer Band, die auf einem von Kapke mitorganisiertem Festival auftrat: „Können Sie was zu der Band sagen?“

Kapke nuschelt: „Musikgruppe.“

„Waren die politisch aktiv?“

„Anzunehmen.“

Teilweise machte sich Kapke offen über die Fragesteller lustig - etwa als es um die Bedeutung einer Gedichtzeile ging, die der „Thüringer Heimatschutz“ als Slogan verwendete: „Der Gott, der Eisen wachsen ließ, der wollte keine Knechte.“ Als einer der Anwälte nach Interpretationen fragt, sagt Kapke: „Nehmen Sie's mir nicht übel, aber auf so einen Quatsch habe ich keine Lust.“

Als Kapke gefragt wird, ob er an Wehrsportübungen teilgenommen habe, fängt der füllige Mann laut an zu kichern. „Was erheitert Sie jetzt so?“, fragt einer der Anwälte. „Nun, ich bin wirklich nicht der Sportlichste.“

Wie schon in den vorherigen Vernehmungen berief sich der Rechtsextremist immer wieder auf Erinnerungslücken. Einer der Anwälte wollte wissen, ob es nach dem Untertauchen von Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe eine Hausdurchsuchung bei Kapke gab.

„Wissen Sie, wie viele Hausdurchsuchungen ich hatte?“, fragt Kapke zurück.

„Das weiß ich nicht“, sagt der Anwalt.

„Sehen Sie, ich auch nicht.“

Der Vorsitzende Richter Manfred Götzl hielt Kapke unter anderem das Brettspiel „Pogromly“ vor. Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe hatten laut Anklage das Spiel mit antisemitischen und NS-verherrlichenden Inhalten gestaltet. Erstmals präsentierte Götzl das in Anlehnung an „Monopoly“ gestaltete Spielbrett im Prozess. Kapke gab zu, dass er „Pogromly“ gespielt hatte. „Ja, das wird's schon sein. Detailliert kann ich das nicht mehr sagen.“