Der tote NSU-Terrorist Uwe Mundlos Foto: dpa

Ein Jugendlicher aus der damaligen DDR, der sich brennend für die westdeutsche "Rote Armee Fraktion" interessiert? Mit diesem ungewöhnlichen Interesse fiel der NSU-Terrorist während seiner Schulzeit auf.

München - Der verstorbene, mutmaßliche NSU-Terrorist Uwe Mundlos hat nach Aussage eines Schulfreundes schon als Teenager zu DDR-Zeiten rechtsextreme Ansichten entwickelt und sich intensiv mit dem Terrorismus beschäftigt. Mundlos habe ihm etwa von der westdeutschen „Rote Armee Fraktion“ (RAF) erzählt, sagte der Zeuge am Donnerstag als Zeuge in dem Münchner Prozess. Auch die Hauptangeklagte Beate Zschäpe habe er noch vor der Wende in Jena kennengelernt. Zschäpe ist für die Serie von zehn überwiegend rassistisch motivierten Morden und zwei Sprengstoffanschläge angeklagt.

An der RAF habe Mundlos vor allem das Leben im Untergrund fasziniert und „was man unterlassen müsse, um nicht gefasst zu werden“. Um den Fahndern zu entgehen, müsse man dafür sorgen, „dass man dann nichts mehr hat, keine Papiere, keine Geldkarte, nichts“. Das sei für einen DDR-Jugendlichen sehr ungewöhnlich gewesen, sagte der Zeuge.

Mundlos habe er schon im Kindergarten in den 1970er Jahren kennengelernt und seinen Werdegang bis Mitte der 90er Jahre aus nächster Nähe erlebt. Schon in der 7. Klasse sei er mit provokanten und regimekritischen Bemerkungen gegen Lehrer oder Offiziere aufgefallen. Er habe damals lange Haare getragen und sich „pazifistisch“ gegeben.

Zeuge: Mundlos hat sich für das Dritte Reich begeistert

Dann sei er mehr und mehr „nach rechts“ abgeglitten. Mundlos habe sich für das Dritte Reich begeistert und die Haare kurz geschoren. Bei einem Besuch der Klasse im früheren KZ Buchenwald habe er vor den Gaskammern gesagt, da hätten es „die Juden warm gehabt“. Der Mangel an Mitgefühl für die Opfer sei ihm schon damals unangenehm aufgefallen, sagte der Zeuge. Noch vor der Wende habe er über Mundlos auch Beate Zschäpe kennengelernt. Er schilderte sie als auffallend selbstbewusst.

Sie habe sich als einziges Mädchen gegen die Jungen in ihrer Clique gut behaupten können. Später hätten Mitglieder der Clique damit geprahlt, sie hätten „Linke gejagt“ oder vietnamesischen Schwarzhändlern Zigaretten geraubt. Von Zschäpe wisse er, dass sie häufig aus Spaß gestohlen habe. Ihr Verhalten gegenüber Männern schilderte er als „offen“ und bisweilen „vulgär“.

Zuerst Verfassungsschützer abschütteln, dann zu Hess-Gedenkveranstaltung

Mundlos’ Einstellungen habe er auch an seinem Musikgeschmack erkennen können, sagte der Zeuge. Zunächst habe er Udo Lindenberg gehört, später am liebsten ein Lied, in dem Türken geschmäht würden. Mundlos habe außerdem eine Vorliebe für die Fernsehserie „Paulchen Panther“ gehabt. In der Clique habe er immer wieder Sprüche aus der Serie zitiert. Die Figur des „Paulchen Panther“ spielt im späteren Bekennervideo des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ die Rolle eines Erzählers, der die Morde und Sprengstoffanschläge der Terroristen anpreist.

Der Zeuge sagte, nach dem Schulabschluss sei die Freundschaft zu Mundlos zwar bestehengeblieben, aber nach und nach abgekühlt. Das letzte Mal habe er ihn eher zufällig Mitte der 90er in Jena gesehen. Mundlos habe ihm dabei erzählt, er sei unterwegs zu einer Gedenkveranstaltung für den früheren Hitler-Stellvertreter Rudolf Hess. Vorher müsse er aber noch zwei Observanten des Verfassungsschutzes abschütteln.