Ein hessischer Neonazi, der beim NSU-Prozess als Zeuge hätte aussagen sollen, ist der Ladung des Gerichts nicht gefolgt. In einer E-Mail schrieb der Mann, dass er krankheitsbedingt verhindert sei und er sowieso keine Angaben zur Sache machen könne und wolle.
München - Ein Neonazi aus Kassel ist seiner Ladung als Zeuge am 200. Verhandlungstag des NSU-Prozesses nicht gefolgt. Stattdessen schickte er am Donnerstagmorgen eine E-Mail an das Oberlandesgericht München (OLG), die der Vorsitzende Richter Manfred Götzl zu Verhandlungsbeginn verlas. Darin teilte der Zeuge mit, er sei „krankheitsbedingt verhindert“. Außerdem „kann und werde ich auch keine weiteren Angaben zur Sache machen“.
Götzl sagte, der OLG-Senat habe den Zeugen „zur umgehenden Abgabe eines Attests“ aufgefordert. „Bezüglich der Folgen wird zu entscheiden sein“, sagte der Richter. Der Zeuge war im Februar schon einmal als Zeuge geladen und sollte über Kontakte von Neonazis aus Kassel zum „Nationalsozialistischen Untergrund“ aussagen. Bei diesem Termin war er in Bomberjacke, Militärhose und Springerstiefeln erschienen.
Hauptangeklagte in dem Verfahren ist Beate Zschäpe. Sie muss sich für die Serie von zehn überwiegend rassistisch motivierten Morden und zwei Sprengstoffanschläge verantworten. Das Gericht setzte die Verhandlung mit der Vernehmung einer mutmaßlichen Sympathisantin aus Chemnitz fort.