Sanitäter kümmern sich in Weinheim während des NPD-Bundesparteitages um eine auf dem Boden liegende Gegendemonstrantin. Foto: dpa

Beim Parteitag der NPD in Weinheim ist es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Gegendemonstranten und der Polizei gekommen. Etwa 200 Personen wurden in Gewahrsam genommen. Auf beiden Seiten wurden Personen verletzt.

Wertheim - Bei Protesten gegen den Bundesparteitag der rechtsextremen NPD in Weinheim (Rhein-Neckar-Kreis) ist es zu gewalttätigen Ausschreitungen gekommen. Rund 200 Demonstranten, die die Polizei dem gewaltbereiten linken Spektrum zurechnet, kamen am Samstag in Gewahrsam. Einsatzkräfte seien geschlagen, mit Pfefferspray attackiert und mit Steinen beworfen worden, sagte eine Polizeisprecherin. Demonstranten, die teils vermummt waren, hätten am Vormittag Absperrungen durchbrochen. Beamte setzten Schlagstöcke und Pfefferspray ein. Es gab mehrere Verletzte.

Eine Kundgebung mit rund 1500 Menschen am Nachmittag blieb weitgehend friedlich. Die Polizei sprach nach ersten Schätzungen von 300 bis 400 gewaltbereiten Protestlern. Die Stadt feierte zudem - entfernt von den gewaltsamen Auseinandersetzungen am Vormittag - ein buntes Kulturfest. Dort trat unter anderem die Schriftstellerin Ingrid Noll auf.

NPD zum dritten Mal in Folge in Weinheim

Die rechtsextreme NPD hält in Weinheim zum dritten Mal in Folge ihren Parteitag ab, der am Sonntag fortgesetzt wird. Die Polizei war mit einem Großaufgebot im Einsatz. In der 44.000-Einwohner-Stadt sind auch rund 350 Flüchtlinge untergebracht. Demonstranten hatten Transparente dabei mit dem Spruch „NPD blockieren“, anderen forderten „Refugees welcome“ (Flüchtlinge willkommen). Etliche Straßen waren abgeriegelt. Auch ein Wasserwerfer wurde in Bereitschaft gehalten, wie die Polizei berichtete.

Nach Angaben der Polizei wurden 16 Einsatzkräfte verletzt, einer von ihnen schwer. Er kam ins Krankenhaus. Bei den Demonstranten sprach die Polizei von zwei Verletzten, die ärztlich versorgt wurden. Andere hätten Augenreizungen erlitten.

NPD distanziert sich von AfD

Die NPD, die in der Stadthalle zusammenkam, stellte sich gegen die Asylpolitik der Bundesregierung. Zugleich distanzierte sich der NPD-Vorsitzende Frank Franz von der rechtskonservativen Partei Alternative für Deutschland (AfD): „So wie sich die AfD zurzeit gibt, sind wir weit voneinander entfernt.“ Gegen die NPD läuft derzeit ein zweites Verbotsverfahren vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe.

Der Konfliktforscher Andreas Zick warnte vor der Gewalttätigkeit der NPD gegen Flüchtlinge. „Anhänger der NPD haben den Straßenkampf längst wieder begonnen“, sagte Zick, Leiter des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung an der Universität Bielefeld. Der Dresdner Politikwissenschaftler Werner Patzelt sagte, wenn es die AfD nicht gäbe, könnte die NPD deutlich stärker werden. Angesichts der Debatte um die Asylpolitik haben die rechte Bewegung Pegida und die AfD Zulauf bekommen.

Die Landes-SPD in Baden-Württemberg unterstützte den gewaltfreien Protest in Weinheim und bezeichnete die NPD-Funktionäre als „Menschenverächter“. Generalsekretärin Katja Mast teilte mit: „Wir stehen gemeinsam gegen diese Leute, die ein anderes Land wollen und unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung verachten.“