In der neuen Aula des Berufsschulzentrums, die an die Kreissporthalle angrenzt, sind bereits 50 Flüchtlinge untergebracht worden. Foto: Erich-Hauser-Gewerbeschule

Der Landkreis Rottweil hat die Kreissporthalle Rottweil für den Schul- und Vereinssport gesperrt. Dort werden ukrainische Flüchtlinge untergebracht.

Kreis Rottweil - Der Landkreis Rottweil hat zum Schuljahresbeginn die Kreissporthalle Rottweil für den Schul- und Vereinssport gesperrt. Betroffen von der Entscheidung sind die Oswald von Nell-Breuning-Schule, die Erich-Hauser-Gewerbeschule und mehrere Sportvereine, die die Halle üblicherweise nutzen.

Die Halle muss nach Angaben des Landkreises zu einer Notunterkunft für ukrainische Flüchtlinge eingerichtet werden. Bereits Ende August hatte die Kreisverwaltung darauf hingewiesen, dass aufgrund des stark gestiegenen Zugangs an Flüchtlingen die Inanspruchnahme von Sport- und Festhallen im Kreis Rottweil nicht ausgeschlossen werden könne.

50 Geflüchtete in der Aula des Berufsschulzentrums

Noch schneller als erwartet habe nun eine Entscheidung getroffen werden müssen, schreibt der Landkreis Rottweil in einer Pressemitteilung. Bereits am Samstag, 3. September, wurden 50 Geflüchtete in der neuen Aula des Berufsschulzentrums untergebracht, die Kapazitäten reichten jedoch nicht aus. Deshalb sehe sich die Kreisverwaltung gezwungen, die Kreissporthalle Rottweil als Notunterkunft herzurichten.

Die Kreisverwaltung sei sich darüber bewusst, dass dies zu erheblichen Beeinträchtigungen beim Schul- und Vereinssport führe, hieß es. Der Landkreis verfügt neben der Kreissporthalle Rottweil nur noch über eine weitere eigene Halle, und zwar die Kreissporthalle auf dem Sulgen.

Schullieter sprechen von "großen Einschränkungen"

Auch dort werde derzeit bereits geprüft, unter welchen Bedingungen in der Halle weitere Unterbringungskapazitäten für Geflüchtete möglich sind. Da die Halle in Rottweil für eine Notunterkunft schneller vorbereitet werden könne, sei diese vorgezogen worden.

"Für die Schülerinnen und Schüler der Erich-Hauser-Gewerbeschule und der Nell-Breuning-Schule bedeutet die Belegung der Kreissporthalle eine große Einschränkung", so die beiden Schulleiter Stefan Steinert und Ingo Lütjohann.

Schulen setzen auf Solidarität

Die Kreissporthalle stehe den Schulen normalerweise für 52 Doppelstunden zur Verfügung. Hier müssten die Schulen nun Prioritäten setzen, dabei habe aus rechtlicher Sicht der Unterricht der beruflichen Gymnasien Vorrang. Für diese 22 Doppelstunden müssten Ersatztermine in den vorhandenen Rottweiler Schulsporthallen oder Hallen benachbarter Gemeinden gefunden werden, damit den Schülern der beruflichen Gymnasien kein Nachteil entstehe.

Die Schulleitungen werben deshalb um eine größtmögliche Kooperationsbereitschaft bei der Stadt und Nachbarkommunen. Gleichzeitig sei es selbstverständlich, dass die Schulen sich solidarisch mit den Menschen aus der Ukraine zeigten.

Aufbauarbeiten in dieser Woche

Von den 22 Doppelstunden Sportunterricht, die für die Abitursvorbereitungen angeboten werden müssen, wird für die Hälfte der Stunden sofort eine Lösung benötigt. Die anderen elf Doppelstunden können zunächst auf dem Stadionsportplatz und im Schwimmbad stattfinden.Nach den Herbstferien werden weitere Hallenzeiten benötigt.

Die Aufbauarbeiten beginnen laut Landkreis im Laufe dieser Woche. Zunächst müsse in der Sporthalle der boden versiegelt, anschließend Trennwände aufgebaut werden, um abgetrennte Bereiche für die Flüchtlinge zu schaffen. Nach den Plänen können 29 Kabinen für je fünf Personen aufgebaut werden. So sollen mindestens 145 Personen untergebracht werden.

Noch 133 freie Plätze im Landkreis

In der Halle stehen Wasch- und Duschräume zur Verfügung. Der Kraftraum solle als Koch- und Aufenthaltsbereich dienen. Die Gemeinschaftsräume werden bereits von den Ukrainerinnen und Ukrainern genutzt, die im Großen Saal des Berufsschulzentrums untergebracht sind.

In den insgesamt 36 Gemeinschaftsunterkünften des Landkreises leben aktuell rund 500 geflüchtete Personen aus der Ukraine und etwa 330 Asylsuchende. Gegenwärtig verfügt der Kreis lediglich noch über 133 freie Plätze, die sich auf insgesamt 20 Unterkünfte im gesamten Kreisgebiet verteilen.

Landkreis rechnet mit weiter steigenden Zahlen

Im August mussten laut Landkreis mehr als 150 Personen untergebracht werden. Vom 1. bis zum 11. September seien es bereits 97 Personen gewesen. Auch wenn die weitere Entwicklung der Zugangszahlen nicht verlässlich prognostiziert werden könne, hätten Erfahrungen der vergangenen Jahre gezeigt, dass im Herbst und Winter regelmäßig höhere Zugänge zu verzeichnen seien.

Die Kreisverwaltung sucht deshalb weiterhin intensiv nach weiteren Unterkünften, die angemietet werden können. Gleichzeitig sei man darauf angewiesen, dass die geflüchteten Personen nach der vorgesehenen Dauer der vorläufigen Unterbringung in den Unterkünften des Landkreises von den Städten und Gemeinden in die dortige Anschlussunterbringung übernommen werden, so der Kreis.