Ein Schrank, ein Stuhl, eine Pritsche, abgetrennt vom Nachbarn durch Spanplatten: Sieben Quadratmeter stehen pro Person zur Verfügung. Foto: Günther

Im ehemaligen „Plus“-Supermarkt hat Deißlingen Notunterkünfte für Geflüchtete eingerichtet. „Das ist unsere letzte Reserve“, sagt der Bürgermeister.

Die automatische Glastür am Eingang erinnert noch daran, was dieses Gebäude ursprünglich war – nämlich ein Supermarkt, der zu der inzwischen untergegangenen „Plus“-Kette gehörte.

Bis vor einem Jahr diente der Flachbau in der Rottweiler Straße in Deißlingen als provisorische Mensa für die Schule gegenüber, künftig sollen hier jetzt aber Geflüchtete untergebracht werden.

„Diese Unterkünfte sind unter unserem Anspruch“

Beziehungsweise: Nur wenn es nicht anders geht. „Am liebsten wäre es uns, wenn hier gar keiner einziehen muss“, gibt Bürgermeister Ralf Ulbrich beim Ortstermin zu. Er weist ausdrücklich darauf hin: „Das sind unsere letzten Reserven.“ Unserer Redaktion sagt er es später noch deutlicher: „Diese Unterkünfte sind unter unserem Anspruch.“ Ulbrich hätte es lieber gesehen, jedem Geflüchteten eine richtige Wohnung anbieten zu können. „Aber da müssen wir uns den Gegebenheiten beugen.“

Die Mitglieder des Bau- und Umweltausschusses und weitere Gemeinderäte nahmen die soeben fertiggestellten Räume am Dienstagabend in Augenschein. In ihrem Beisein dankte der Bürgermeister Max Hugger vom städtischen Bauamt sowie dem Team vom Bauhof für die fleißige Arbeit, die punktgenau fertig wurde.

Maximal 30 Bewohner finden Platz

Vorläufig bleibt die neue Notunterkunft leer, denn die Gemeinde hat noch zwei weitere Unterkunftsmöglichkeiten anmieten können. „Stand jetzt müssen wir die Notunterkünfte erst im April belegen“, sagt der Bürgermeister.

Platz für 30 Personen

Die Gemeinde hat den „Plus“-Markt im Innern so herrichten lassen, dass maximal 30 Personen Platz finden könnten. Pro Bewohner stehen dann sieben Quadratmeter zur Verfügung. Ulbrich nennt eine Vergleichszahl: Im Durchschnitt würden die Einwohner Baden-Württembergs knapp 40 Quadratmeter Wohnfläche pro Person beanspruchen.

Das Gebäude verfügt im vorderen Trakt über einen Aufenthaltsbereich und über eine Küche mit mehreren Herden, Kühlschränken und Stahlschränken. Daneben gibt es einen Wäscheraum mit Waschmaschinen und Trocknern. Toiletten sind selbstverständlich vorhanden, darunter auch eine große behindertengerechte.

Durch Spanplatten getrennt

100 Geflüchtete in Deißlingen, davon 60 aus der Ukraine

In drei weiteren Räume wurden, getrennt durch Spanplatten, Schlafkammern für eine bis drei Personen eingerichtet. Darin befinden sich pro künftigem Bewohner eine Pritsche, ein Stuhl und ein Schrank. Duschen sind ebenfalls eingerichtet. Um sie zu erreichen, muss man allerdings um das Gebäude herum zu einem anderen Eingang gehen – das sei technisch nicht anders machbar gewesen, so der Bürgermeister.

Aktuell beherbergt Deißlingen rund 100 Geflüchtete aus der ganzen Welt, etwa 60 von ihnen kommen aus der Ukraine. „Die Entwicklung bleibt nach wie vor unabsehbar“, sagt Ulbrich, „Man muss nicht damit rechnen, dass es bald besser wird.“

Rund 50 000 Euro hat die Gemeinde der Umbau gekostet. Vorgesehen ist, den Geflüchteten während der Dauer ihres Aufenthalts eine Benutzungsgebühr zu berechnen. „Von ‚Miete‘ möchte man da lieber nicht sprechen“, sagt Bürgermeister Ulbrich.