Stuttgart - Die letzte Phase des Bundestagswahlkampfs hatte ein Thema wieder ins Scheinwerferlicht gerückt, das bald zu den drängendsten Problemen der Republik gehören könnte: den Pflegenotstand. Die Politik hat die Folgen des demografischen Wandels demzufolge bisher nicht ausreichend berücksichtigt. Neue Zahlen machen den Handlungsbedarf verstärkt deutlich. Demnach muss sich das Pflegepersonal in den Krankenhäusern um immer mehr Patienten kümmern.

Nach einer Erhebung der Deutschen Stiftung Patientenschutz ist die Zahl der Krankenhausärzte in den vergangenen 25 Jahren um 66 Prozent auf rund 158 100 gestiegen. Bei den Pflegekräften allerdings wurde für diesen Zeitraum bis 2016 eine leichte Abnahme auf rund 325 100 festgestellt – das waren rund 1000 weniger als 1991. Grundlage dieser Erkenntnisse sind Daten des Statistischen Bundesamtes.

Forderung nach einer Personaluntergrenze

Auch in Baden-Württemberg offenbart sich ein Missverhältnis: Demnach ist im Zeitraum von 1991 bis 2016 die Zahl der im Krankenhaus behandelten Patienten um 27 Prozent auf 2,17 Millionen Fälle gestiegen. Die Zahl der Ärzte ist in Relation dazu sogar noch stärker gewachsen – um 72 Prozent auf heute 19 400. Die Zahl der Pflegekräfte hingegen ging in dieser Zeit um ein Prozent auf 37 800 zurück.

Die Stiftung Patientenschutz fordert eine Personaluntergrenze für Pflegekräfte in Krankenhäusern, weil die Entwicklung zu Lasten der Patienten gehe, die in immer größerer Zahl alt, chronisch krank und pflegebedürftig seien. Jeder sechste Patient sei mit über 80 Jahren hochbetagt – bereits die Hälfte der Patienten sei über 60 Jahre alt. „Die Schere zwischen Ärzten und Pflegekräften muss kleiner werden“, sagte Stiftungsvorstand Eugen Brysch der Agentur dpa. Rechnerisch sei die Arbeitsbelastung pro Pfleger binnen 25 Jahren um ein Drittel gestiegen. „Die Pflege fährt auf der letzten Rille.“