Gemeinsam spielen, gemeinsam essen: Viele Eltern schätzen die familiäre Betreuung bei Tageseltern Foto: dpa

Es war eigentlich nur eine Notlösung, als das Landratsamt vor zwei Jahren die Aufgaben des insolventen Tagesmüttervereins übernahm. Nun soll diese Konstruktion eine Dauerlösung werden, so hat es der Kreistag beschlossen.

Ludwigsburg - Es war eigentlich nur eine Notlösung gewesen, als das Landratsamt vor zwei Jahren die Aufgaben des insolventen Tagesmüttervereins übernommen hatte. Nun soll diese Konstruktion eine Dauerlösung werden – das hat der Kreistag am Freitag beschlossen. Doch nicht alle sind begeistert von der Idee. Immerhin wären auch andere Organisationsformen möglich gewesen.

So hatte die Liga der freien Wohlfahrtsverbände bereits Anfang 2013 wissen lassen, dass sie die Kindertagespflege gerne übernehmen würde. Zudem hatten einige ehemalige Mitglieder des auseinandergebrochenen Tagesmüttervereins eine Nachfolgeorganisation gegründet, um parat zu stehen, wenn das Landratsamt die Aufgaben wieder abgibt. Doch im Kreishaus hatte man innerhalb kürzester Zeit das Kompetenzzentrum Kindertagespflege aufgebaut. Die betroffenen Akteure zeigen sich zufrieden mit der angestrebten Konstellation. Immerhin haben sie alle an der künftigen Struktur der Kindertagespflege im Kreis mitgewirkt.

Unter anderem ist ein Beirat geplant, in dem die Liga der freien Wohlfahrtsverbände, der Tagesmütterverein aus Bietigheim-Bissingen und der Ludwigsburger Tageselternverein sowie Vertreter des Landratsamtes und eventuell einiger Kommunen vertreten sein werden. Diese Einflussmöglichkeit sei den freien Trägern sehr wichtig, sagt Hendrik Rook, Geschäftsführer der Caritas Ludwigsburg-Waiblingen-Enz, im Namen der Liga. Schließlich solle im Beirat die Kindertagespflege konzeptionell weiterentwickelt werden. Zudem sei ein gemeinsamer Auftritt nach außen geplant.

Er sei inzwischen davon überzeugt, dass keiner der einst an der Übernahme der Kindertagespflege interessierten Akteure diese komplexe Aufgabe allein hätte stemmen können, sagt Rook – weder der Kreis noch die Liga, noch die Vereine. In diesem Sinne sei auch die Vereinbarung zu verstehen, dass der Kreis Beiratsmitglieder oder Dritte mit Aufgaben beauftragen kann. So seien die freien Träger bereits in die Qualifikation der Tageseltern involviert.

Das sehen nicht alle so. Schon in der Vergangenheit hatte sich die CDU-Kreistagsfraktion kritisch über das Engagement des Landratsamtes in der Kindertagespflege geäußert. Insbesondere der CDU-Rat Ralf Trettner übte Kritik an der langfristig angestrebten Konstruktion: „Für uns gilt das Subsidiaritätsprinzip. Wenn ein Verein die Aufgabe gut erledigen kann, dann ziehen wir diese Lösung vor“, sagt er. Seine Fraktion hätte sich gewünscht, dass angesichts der wechselvollen Geschichte der Kindertagesbetreuung die Begleitung der Tagesmütter und deren Kontrolle nicht aus einem Büro kämen, so Trettner. Obwohl damit unzufrieden, stimmte die CDU dem Vorschlag der Verwaltung zu – weil die Tageselternvereine diesen als gute Lösung für sie ansähen.

Auch ihre Fraktion habe lange gezögert und das Für und Wider dieser Lösung erörtert, sagte die Grünen-Rätin Barbara Bader im Kreistag. Doch letztlich habe die Kontinuität den Ausschlag dafür gegeben: Die erprobten Strukturen böten Eltern und Tagesmüttern Sicherheit

Die Ludwigsburger Konstruktion ist in der Tat speziell. Es gebe zwar auch andere Landkreise, in denen das Jugendamt die alleinige Verantwortung für die Kindertagespflege habe. Aber es sei sehr ungewöhnlich, dass ein Kreis einen bestehenden Tagesmütterverein von seiner Verantwortung entbinde, sagt Heide Pusch, Geschäftsführerin des Landesverbandes der Tagesmütter-Vereine Baden-Württemberg. Nun habe das in Ludwigsburg ja seine Gründe gehabt Aber auch von einem Beirat in dieser Form habe sie noch nicht gehört, so Pusch: „Das begrüßen wir, denn das bedeutet, dass die Vereine eingebunden werden.“ Grundsätzlich sehe ihr Verband es nämlich positiv, wenn Vereine die Tagespflege organisierten. Sie seien meist besser vor Ort verankert, zudem hätten viele Eltern Hemmungen, ihr Kind beim Jugendamt zur Betreuung anzumelden.