Der Spitzenverband der fachärztlichen Berufsverbände schildert seine Sicht auf die geplanten Schließungen der Notfallpraxen. Er hat Verständnis und sieht die Schuld bei der Politik.
Auf die Pläne, mehrere Notfallpraxen im Land – unter anderem auch eine in Albstadt – zu schließen, hat sich nun der Spitzenverband der fachärztlichen Berufsverbände (SFB) Baden-Württemberg zu Wort gemeldet.
„Tatsächlich handelt es sich bei der Behandlung in sogenannten Notdienstpraxen nicht um akute Notfälle, sondern um eine allgemeinärztliche Versorgung außerhalb normaler Sprechzeiten, die richtigerweise als Bereitschaftsdienst zu bezeichnen wäre“, heißt es in einer Mitteilung.
Nicht mehr genügend Ärzte für den Bereitschaftsdienst
Und weiter: „Der ärztliche Bereitschaftsdienst wurde in den letzten Jahren durch selbstständige, sogenannte Poolärzte und zum Teil auch durch niedergelassene Vertragsärzte erbracht. Durch eine Gesetzesänderung im vergangenen Jahr konnten selbstständige Poolärzte diesen Dienst nicht mehr durchführen (Scheinselbstständigkeit).“
Laut Mitteilung des Verbandes standen nicht mehr genügend Ärzte für den Bereitschaftsdienst zur Verfügung. „Da die Vertragsärzte (‚niedergelassene Kassenärzte‘) unbedingt notwendig sind, um die Regelversorgung in ihren Praxen aufrecht zu erhalten, war die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW), die den Bereitschaftsdienst regelt, gezwungen, mehrere Bereitschaftspraxen in Baden-Württemberg zu schließen.“
Fehler bei der Politik
Die immer knapper werdende Ressource Arzt werde vorwiegend für die tägliche Versorgung von Haus- und Facharztpatienten in den Praxen gebraucht. „Daher war es richtig, mehrere Bereitschaftspraxen zu schließen – ansonsten wäre die Versorgung in den Praxen der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte gefährdet gewesen“, lautet die Schlussfolgerung des Verbandes.
Den grundsätzlichen Fehler sieht der SFB bei der Politik, „die es seit Jahrzehnten versäumt, die Vergütung und Arbeitsbedingungen in den niedergelassenen Praxen so zu gestalten, dass eine Niederlassung im hausärztlichen oder fachärztlichen Bereich für junge Medizinerinnen und Mediziner attraktiv ist“.
Der dadurch entstandene Ärztemangel im haus- und fachärztlichen Bereich schlage jetzt im Bereitschaftsdienst durch, was eine Reduktion der Zahl der Bereitschaftspraxen in Baden-Württemberg zur Folge habe.