Der stellvertretende Forstamtsleiter Roland Brauner (von links), Revierleiter Jörg Hammes und Dirk Sautter vom Deutschen Roten Kreuz stehen vor einem der 60 Rettungspunkte. Foto: Kupferschmidt

Damit Einsatzkräfte bei Unfällen im Wald schneller und gezielter die Stelle anfahren können, wurden in Villingen-Schwenningen 60 sogenannte Rettungspunkte angebracht.

Villingen-Schwenningen - Ein Notfall in der Innenstadt: kein Problem für Rettungskräfte, mit dem Navi die richtige Adresse anzusteuern. Im Wald sieht die Situation schon ganz anders aus – woher sollen die Beteiligten wissen, welchen Ort sie durchgeben sollen? Und woher sollen die Einsatzkräfte erfahren, wo sie sich treffen? Rettungspunkte im Wald sollen dieses Problem in Villingen-Schwenningen beheben.

"In der Region sind wir ein Vorreiter, im Vergleich zu anderen Bundesländern allerdings nicht", sagt der stellvertretende Forstamtsleiter Roland Brauner. Um bei Notfällen im Wald "gezielt suchen zu können", wurden in Villingen-Schwenningen 60 Schilder, sogenannte Rettungspunkte, aufgestellt. Diese sollen bewirken, dass die Geschädigten den Unfallort präziser angeben können und die Rettungskräfte "Irrfahrten", so Brauner, vermeiden können. "Schließlich entspricht zum Beispiel die Beschreibung ›im Wald zwischen Villingen und Vöhrenbach‹ einer große Strecke. Die Rettungspunkte sind direkt mit Koordinaten versehen."

Rettungspunkte in der Nähe von Straßen angebracht

Revierleiter Jörg Hammes: "Alle Rettungspunkte haben wir in der Nähe von öffentlichen Straßen angebracht, sodass Einsatzkräfte die Straßen einfach anfahren können. Auch mit dem Hubschrauber ist es kein Problem die Punkte zu erreichen." Bei Waldbränden können die Rettungspunkte als Treffpunkt mit der Feuerwehr fungieren.

Aber wie findet man einen solchen Rettungspunkt – oder weiß, ob sich einer überhaupt in der unmittelbaren Umgebung befindet? Brauner: "Durch die App ›Hilfe im Wald‹ werden die Orte visualisiert." Mehr als 59 000 Rettungskräfte nutzen diese bundesweit. Die Helfer, Sanitäter und Polizei finden durch die App die einzelnen Rettungspunkte und die Anfahrtswege schneller – und können auf diese Weise schneller vor Ort sein. Wichtige Minuten also, auf die es im Notfall ankommt. "Die App läuft sehr gut, auch Notrufe können darüber abgesetzt werden", sagt Brauner. Die Nutzung von "Hilfe im Wald" ist kostenlos und habe "gute Funktionalitäten", so Brauner. "Warum sollte man sie also nicht nutzen?"

Viele Unfälle passieren freizeitbedingt

"Das Thema Sicherheit liegt uns sehr am Herzen", so Brauner. "Unfälle kann man durch die Rettungspunkte zwar nicht vermeiden, aber man kann viel schneller Hilfe leisten!"

Unfälle im Wald sind keine Seltenheit, wie Dirk Sautter vom Deutschen Roten Kreuz erzählt. "Viele Waldarbeiter erleiden Wespenstiche oder Schnittverletzungen, zum Beispiel mit der Motorsäge." Aber auch Spaziergänger und Freizeitsportler erleiden in der Natur oftmals Verletzungen – die meisten Unfälle im Wald passieren freizeitbedingt. "Manche Jogger knicken mit dem Fuß um, viele Verletzungen sind aber auch internistische Geschichten, die durch Überschätzung des eigenen Körpers passieren." Zum Beispiel beim Bergwandern wäre in den vergangenen Monaten ein ähnlicher Vorfall passiert.

"Nachdem wir am Telefon erfahren haben, wie schwer die Verletzung ist und wo der Unfallort liegt, rücken wir aus", gibt Sautter einen Einblick. "Wenn es uns nicht möglich ist, den Unfallort zu erreichen, rückt die Bergwacht aus."

Jede Gemeinde könne selbst entscheiden, ob sie die Rettungspunkte einführen möchte – Villingen-Schwenningen ist in der Region bis jetzt noch der Vorreiter.