Anders Behring Breivik hat sich nach dem Doppelanschlag in Norwegen nicht schuldig bekannt. Foto: dapd

Die Polizei hat die Zahl der Todesopfer bei dem Massaker auf Utöya von 86 auf 68 gesenkt.

Oslo - Die norwegische Polizei hat die Zahl der Todesopfer bei dem Massaker auf der Insel Utöya am Montag nach unten korrigiert. Die Zahl der Toten wurde von 86 auf 68 gesenkt. Ein Polizeisprecher begründete den großen Unterschied mit der „sehr schwierigen Ermittlungslage“ nach der Bombenexplosion in Oslo und dem Massaker auf der Insel Utøya. Das gelte vor allem für die Suche nach Toten, Vermissten und Überlebenden auf der kleinen Insel und im Tyrifjord.

Gegen den Attentäter von Norwegen ist unterdessen eine achtwöchige Untersuchungshaft verhängt worden. Der 32-jährige Anders Behring Breivik werde für vier Wochen in vollständiger Isolation gehalten und darf weder Besuch empfangen noch Briefe schreiben oder empfangen. Von dem Attentäter gehe weiter ein großes Risiko aus, hieß es auf der Pressekonferenz des Gerichts. Der Norweger wollte der sozialdemokratischen Arbeiterpartei größtmöglichen Schaden zufügen. Das gab er nach Gerichtsangaben beim Hafttermin in Oslo an. Sie sei für die massenhafte Einwanderung von Muslimen verantwortlich und habe dafür bezahlen müssen. Breivik sagte ferner, er habe mit den beiden Anschlägen „ein kräftiges Signal“ an das Volk geben wollen.

Attentäter bekennt sich nicht schuldig

Breivik sprach während der Termins vor dem Haftrichter von „zwei weiteren Zellen in unserer Organisation“. Weitere Einzelheiten wollte der Gerichtssprecher aus der nichtöffentlichen Verhandlung mit dem geständigen Attentäter nicht mitteilen.

Anders Behring Breivik hat sich nach dem Doppelanschlag in Norwegen nicht schuldig bekannt. Breivik widerspricht damit seiner Aussage vom Freitag, bei der er sich zu dem Doppelanschlag bekannt hatte, bei dem mindestens 93 Menschen ums Leben kamen.

Beim Eintreffen vor dem Osloer Stadtgericht hatten Jugendliche zuvor das Auto mit dem Attentäter Anders Behring Breivik attackiert. Sie traten gegen den schwarzen Jeep und riefen Beschimpfungen.

Eine Stunde lang Zeit, bis Bluttat beendet wurde

Der Attentäter Anders Behring Breivik hatte für seinen Angriff auf etwa 600 Jugendliche eines sozialdemokratischen Ferienlagers eine Stunde Zeit, bis er festgenommen wurde. Die Eliteeinheit der Polizei war in Autos aus dem 45 Kilometer entfernten Oslo gekommen. Sie verlor nach Angaben mehrerer Medien auch Zeit, weil beim Übersetzen auf die kleine Fjordinsel Utøya ein Bootsmotor streikte. Gjengedal sagte zur Entscheidung für Autos statt Hubschrauber als Transportmittel: „Es war einfach das Schnellste.“ Der als Transportmittel einzig denkbare Hubschrauber des norwegischen Militärs habe außerhalb Oslos gestanden und wäre deshalb alles in allem langsamer gewesen. „Wir haben mehrere Jahre lang um einen eigenen Transporthubschrauber gebeten, aber ohne Erfolg“, sagte der Polizeichef von Norwegens Hauptstadt. Der einzige Überwachungshubschrauber der Polizei war für einen schnellen Flug nach Utøya nicht einsetzbar, weil das gesamte Personal Ferien machte.

Zur einstündigen Dauer des Massakers an Kindern und Jugendlichen auf der kleinen Insel im Tyrifjord sagte Gjengedal: „Es muss unbeschreiblich schrecklich für sie gewesen sein.“ Der 32-jährige Attentäter tötete mindestens 86 Menschen. Beim Eintreffen der Polizei legte er seine zwei Waffen nieder und ließ sich ohne Gegenwehr festnehmen.

Die norwegische Polizei will nun eine öffentliche Propaganda des Attentäters Anders Behring nach der Ermordung von fast 100 Menschen verhindern. Wie die zuständige Polizeijuristin Carol Sandby am Montagmorgen in der Online-Zeitung „VG Nett“ ankündigte, soll beim heutigen ersten Osloer Haftprüfungstermin mit dem 32-Jährigen der Ausschluss der Öffentlichkeit beantragt werden. In ganz Norwegen wird der überwiegend jugendlichen Opfer des beispiellosen Verbrechens um 12 Uhr mit einer Schweigeminute gedacht.

Breivik will für Darlegung seiner Motive Öffentlichkeit

Der rechtsradikale Breivik hatte in Verhören nach den beiden Anschlägen vom Freitag mit mindestens 93 Toten erklärt, dass er seine Motive vor dem Haftrichter darlegen wolle. Dafür wünsche er Öffentlichkeit. In seinem sogenannten Manifest im Internet hatte Breivik geschrieben, dass er die Zeit nach einer möglichen Festnahme als „Propagandaphase“ nutzen wolle. Er soll gegenüber seinem Anwalt Geir Lippestad den Wunsch geäußert haben, ihm eine Uniform für den Hafttermin zu beschaffen.

Lippestad hatte im Fernsehen erklärt, es falle ihm insgesamt schwer, die Äußerungen Breiviks bei den Polizeiverhören „in vernünftiger Form“ wiederzugeben. Beim Hafttermin (frühesten 13 Uhr) im Osloer Amtsgericht wird die Verhängung von acht Wochen Untersuchungshaft gegen Breivik erwartet. Mehr als zwei Tage nach dem Massaker auf der Fjordinsel Utøya mit mindestens 86 Toten und der Bombenexplosion in Oslo mit mindestens sieben Todesopfern kommen weiter immer neue schreckliche Details an die Öffentlichkeit. Der Chirurg Colin Poole vom Ringerike-Krankenhaus in Hønefoss gab an, dass der Attentäter offenbar spezielle Munition eingesetzt habe, um maximale Schäden bei seinen Opfern hervorzurufen. Poole sagte der Zeitung „Dagbladet“ nach der Behandlung von 16 Opfern in seinem Krankenhaus: „Ich habe nie zuvor diesen Typ von Schusswunden gesehen.“ Die Projektile hätten sich offenbar in den Körpern der Getroffenen stark fragmentiert und seien nicht wieder ausgetreten.

Auch Angehörige von Prinzessin Mette-Marit unter den Opfern

Zu den Opfern des Massakers auf der Utøya gehört auch ein Stiefbruder der norwegischen Prinzessin Mette-Marit. Wie die Zeitung „Dagbladet“ am Montag in ihrer Online-Ausgabe berichtete, wurde der 51-jährige Polizist Trond Berntsen erschossen, als er seinen zehnjährigen Sohn schützen wollte. Berntsens Vater war mit der Mutter Mette-Marits, Marit Tjessem, verheiratet.