Brücken bauen wird mit Blick auf die Projektkritiker wohl eine der zentralen Aufgaben der neuen Nationalparkleitung und des Nationalparkrats, dem unter anderem (von links) Wolfgang Schlund, Minister Alexander Bonde, Landrat Klaus Michael Rückert und Thomas Waldenspuhl angehören. Foto: Wiegert

Landrat Klaus Michael Rückert ist Vorsitzender, Stellvertreter ist Nationalpark-Leiter Thomas Waldenspuhl.

Nordschwarzwald - Das grün-rote Landesprojekt startet mit zwei CDU-Männern an der Spitze: Seit gestern ist Freudenstadts Landrat Klaus Michael Rückert Vorsitzender des ersten Nationalparkrats Baden-Württembergs, sein Stellvertreter ist Nationalpark-Leiter Thomas Waldenspuhl. Es geht um die Sache, nicht um die Partei – das machten die Worte von Naturschutzminister Alexander Bonde (Grüne) gestern nach der konstituierenden Sitzung des neuen Nationalparkrats deutlich. Mit Rückert habe der Nationalparkrat einen Vorsitzenden, der sich schon früh für das Naturschutzprojekt eingesetzt und die Chancen des Nationalparks für die Region erkannt habe, lobte der Minister den CDU-Mann.

Und nicht nur das: Rückert hat sich auch über die Umsetzung des Nationalpark-Projekts bereits viele Gedanken gemacht. Zum Beispiel bei der Abgrenzung der Nationalparkregion. Die möchte er nicht an den Grenzen der bisherigen Parkkulisse festmachen, sondern von der Außenwirkung her auf die Fläche des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord ausweiten. Damit wäre wieder im Boot, was bei der Kulissenfestlegung rausgefallen ist: das frühere Suchgebiet Kaltenbronn.

Zumindest werbetechnisch könnten die Calwer dann doch noch vom Nationalpark profitieren – auch wenn sie keine Fläche in der jetzigen Kulisse haben. "Der Austausch mit dem dortigen Infozentrum läuft gut, bestätigte gestern auch Thomas Waldenspuhl. Kaltenbronn und der Nationalpark seien auf die künftige Zusammenarbeit vorbereitet.

Die Stadt Freudenstadt, die auch keine Flächen in der Parkkulisse hat, will Rückert ebenfalls mit ins Boot nehmen: "Ich unterstütze die Pläne der Stadt, gemeinsam mit Bad Rippoldsau-Schapbach und Bad Peterstal-Griesbach ein gemeinsames Wildtierreservat im Bereich Alexanderschanze und Glaswaldsee zu errichten, versicherte er gestern. Je mehr im Umfeld des Nationalparks geboten werde, desto besser. Auch was das geplante Besucher- und Informationszentrum des Nationalparks anbelangt, hat der Ratsvorsitzende klare Vorstellungen: Das, so Rückert, gehöre seiner Meinung nach auf den Ruhestein und müsse verkehrstechnisch klug an Baiersbronn angebunden werden.

Bleibt die Frage der möglichen Portale: Die muss laut Rückert im Nationalparkrat zügig geklärt werden, nicht nur wegen der Außenwirkung des Nationalparks, sondern auch wegen der Besucherlenkungs- und Verkehrskonzepte, die sich daran orientieren und die der neue Rat jetzt erarbeiten muss. Und dann wäre da noch die Herkulesaufgabe: die Nationalparkkritiker zu überzeugen. Freudenstadts Landrat sieht dies optimistisch: "Wir müssen den Menschen erklären, was wir tun, sie nach ihren Ideen fragen und einbeziehen", sagt er. Das Interesse am Projekt sei jedenfalls riesig und viele Skeptiker würden jetzt mit Spannung beobachten, was sich im neuen Nationalpark tut.

Das ist einiges, versicherte gestern Nationalparkleiter Wolfgang Schlund. Derzeit werde das Jahresprogramm erarbeitet, parallel dazu müssten im Nationalparkplan gemeinsam mit dem neuen Rat die Ziele, Leitbild und Aufgaben des Parks festgelegt werden. Reibungslos laufe es bereits beim Übergang des Personals von Naturschutzzentrum und Forst in den Nationalpark: "Wir haben eine hoch motivierte und begeisterte Truppe", so Schlund. 40 Mitarbeiter haben bereits Anfang Januar ihre Arbeit im neuen Park aufgenommen, Anfang Februar sollen weitere Stellen ausgeschrieben werden. Das Interesse ist groß, bisher seien schon mehr als 100 Initiativbewerbungen für den Nationalpark eingegangen, so Schlund. Mit 89 Stellen soll der Nationalpark bis Ende 2016 besetzt sein.

"Eine Spur wilder" will sich der Nordschwarzwald dann präsentieren. Ein Nationalpark-Slogan, den Rückert für gelungen hält. "Es macht deutlich, dass wir nicht alles umkrempeln wollen, sondern eben nur eine Spur verändern." Wichtig ist dem neuen Vorsitzenden jetzt das Zusammenwachsen der Nationalparkregion: Der Kreis Freudenstadt sei durch den großen Flächenanteil zwar besonders vom Nationalpark berührt, doch sehe er sich im Amt des Ratsvorsitzenden als Interessensvertreter für die gesamte Region: "Ich hoffe, wir werden im neuen Gremium viele Entscheidungen mit großer Mehrheit treffen und werden die Schlichtungsstelle nicht in Anspruch nehmen müssen."