Andreas Fischer von "Unser Nordschwarzwald" im Gespräch. Foto: Alt

Kreativer Kopf des Vereins "Unser Nordschwarzwald" sieht in einem Nationalpark keinen Mehrwert in Sachen Naturschutz.

Region - Das Vorhaben der Landesregierung, einen Nationalpark im Nordschwarzwald zu errichten, hat viele Kritiker. Der Verein "Unser Nordschwarzwald" gehört dabei zu den Kritikern der ersten Stunde. Mit unserer Zeitung hat Andreas Fischer, kreativer Kopf der Vereinigung, über die Protestbewegung gesprochen. Wäre der Vorschlag der CDU, einen Nationalpark oberhalb 900 Metern zu errichten, auch für Ihren Verein eine Kompromisslösung?

Nein, natürlich nicht. Es gibt eine klare Position, die ich auch bei unserer Veranstaltung, dem Forum der Vernunft im Januar, geäußert habe. Das Motto unseres Vereins lautet "Ja zum Wald, Nein zum Nationalpark". An dieser Position ändert sich auch nichts.

Für Sie gibt es in Sachen Nationalpark also keinen Kompromiss?

Die Position des Vereins ist eindeutig. Aus den im Januar auf unserer Website veröffentlichten Forderungen geht ganz klar hervor, dass wir die Einrichtung eines Nationalparks hier im Nordschwarzwald ablehnen – ohne wenn und aber! 99 Prozent der von den Befürwortern vorgetragenen Argumente pro Nationalpark sind auch ohne diesen realisierbar. Mit dieser Meinung stehen wir nicht alleine. Auch andere Interessengruppen sind der Meinung, dass ein Nationalpark nicht die beste Lösung für die Region ist.

Was wäre denn dann die beste Lösung für die Region?

Um hier eine ehrliche Antwort zu finden, muss man an den Anfang der Nationalparkdiskussion zurückgehen. Uns wurde und wird suggeriert, dass der Artenschutz im Nordschwarzwald massiv gefährdet ist. Uns wird vermittelt, dass hier in der Region der Tourismus notleidend ist. Es wurden und werden permanent Krisenszenarien angeführt, die die Einrichtung eines Nationalparks rechtfertigen sollen. Ich habe gelernt, wenn es Schwierigkeiten gibt, löst man diese am besten, indem man die Situation objektiv analysiert, die Chancen und Risiken genau abwägt und dann zu einem für alle Beteiligten optimalen Ergebnis kommt. Das war hier zu keinem Zeitpunkt der Fall. Der Nationalpark wurde uns von der ersten Stunde an als die beste Lösung für unsere Region verkauft, oder anders ausgedrückt: übergestülpt. Das geht gar nicht!

Was möchten Sie denn in Sachen Naturschutz tun?

Selbstverständlich ist es unabdingbar, den Natur- und Artenschutz konsequent voranzubringen. Das haben wir auch in den Forderungen umfänglich zum Ausdruck gebracht. Ob die Erweiterung bestehender oder die Ausweisung weiterer Bannwälder, die Intensivierung von Habitatpflegemaßnahmen oder die Einbürgerung seltener Arten. Dagegen spricht überhaupt nichts. Das Gegenteil ist der Fall. Aber dafür braucht es keinen Nationalpark. Mich stört es sehr, dass immer wieder unterstellt wird, dass der Nordschwarzwald eine fichtendominierte Monokultur sein soll, in dem kein Leben stattfindet. Wer das behauptet, ist entweder auf beiden Augen blind oder kennt den Nordschwarzwald nur aus dem Bilderbuch.

Wem schreiben Sie diese Unterstellung zu?

Allen Nationalparkbefürwortern, die sich offensiv dafür einsetzen, hier einen Nationalpark zu installieren.

Findet bei diesem Thema nicht eine starke Emotionalisierung statt, der Sie sich als Verein bedienen?

Nicht nur. Aber Emotionen gehören natürlich mit dazu. Uns bleibt schlussendlich auch nichts anderes übrig, als damit zu arbeiten. Wir sind ein kleiner Verein und wehren uns gegen die Landesregierung, nahezu alle Parteien, die Naturschutzverbände und mittlerweile auch gegen die Kirchen. Schauen Sie sich doch mal die finanziellen Möglichkeiten der Befürworter an. Wir spielen auf der Klaviatur, auf der wir spielen können.

Wie wichtig ist denn Andreas Fischer für den Verein?

Ich spiele im Außenverhältnis eine relativ wichtige Rolle, weil ich es mir beruflich erlauben kann, beispielsweise heute bei Ihnen zu sein. Für mich ist mein Engagement eine Herzensangelegenheit. Der Vorstand allein besteht aber aus 16 Leuten, da geht es sehr demokratisch zu. Die Kollegen sind beispielsweise der Meinung, dass es erforderlich ist, einen intensiveren Austausch mit den Medien zu führen, was ich weitestgehend ablehne.

Warum ist das so?

Wenn sich die persönliche Einstellung des Journalisten zur Sache in seiner Arbeit widerspiegelt, bekomme ich einen dicken Hals. Da stellt man sich die Frage, ob es nicht Zeitverschwendung ist, mit der Presse zu sprechen. Unabhängig von den Medien verfügen wir in der Region über entsprechende Bekanntheit. Ein wichtiger Grund sind sicherlich die Aufkleber, die bereits 2011 entstanden. Jetzt geht unser Widerstand in die nächste Runde.

Wie meinen Sie das?

Das Gutachten steht vor der Tür. Das wird uns eine Vielzahl von Argumenten liefern, um unsere Position weiter zu stärken. Und noch viel neugieriger sind wir auf den Gesetzesentwurf zum Nationalpark. Darin werden wir sicherlich bestätigt in dem, was wir von Anfang an sagen: Der Nationalpark wird der Region übergestülpt – kompromisslos und rücksichtslos.

Angenommen, der Nationalpark kommt. Wie geht es dann weiter mit dem Verein?

Der Verein wird nicht denselben Fehler machen, wie die Gegner im Bayerischen Wald, die sich haben ausbluten lassen. Uns freut es, dass sich immer mehr junge Leute im Verein engagieren, denen es um ihre Heimat geht.

Wenn bei der Bürgerbefragung in den Suchraumgemeinden herauskommt, dass die Mehrheit den Nationalpark möchte, wie werden Sie sich als Verein verhalten?

Dann hätte unser Verein wohl keine Existenzberechtigung mehr. Es wäre absurd, sich gegen die Meinungsmehrheit der Bürger zu stellen. Wir gehen aber davon aus, dass die Region den Nationalpark mehrheitlich ablehnt.

Haben die Menschen Angst vor einem Nationalpark oder vor dem Eingriff der Landesregierung in ihren persönlichen Bereich?

Es ist nicht nur die Angst, sondern auch viel Unverständnis zu spüren. Die von der Landesregierung als vorbildlich bezeichnete Bürgerbeteiligung ist für unsere Mitstreiter und Unterstützer eine Farce. Sollte der Nationalpark Realität werden, bleibt zu hoffen, dass nicht die gesamte Region auf der Verliererseite steht. So wie ich die Stimmung einschätze, kann ich mir nämlich nicht vorstellen, dass dann jemals wieder Ruhe einkehren wird.