Der Nationalpark startet mit einem Gesamtvolumen von 7,2 Millionen Euro. Foto: Deck

Landtag winkt Anschubfinanzierung durch. Minister Bonde will Entscheidung über Leitung des Parks bekannt geben.

Stuttgart/Freudenstadt - Die letzte Hürde ist genommen: Am Donnerstag verabschiedete der Landtag den Nachtragshaushalt der Landesregierung und damit auch die Anschubfinanzierung für den Nationalpark Schwarzwald. Dort dreht sich jetzt das Personalkarussell.

Mit einem Gesamtvolumen von 7,2 Millionen Euro wird der erste Nationalpark Baden-Württembergs im Januar starten, dafür gab es gestern über den Nachtragshaushalt zusätzlich 3,9 Millionen Euro Startgeld für 2014 und weitere 3,5 Millionen für 2015 aus dem Gesamtetat des Landes. Mit jeweils 3,3 Millionen Euro wird sich das Agrarministerium von Alexander Bonde (Grüne) 2014 und 2015 in die Finanzierung des Projekts einbringen.

In dieser Summe enthalten sind die bereits jetzt bestehenden Bewirtschaftungskosten, die auf der rund 10.000 Hektar großen Staatswaldfläche des geplanten Nationalparks im Bereich Ruhestein (Ortenaukreis und Kreis Freudenstadt) und Hoher Ochsenkopf/Plättig (Kreis Rastatt und Stadtkreis Baden-Baden) jährlich anfallen. Ab dem Jahr 2016 soll der Park dann mit jährlich sechs Millionen Euro finanziert werden.

Das Geld kommt aus Mitteln, die bislang den Landesetat für Naturschutz aufstocken. Dieser war jahrelang auf 30 Millionen Euro begrenzt und wird von der grün-roten Landeregierung innerhalb der Legislaturperiode um zusätzlich sechs Millionen Euro pro Jahr auf 60 Millionen Euro aufgestockt und damit verdoppelt. Damit ist laut Bonde sichergestellt, dass weder die Naturparke noch die Förderung der Landwirtschaft, des Ländlichen Raums oder die Tourismusprogramme durch den Nationalpark finanziell beeinträchtig werden.

Mit der gestern genehmigten Anschubfinanzierung ist nun auch der Weg für die Stellenbesetzung im Nationalpark Schwarzwald frei: Heute will Bonde seine Personalentscheidungen bekannt geben. Die Leitung des Parks – das gilt in Insiderkreisen als sicher – werden der jetzige Leiter des Naturschutzzentrums Ruhestein, Wolfgang Schlund, und Thomas Waldenspuhl von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Freiburg übernehmen.

2014 sollen weitere 31,5 Stellen hinzukommen

Neben der Doppelspitze wird es weitere Neubesetzungen geben. Zu den bereits bestehenden 31,5 Stellen auf der Nationalparkfläche sollen 2014 weitere 31,5 Stellen hinzukommen, sodass die Nationalparkverwaltung Ende nächsten Jahres 63 Stellen umfassen wird. 2015 soll die Personaldecke mit weiteren 15 und 2016 nochmals mit elf auf dann 89 Stellen aufgestockt werden. Und die scheinen in der Nationalparkregion begehrt: Für die neuen Posten sind dem Vernehmen nach schon jede Menge Bewerbungen eingegangen, auch aus dem angeblich eher nationalparkkritischen Forstbereich.

Während Opposition und Gegner den Park als Schnellschuss und teures Prestigeprojekt kritisieren, laufen die Vorbereitungen für den Start schon auf Hochtouren: Derzeit planen die Mitarbeiter des Naturschutzzentrums das Jahresprogramm 2014 für Naturschutzzentrum und Nationalpark. Vorgesehen sind unter anderem Führungen über den Lotharpfad, den Wildnispfad und den Luchspfad sowie der Ausbau der Juniorrangerausbildung.

Ebenfalls aktiv ist das Verkehrsministerium: Es arbeitet zusammen mit den Nationalparkgemeinden die Grundlagen für eine Vorstudie zum Verkehrskonzept in der Parkregion aus. In dieser Vorstudie soll der Ist-Zustand der derzeitigen Verkehrssituation erfasst werden. Im Frühjahr, so die bisherige Planung, soll der Nationalpark dann offiziell eröffnet werden.

Umweltschützer werben indes bereits offensiv mit einer Imagekampagne für den Nationalpark. Der Kurzfilm »Naturschutzoffensive« der Gregor Louisoder Umweltstiftung macht sich explizit für mehr Wildnisschutz in Deutschland stark. Der Nationalpark Schwarzwald wird darin ausdrücklich als neues Schutzgebiet hervorgehoben.

Fest steht allerdings: Die Nationalparkgegner werden wohl nicht so schnell aufgeben. Für sie ist und bleibt das Nationalparkgesetz eine »Totgeburt«, so ist es zumindest auf der Homepage des Vereins »Unser Nordschwarzwald« zu lesen. Sie hoffen, dass eine neue Landesregierung nach der Landtagswahl im Jahr 2016 das Gesetz korrigieren wird.