Die gefräßigen kleinen Borkenkäfer mochten den feuchten und kühlen Sommer auch nicht. Foto: dpa

Sorge der Nationalpark-Kritiker erweist sich als unbegründet: Schlechtes Wetter sichert vor Befall.

Nordschwarzwald - Den von vielen befürchteten Großangriff der Borkenkäfer im Nationalpark wird es – zumindest in diesem Jahr – nicht geben. Das bestätigen sowohl das Nationalparkzentrum als auch das Kreisforstamt.

Es war eines der größten Argumente der Nationalpark-Kritiker: die Angst vor der Zerstörung der Wirtschaftswälder durch den Borkenkäfer, der sich in großen Teilen des Nationalparks frei entwickeln darf.

Erst kürzlich meldete sich bei unserer Zeitung wieder ein besorgter Leser, der gehört haben will, dass die Nationalparkregion vor einem großen Borkenkäferproblem steht. Doch diese Sorge zeigt sich – zumindest vorerst – wohl als unbegründet. Dafür gibt es zwei Argumente. Zum einen das vom Nationalparkzentrum konsequent betriebene Borkenkäfermanagement und zum anderen das schlechte Wetter in diesem Sommer.

Im Kerngebiet des Nationalparks ist der Borkenkäfer laut Nationalparkverwaltung sogar erwünscht. Denn die abgestorbenen Bäume bieten vielen Arten Unterkunft und Nahrung. Der Käfer schafft somit neuen Lebensraum und gehört zum natürlichen Kreislauf dazu. Problematisch wird es nur, wenn der Borkenkäfer in die Wirtschaftswälder übersiedelt. Dort richtet er große wirtschaftliche Schäden an.

Befallenes Holz ist von geringerem Wert und die Bäume müssen meist früher als geplant gefällt werden. Um das zu verhindern, gibt es im Nationalpark sogenannte Pufferzonen, in denen der Borkenkäferbefall streng überwacht und bekämpft wird.

"Wo es Fichten gibt, gibt es auch den Borkenkäfer. Das lässt sich nicht vermeiden", erklärt Nationalpark-Revierleiter Horst Braun das Grundproblem. "Und im Nationalpark haben wir nun mal einen Fichtenanteil von 60 bis 70 Prozent." Doch er gibt Entwarnung: "Zur Zeit macht uns der Borkenkäfer keine Schwierigkeiten."

Im von Braun betreuten Gebiet über 3500 Hektar wurde vor kurzem "zwischen 1000 und 1500 Festmeter" stark befallenes Holz eingeschlagen. Das sei für so eine Fläche nicht viel. "Wir laufen im Moment keine Gefahr für einen größeren Befall." Das bestätigt der Leiter des Kreisforstamts, Georg Jehle: "Auch der Borkenkäfer war mit dem Sommer in diesem Jahr nicht zufrieden. Das Wetter, das für die Schulferien schlecht ist, ist auch schlecht für ihn." Der Käfer mag es nämlich am liebsten warm und trocken. Jehle bestätigt zudem, dass auch die an den Nationalpark angrenzenden Wälder keine Probleme haben.

Das Nationalparkzentrum veröffentlicht wöchentlich einen Bericht zur Entwicklung der Borkenkäfer. Dieser ist auf der Internetseite des Nationalparkzentrums frei zugänglich. Dort heißt es aktuell: "Im Nordschwarzwald finden sich in den Fangbäumen so gut wie keine neuen Einbohrungen. Von den bereits vorhandenen Muttergängen ausgehend legen die frühen Larvenstadien ihre Fraßgänge an, sodass sich das typische Buchdruckerfraßbild langsam bildet." Und auch wenn ein warmer Herbst angekündigt ist, "ändert sich wenig an der Gesamtsituation". Und so sei weiterhin kaum mit neuem Stehendbefall zu rechnen.