Die Bürgerenergiegenossenschaft Nordschwarzwald will sich zunächst auf die Photovoltaik konzentrieren. Foto: Puchner

Neu gegründete Bürger-Energie-Genossenschaft Nordschwarzwald ist jetzt handlungsfähig.

Nordschwarzwald - Sie wollen die Energiewende nicht nur anderen überlassen. Wollen die Bürger im Nordschwarzwald daran beteiligen und auch die Wertschöpfung daraus in der Region halten. Die Bürgerenergiegenossenschaft Nordschwarzwald hat ihre Arbeit aufgenommen.

Es war kein Technologieunternehmen, kein Vorstand einer Umweltschutzorganisation und keine Parteizentrale, in der diese Idee geboren wurde. Es war die Vorstandsetage der Volksbank Nagoldtal in Nagold, genauer gesagt im Büro des Vorstandssprechers Jörg Stahl, wo der Gedanke reifte, dass man die Energiewende in Bürgerhände legen könnte. Mit seiner Idee einer Bürgerenergiegenossenschaft wandte sich Stahl an den Aufsichtsrat der Bank, der schnell grünes Licht gab. Florian Kuhlmann, ein Mitarbeiter der Bank, wurde damit beauftragt, ein Konzept für die Genossenschaft auszuarbeiten. Das wurde von den Gremien durchgewunken. Anfang 2012 kam es zur Gründung einer Interessengemeinschaft, die die Gründung der Genossenschaft vorbereitete.

Im Oktober vergangenen Jahres war es dann soweit: Rund 30 Gründungsmitglieder trafen sich in der Zentrale der Volksbank Nagoldtal in Nagold, um eine Genossenschaft aus der Taufe zu heben, deren Hauptziel die Förderung der erneuerbaren Energien in der Region Nordschwarzwald sein soll. Dazu will die Genossenschaft Projekte zur Energieerzeugung initiieren oder auch betreiben. Möglich könnte auch sein, dass die Genossenschaft den Strom auch eines Tages an ihre eigenen Mitglieder verkauft.

Vorstand und Aufsichtsrat wurden noch im Oktober gewählt, doch wirklich handlungsfähig war die Genossenschaft zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Sie musste erst offiziell eingetragen werden. "Und das war ein sehr zeitintensiver Prozess", berichtet Initiator Jörg Stahl im Gespräch mit unserer Zeitung. Anfang Februar war dieser Prozess ganz offiziell abgeschlossen. Damit ist die Bürgerenergiegenossenschaft Nordschwarzwald nun auch handlungsfähig.

Noch bevor irgendetwas passiert war, hatten sich schon 37 Mitglieder der Genossenschaft angeschlossen, die Anteile im Wert von mehr als 120 000 Euro gezeichnet hatten.

Mit diesem Kapital ausgestattet macht sich die komplett ehrenamtlich geführte Genossenschaft derzeit daran, ihr Ziel in die Tat umzusetzen und konkrete Projekte zu fördern. Im Fokus steht dabei erst einmal die Photovoltaik, die man als "relativ sicher" erachtet. In einem zweiten Schritt wolle man sich anschauen, was im Bereich der Windenergie möglich sei, sagt Jörg Stahl, der auch Bio-Energieprojekte für die Zukunft nicht ausschließen will.

Erste Photovoltaik-Projekte hat die Genossenschaft bereits am Start. Im Kreis Calw ist eines in der Projektierung und eines in der Planungsphase. Im Enzkreis sind es ebenfalls zwei Projekte. Doch das ist erst der Anfang. Man sucht derzeit intensiv nach weiteren Dachflächen, die die Genossenschaft für ihre Projekte anmieten kann. Bevorzugt sind dabei Flächen in Süd- oder Südost-Ausrichtung. Für die projektierten Anlagen gilt das gleiche wie für alle zukünftigen: Die Wertschöpfung soll in der Region bleiben. Deshalb arbeitet die Genossenschaft bei der Realisierung mit Handwerkern vor Ort und bei der Finanzierung mit den Banken der Region zusammen, wie Jörg Stahl betont.

Um noch mehr bewirken zu können, ist die Genossenschaft auch auf der Suche nach weiteren Mitgliedern. Mitglied kann eigentlich jeder werden. Das geschieht über den Erwerb von Anteilen in Höhe von 500 Euro. Um eine zu große Abhängigkeit von einem Mitglied zu verhindern, darf eine Person maximal 60 Anteile besitzen.

Doch man sucht nicht nur weitere Mitglieder für zusätzliche Anteile. Auch die inhaltliche Kompetenz der ehrenamtlich betriebenen Genossenschaft soll durch neue Mitglieder erweitert werden. Derzeit sei man stark betriebswirtschaftlich geprägt, sagt Jörg Stahl. Deswegen hält man Ausschau nach Ingenieuren und Elektrotechnikern, die die Projekte auch fachlich begleiten können. "Jeder, der Bezug zur Energiewende hat, ist bei uns willkommen", sagt Stahl.

Dabei will man nicht nebeneinander her arbeiten, sondern eng kooperieren. Dazu treffen sich die Mitglieder der Genossenschaft einmal im Monat, um sich auszutauschen. Das nächste Treffen ist am 18. März um 17.30 Uhr in den Büroräumen der Genossenschaft in der Haiterbacher Straße 21 in Nagold. Ziel der Treffen, so formuliert es Jörg Stahl, ist eines Tages ein Bürgerstammtisch zu Energiethemen. Darüber hinaus plant man auch Informationsveranstaltungen, bei denen die Bevölkerung mehr über die Genossenschaft erfahren kann.