Die Mitglieder der "Helfenden Hände" aus dem Nordschwarzwald leisteten nicht nur durch medizinisch-technische Weiterbildung Hilfe. Die Verteilung von Gummibärchen stieß besonders bei den Kindern auf viel Begeisterung. Foto: Pichler

Mitglieder der regionalen Hilfsorganisation "Helfende Hände" beginnen mit Engagement in Burundi.

Nordschwarzwald/Burundi - Nach Mauretanien engagiert sich die regionale Hilfsorganisation "Helfende Hände" nun auch in Burundi im Herzen Afrikas. Eine Hilfsdelegation aus der Region ist nun von der ersten großen Mission in Afrika zurückgekehrt.

 

Der Einsatz der "Helfenden Hände" in Burundi, insbesondere im "Hopital de Kirundo", war von langer Hand vorbereitet. Nach ersten Kontakten vor eineinhalb Jahren gab es im Juli 2014 einen ersten Sondierungsbesuch, um die Verhältnisse vor Ort zu überprüfen, vor allem hinsichtlich der Voraussetzungen für Hilfsmaßnahmen. Frühzeitig stellte man Verbindungen zu den Verantwortlichen her. Im November 2014 gelang es den Helfern aus dem Nordschwarzwald dann, einen Container mit bedarfsgerecht zusammengestelltem Material in Marsch zu setzen, der Ende Januar in Kirundo entladen wurde.

Ein Vorauskommando bestehend aus Günter Seibold und Bernd Wetzel installierte die Geräte ab Anfang März. So erhielt zum Beispiel der am Krankenhaus Kirundo arbeitende Zahnarzt eine neue Behandlungseinheit. Doch als Kai Roy, Chirurg am Krankenhaus Calw, und Klaus Pichler, Calwer Internist im Ruhestand, eintrafen, war an ein ärztliches Arbeiten noch nicht zu denken. Kai Roy mit seiner Frau Ina war damit beschäftigt, einen für komplexe Eingriffe hinreichenden OP-Raum in einen einsatzfähigen Zustand zu versetzen. Klaus Pichler mit Ehefrau Gaby richtete einen internistischen Untersuchungsraum ein, wodurch in Kirundo Ultraschalldiagnostik, EKG-Untersuchungen und endoskopische Untersuchungen des oberen Verdauungstrakts Einzug halten konnten.

Gegen Ende der ersten Woche war der internistische Bereich soweit, dass Untersuchungen möglich waren. Da die Anlagen für die burundischen Partner echtes Neuland waren und die schwäbischen Ärzte ihren Einsatz als Hilfe zur Selbsthilfe verstehen, konnte die Inbetriebnahme nicht ohne ausführliche Erklärungen geschehen.

Zunächst gaben die Helfer Einweisungen in die Anwendung und Pflege der Gerätschaften, insbesondere auch in die hygienischen Aspekte. Für die Weitergabe ärztlicher Arbeitsweisen hatte man zwei ärztliche Kollegen des Krankenhauses Kirundo ausgewählt. Dieses Krankenhaus versorgt eine Provinz mit etwa 900 000 Einwohnern, dafür stehen jedoch nur sieben Ärzte zu Verfügung, was zu Folge hat, dass die Flut von Hilfesuchenden gewaltig ist.

Trotz enormer Belastung, bescheidenen Verdienstmöglichkeiten und schlechten Aufstiegschancen, waren der Wissensdurst und die Lernbereitschaft der kooperierenden Kollegen groß. So gelangen im "Hopital de Kirundo" entscheidende Schritte auf dem Weg zu einer echten Qualitätsverbesserung. Der zusätzliche Operationsraum ermöglicht nun auch unfallchirurgische Eingriffe und Operationen im Bauchraum. Die Einführung von Ultraschalldiagnostik, EKG und Endoskopie bedeuten für Kirundo einen wahren Quantensprung.

Beim zweiten unterstützten Projekt handelt es sich um eine Art Frauenhaus, in dem sich etwa 30 junge Frauen, die in verschiedener Weise Gewalt erlebt haben, zusammengeschlossen und sich eine Bleibe erbaut haben. Nach kurzer Zeit wurde aus der Gruppe eine Fürsorgegemeinschaft für Waisenkinder und ausgesetzte Kinder. Derzeit betreut jede der Frauen mindestens zwei Kinder.

Schon bald wuchsen den Frauen die Probleme aber über den Kopf, weshalb sich die Gruppe an ihren Gemeindepfarrer, Father Leopold, wandte, der seinerseits mit dieser Aufgabe zunächst vor allem finanziell komplett überfordert war. Vor zwei Jahren kam es dann zu einem Kontakt mit Gaby und Klaus Pichler von den "Helfenden Händen". Es gelang, einen Bekanntenkreis dafür zu interessieren, zu dem auch eine Handwerkergruppe um den Zimmereibetrieb Schleeh aus Baiersbronn gehört.

Bei der nun abgeschlossenen Hilfsmission richteten Günter Seibold und Ludwig Appenzeller von den "Helfenden Händen" – zeitgleich mit dem medizinischen Einsatz in Kirundo – eine ausreichende Wasser- und Stromversorgung zum Anschluss einer Getreidemühle ein. Außerdem konnten sie Material für eine Küche bereitstellen, die in einer Kooperation von örtlichen Handwerkern mit dem Baiersbronner Team entstehen soll, um den völlig unzureichenden Kochschuppen zu ersetzen. Immerhin müssen etwa 100 Personen, davon 60 Kinder zwischen Säuglings- und Schulalter, mit Nahrung versorgt werden.

Über ein Wochenende innerhalb der Hilsmission statteten die Ärzte mit Ehefrauen dem "Orphanage Nyabiraba" einen Besuch ab und überbrachten bei dieser Gelegenheit einen von der Evangelischen Pfarrgemeinde Zavelstein aufgebrachten Geldbetrag von 1400 Euro plus 200 Euro private Spenden zur Beschaffung von Lebensmitteln, insbesondere auch zum Kauf von Milchpulver für Säuglinge, und von medizinischem Bedarf.

Burundi ist ein kleines Land mit zwischen zehn und 13 Millionen Einwohnern und liegt wenig südlich des Äquators. Bis in den Ersten Weltkrieg hinein gehörte es zu Deutsch-Ostafrika. Es herrscht dort große Armut. Durch enormen Bevölkerungszuwachs, Übernutzung der Böden, Fehlen effizienter landwirtschaftlicher Methoden und Klimawandel ist die Ernährungssituation prekär. Laut WHO-Angaben von 2008 hungern rund 50 Prozent der Bevölkerung, nach anderen Angaben könnten es bis zu 80 Prozent sein.