Wirtschaftspolitischer Austausch: Bundestagsabgeordneter Gunther Krichbaum, Bundesbankvorstand Joachim Wuermeling und IHK-Hauptgeschäftsführer Martin Keppler (von links) im Haus der Industrie- und Handelskammer Nordschwarzwald. Foto: IHK

Vorstandsmitglied der Bundesbank bei Gespräch im Haus der Industrie- und Handelskammer.

Unternehmer aus der Region Nordschwarzwald erhoffen sich "Wachstumsimpulse" von der Regierung und eine Reform des Unternehmenssteuerrechts.

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Region. Dies erklärten sie am Dienstag bei einem wirtschaftspolitischen Gespräch im Gebäude der Industrie- und Handelskammer (IHK) Nordschwarzwald. Mit dabei war Joachim Wuermeling, Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank. Neben Vertretern der Wirtschaft und des Bankenwesens nahm auch der Pforzheimer Bundestagsabgeordnete Gunther Krichbaum teil, der Wuermeling als Gesprächspartner vermittelt hatte, teilt die IHK mit.

Aus Krise 2008 gelernt

Wuermeling sprach mit Vertretern der lokalen Unternehmerschaft – insbesondere aus dem Rechts- und Steuerausschuss der IHK – über Instrumentarien zur Krisenbewältigung. Die Geschäftsleute hätten sich, neben einer sicheren Kapitalversorgung durch die Banken, vor allem für Wachstumsimpulse interessiert, um die Folgen von Corona überwinden zu können.

Konkret forderten sie laut IHK eine Modernisierung des Unternehmenssteuerrechts. Im ersten Schritt sollen Investitionsanreize gesetzt werden, indem die degressive Abschreibung wiedereingeführt und die Wertobergrenze für sogenannte geringwertige Wirtschaftsgüter auf 5000 Euro erhöht wird. Damit können Anschaffungen schneller und überhaupt mehr Investitionen steuersenkend geltend gemacht werden. In einem zweiten Schritt solle dann die Steuer für Gewinne von derzeit 30 auf höchstens 25 Prozent gesenkt werden, "um die internationale Konkurrenzfähigkeit deutscher Unternehmen zu sichern".

Fokus sollte auf europäischem Binnenmarkt liegen

"Sowohl Deutschland als auch die Eurozone befanden sich zu Beginn der Corona-Krise in einer wesentlich besseren Ausgangslage als vor der Finanzkrise 2008/09. Die oft als lästig empfundenen regulatorischen Auflagen für Kreditinstitute, die seit der Finanzkrise eingeführt wurden, haben sich im aktuellen Stress bewährt", so Wuermeling. Banken und Sparkassen verfügten jetzt über genug Kapitalpuffer, um Unternehmen auch in der Krise mit der nötigen Liquidität zu versorgen.

Auch der Bundestagsabgeordnete Krichbaum betonte den Wert der Errungenschaften seit der Finanzkrise: "Neben gezielten Konjunkturmaßnahmen innerhalb der Bundesrepublik muss der Fokus vor allem auf der Stabilisierung des europäischen Binnenmarktes liegen." Der Corona-Hilfsfonds, wie er von Frankreich und Deutschland vorgeschlagen wurde, sei deshalb "wichtig und richtig". Es sei in Deutschlands Interesse, dass Europa nach der Pandemie wirtschaftlich schnell wieder auf die Füße komme.