Nicht genug Abstand zwischen sich und die Altstars gelegt hat der Baiersbronner Manuel Faißt. Foto: Georg Hochmuth/APA/dpa

Bundestrainer Hermann Weinbuch zieht dem starken Schwarzwälder Manuel Faißt zwei Altstars vor. WM-Geschichte wiederholt sich.

Ein bitterer Tag für den Baiersbronner Manuel Faißt: Bei einer „internen Ausscheidung“ im Training von Planica um zwei Plätze in der Mannschaft für den Teamwettbewerb der nordischen Kombinierer am Mittwoch lag der Schwarzwälder bei Bundestrainer Hermann Weinbuch auf dem dritten Platz – hinter den in der gesamtem Saison schon schwächelnden Altstars Eric Frenzel und Johannes Rydzek.

Rydzek hat bei Weinbuch einen Stein im Brett

Das hatte sich schon vor der sogenannten Ausscheidung abgezeichnet. Denn Weinbuch tut es in der Seele weh, sein einstiges Aushängeschild Rydzek, der nur noch ein Schatten früherer Gold-Tage ist, außen vor zu sehen. „Das Springen hat sich so geändert“, sagt Weinbuch vor der WM, „da muss er sich umstellen, und das geht im Alter nicht mehr so. Das bremst ihn.“ Vor dem ersten Wettkampf gab er dem Allgäuer schon die Chance, den beständig in die Top Ten laufenden Manuel Faißt aus dem Wettkampf zu kicken, aber der Abstand zwischen Rydzek und Faißt war im Training zu groß.

Faißt startete – und wurde bärenstarker Fünfter, mit einer Laufzeit, die schneller war als die der Top drei. Wäre das einer von Weinbuchs Lieblingsschülern gewesen, dann hätte es keine Diskussion gegeben: Dieser Mann muss in der Mannschaft mit dabei sein, die die großartige WM-Bilanz weiter verbessern dürfte. Stattdessen musste sich der Baiersbronner der „Ausscheidung“ stellen, und die lief nicht so eindeutig wie vor dem Einzel.

Gerechte Entscheidung?

Aber ist das Ergebnis fair? Im ersten Trainingsdurchgang sprangen Frenzel und Rydzek mit einer Luke mehr Anlauf bei besseren Windverhältnissen zwar weiter, im bereinigten Klassement aber auf die Plätze 31 (Frenzel) und 19 (Rydzek), Faißt auf die 26. In Durchgang zwei das gleiche Bild: mehr Anlauf und besserer Wind für Frenzel auf Platz 23 und Rydzek auf Platz 31. Faißt kommt auf Platz 16. Dritter Durchgang, wieder mehr Anlauf für die Altstars, Ergebnis: 15. Frenzel, 19. Rydzek, 20. Faißt. Und im Ergebnis bei Weinbuch heißt das: „Und raus bist du: Manu!“ Gerecht?

Rydzek war in der Vergangenheit oft ein Medaillengarant, aber die Zeit seiner zwei Olympiasiege in Pyeongchang liegt fünf Jahre zurück, seine WM-Hochzeit von Lahti mit vier Goldmedaillen sogar sechs Jahre. „Ein bisschen fehlt dem Ritsch“, weint Weinbuch den alten Zeiten mehr als eine Träne hinterher, doch bei ihm stirbt die Hoffnung zuletzt: „An einem guten Tag kann er vielleicht in den Bereich der Besten hineinreichen.“ Der letzte gute Tag ist aber lange her. Wenn Weinbuch über Faißt redet, kommt nach einem Lob immer gleich ein „Aber“. „Ich bin begeistert von seiner Lauf-Performance“, gab er im Vorfeld der WM zu. Dann setzt er hinzu: „Aber im Springen ist er immer schwächer geworden.“

Lange Vorgeschichte

Schon bei der WM 2015 im schwedischen Falun brauchte Tino Edelmann einen würdigen Abschluss seiner Karriere – Weinbuch gab ihm den Startplatz nach einer „internen Ausscheidung“ in der Loipe. Leidtragender: Faißt, der ohne WM-Start blieb. 2017 kam der Baiersbronner nicht an Björn Kircheisen vorbei, der ein Jahr später seine Karriere beendete, 2019 hielt Weinbuch seinem schwächelnden, aber im Aufstieg begriffenen damals 21-jährigen Vinzenz Geiger die Treue, 2021 rückte Terence Weber an Faißt vorbei ins Silber-Team. Ganz zu schweigen von der Olympia-Nominierung 2022. Faißt wurde von Weinbuch aussortiert, nur wegen der Corona-Infektion von Weber nachnominiert – und der Baiersbronner glänzte im Einzelrennen. Nur weil Vinzenz Geiger die Verfolgergruppe herangeprügelt hatte, blieb ihm nur Platz 4. Sonst wäre sogar Gold möglich gewesen.

Und nun hat Weinbuch den 30-Jährigen trotz seiner diesjährigen bärenstarken Leistungen wieder nicht für das Team nominiert, von dem er vor der WM so geträumt hatte. Übrigens: Die zusammengerechneten Punkte aus allen drei Trainingsrunden vom Dienstag ergeben folgende Reihenfolge: 1. Faißt 142,7, 2. Rydzek 141,4, 3. Frenzel 134,4. Eindeutig: Und raus bist du: Manu!