Nathalie Armbruster aus Freudenstadt zeigt eine starke Vorstellung in der Loipe, muss aber im Massenstartrennen bei der WM in Trondheim mit Platz 6 zufrieden sein. Eine Außenseiterin packt ihre Chance beim Schopf.
Am Ende war es ein bisschen verkehrte Welt. Die eigentlich enttäuschte sechstplatzierte Nathalie Armbruster nahm über das ganze Gesicht strahlend die japanische Sensations-Weltmeisterin Yuna Kasai in den Arm und freute sich mit ihr und ihrer Zwillingsschwester Haruka, die Dritte geworden war.
Und daneben schossen der Norwegerin Gyda Westvold Hansen die Tränen aus den Augen. Nach dem Laufen hatte die Norwegerin nach einer taktisch erstklassigen Vorstellung geführt, auf der Schanze verwandelte sich Gold in Silber und grenzenlose Enttäuschung.
Das allerdings konnte Nathalie Armbruster nachfühlen, denn bei dem Massenstart-Rennen zu WM-Beginn für die Kombiniererinnen, das die starken Springerinnen bevorzugt, blieben auch bei der 19-Jährigen die Medaillenträume im Schanzenauslauf hängen.
„Ein bisschen viel Brechstange“
„Das war heute ein bisschen viel Brechstange“, erklärte die Freudenstädterin, die auch im Training am Vortag mit der Anlage im Granåsen skisenter nicht so ganz klargekommen war. „Das war so ein bisschen ein Hauruck-Sprung, wenig Länge, wenig Fluss.“
In der Tat sah man in der Flugphase die fehlende Lockerheit – die Schanze in Trondheim macht der Gesamtweltcup-Führenden mehr Probleme, als ihr lieb ist. Die Laune verderben ließ sich Nathalie Armbruster davon aber nicht.
In der Loipe Weltklasse
„Ich bin sehr zufrieden mit meinem Lauf. Und ein sechster Platz ist doch ...“, sagt sie, macht eine Pause zum Überlegen und ergänzt dann: „... ganz solide.“ Klar: Sie hatte sich mehr ausgerechnet, aber für eine Podestplatzierung hätte der Sprung ohnehin nicht nur ein bisschen, sondern sehr viel besser sein müssen.
Jenny Nowak wird Fünfte
Denn die Sprungstärksten packten ihre Chance beim Schopf, und so krönte sich Yuna Kasai zur ersten japanischen Weltmeisterin aller Zeiten, was sie ausgelassen mit ihrer Zwillingsschwester Haruka feierte. Jenny Nowak freute sich als beste Deutsche über Platz 5, direkt vor Nathalie Armbruster.
Bundestrainer Florian Aichinger weinte der Medaillenchance auch keine Träne nach, er war begeistert von dem „ultragenialen Wettkampf“ und erkannte neidlos an: „Respekt vor den Japanerinnen. Die haben heute völlig verdient die Medaillen abgeräumt.“
Signal an das IOC
Da kam der Fan im Bundestrainer durch, der sicher auch einen japanischen statt norwegischen oder deutschen Sieg in der Nordischen Kombination als olympisches Signal an das IOC sieht: Seht her, es gewinnen auch in spannenden Wettkämpfen andere Nationen. Es gibt keine Argumente gegen die Kombination im olympischen Programm.
Beim Fünf-Kilometer-Lauf zwei Stunden zuvor war es 3,7 Kilometer lang so gelaufen wie immer. Die Norwegerin Ida Marie Hagen eilte vorneweg, Seefeld-Königin Nathalie Armbruster blieb wie eine Klette an ihr dran. Doch dann startete Gyda Westvold Hansen, die Weltmeisterin von 2021 und 2023, einen überraschenden Angriff, sie zog vorbei, riss eine Lücke.
Ida Marie Hagen stürzt
Und auch weil in der Verfolgung an einer Steigung Hagen nach einer Skiberührung mit Nathalie Armbruster zu Fall kam, nutzte Westvold Hansen das zur Führung nach dem Lauf.
„Es wird unheimlich spannend“, sagte Aichinger voraus – und behielt recht. „Da sind einige dabei jetzt, die sehr gefährlich sind, speziell die beiden Japanerinnen.“ Auch hier betätigte er sich als Wahrsager.
Hoffnungen ruhen auf dem Mixed-Team
Das Kombinations-Team fiebert nun dem Mixed am Freitag (ab 12.00 Uhr) entgegen. „Das ist immer super, super cool“, sagt Nathalie Armbruster, „ich freue mich immer, dass wir da die Emotionen teilen können.“ Am besten über Edelmetall. Denn nicht nur Aichinger sagt: „Das Mixed-Team liegt uns sehr am Herzen.“