Nathalie Armbruster glänzt gleich wieder beim Sommer-Grand-Prix in der Nordischen Kombination. Auch Svenja Würth (links) ist gut drauf. Foto: Roger Buerke/Eibner-Pressefoto

Neue Ideen sind gefragt: Das IOC hat der Nordischen Kombination die Pistole auf die Brust gesetzt. Eine Freudenstädterin trumpft in einem neuen Format auf.

Es war ein Schock im Juni 2022, als das Internationale Olympische Komitee (IOC) gegen seine eigenen Gleichstellungsregeln verstieß und die Frauen der Nordischen Kombination von Olympia 2026 ausschloss, obwohl in Cortina d’Ampezzo und Mailand nur noch Wettbewerbe über die Bühne gehen sollten, die sowohl Frauen- als auch Männer-Entscheidungen vorsehen. Die Agenda 2020 war unterhöhlt.

 

IOC verstößt gegen eigene Agenda

Gleichberechtigung von Männern und Frauen, gleiche Startzahlen, gleiche Wettbewerbe, sprich Gendergerechtigkeit? Pustekuchen. „Es ist einfach so unfassbar traurig und enttäuschend, dass tatsächlich im 21. Jahrhundert die Entscheidung getroffen wurde, dass die Frauen immer noch nicht gleichberechtigt werden“, sagte damals die tief getroffenen Nathalie Armbruster aus Freudenstadt, „es ist einfach ein Schlag ins Gesicht, und für mich ist ein Kindheitstraum gestorben.“

Die fadenscheinige Begründung: Zu wenig Nationen betreiben den Sport, zu wenig Zuschauer an den Fernsehgeräten und an den Sportstätten, mangelnde Attraktivität. Der Auftrag an die NK-Verantwortlichen war, die Sportart attraktiver zu machen und mehr Nationen an sie heranzuführen. Die betroffenen Athletinnen standen unter Schock.

Single-Mixed-Staffel aus der Taufe gehoben

Beim Auftakt zum Sommer-Grand-Prix 2023 in Oberwiesenthal, bei der Nathalie Armbruster und der Baiersbronner Manuel Faißt gleich mit vierten Plätzen hoffnungsvoll starteten, machten die Verantwortlichen des Internationalen Ski-Verbands (FIS) den Versuch: eine Single-Mixed-Staffel mit einem Sprung und für jeden Athleten/jede Athletin abwechselnd viermal 1,25 Kilometer Sprint auf Skirollern, im Winter dann natürlich auf Langlaufbrettern.

Hochspannung im strömenden Regen

Der Wettbewerb war hochspannend. Nach den Sprüngen lagen Julian Schmid und Nathalie Armbruster als Deutschland I zeitgleich mit Favorit Norwegen I (Espen Björnstad/Gyda Westvold Hansen) und sechs Sekunden vor dem Schwarzwald-Express Deutschland II mit den Baiersbronnern Manuel Faißt und Svenja Würth. Und das, obwohl Nathalie Armbruster miserable Bedingungen bei ihrem Sprung hatte. „Ich war mir lange nicht sicher, was der Sprung wert war, weil ich gleich nach der Absprungkante megaviel Rückenwind hatte“, erklärt die Freudenstädterin, „und in den Punkten hat sich das nur unzureichend widergespiegelt.“

Es entwickelte sich bei strömendem Regen ein packendes Duell. Julian Schmid sorgte in allen vier Runden für einen kleinen Puffer, Nathalie Armbruster und Gyda Westvold Hansen lagen danach Kopf an Kopf. „Ich war richtig glücklich, dass ich die ersten drei Runden mit der Gyda mitgehen konnte“, fasste Nathalie Armbruster das Rennen zusammen, doch in Runde vier sucht ihre Kontrahentin die Entscheidung. „Die Gyda war einfach zu stark für mich am Schluss, da musste ich abreißen lassen, weil ich einfach wahnsinnig blau war.“

Horst Hüttel strahlt vor Zufriedenheit

Dennoch war das deutsche Duo mit Platz zwei glücklich, Faißt/Würth kamen auf Platz 4 ins Ziel. So strichen alle heraus, dass die Premiere der Mixed-Team-Staffel „absolut gelungen“ (Armbruster) war. „Ich habe von vielen Seiten gehört, dass sie das richtig, richtig spannend fanden“, meinte Armbruster. Und der Vorkämpfer für die Frauen-Kombi, DSV-Sportdirektor Horst Hüttel, strahlte vor Zufriedenheit über „den Mut, das Format gleich in den Sommer-Grand-Prix aufzunehmen“. Schließlich soll diese neue Staffel mithelfen, die Zukunft der Nordischen Kombination zu sichern. „Man kann davon ausgehen, dass – wenn in Zukunft alle Teams in Bestbesetzung am Start sein werden – es dann noch enger und dramatischer werden kann.“

Ein Wermutstropfen: Nur sieben Nationen dabei!

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass in Oberwiesenthal die zehn Teams aus nur sieben Nationen stammten. In Oberstdorf, der nächsten Station des Sommer-Grand-Prix am Mittwoch (Frauen 10.00/20.30; Männer 19.00/21.00; PCR: 1. Westvold Hansen, 2. Würth, 5. Armbruster), sind Starterinnen aus nur neun Nationen am Start. Da ist noch viel Arbeit nötig, um das IOC vom gesteigerten Interesse in der Wintersportwelt zu überzeugen.