Nathalie Armbruster aus Freudenstadt hat erneut den Angriff auf ihr Gelbes Trikot abgewehrt. Doch in die Freude über ihren dritten Platz in Otepää mischten sich Sorgen nach einem Sturz auf der Schanze.
Und wieder hat Alfred Hitchcock Regie geführt: Nathalie Armbruster aus Freudenstadt holte in der Loipe in Otepää alles aus sich heraus, kämpfte sich von Platz 7 nach dem Springen nach vorn und sprintete am Ende mit der Japanerin Yuna Kasai um den dritten Platz.
Hauchdünn mit einem Vorsprung von 0,1 Sekunden ging die letzte Podestplatzierung hinter der wieder einmal überragenden Ida Marie Hagen und der super mithaltenden Japanerin Haruka Kasai an – Nathalie Armbruster! „Das war wieder einmal Werbung für die Frauen-Kombination", strahlte die 19-Jährige, „ich hab zweimal attackiert, Yuna hat einmal attackiert, und entschieden hat es sich dann doch auf der Zielgeraden."
Die Freudenstädterin hatte am Vormittag beim Springen unter schwierigen Bedingungen einen gelungenen Versuch, landete bei 90,0 Metern, hatte aber Probleme bei der Landung („da hat es mir den Ski verkantet"), weshalb ihr viele Wertungspunkte abgezogen wurden. Sie schlug auch gleich die Hände vors Gesicht, denn sie wusste als letzte Starterin sofort, dass der Rückstand zu Hagen zu groß sein würde, um um den Sieg mitzulaufen. „Aber trotzdem: Die Ausgangsposition war eine gute", machte sich Armbruster bereit für das Duell mit Yuna Kasai um Platz 3.
Ein Auf und Ab der Gefühle
Durch ihren dritten Platz behielt sie am Ende klar die Führung im Gesamtweltcup. Dass Bundestrainer Florian Aichinger aber nicht unbedingt in Jubelstimmung war, lag an einem anderen Ereignis innerhalb des deutschen Teams. „Das war heute wieder ein Auf und Ab der Gefühle“, zog er ein „schwieriges Fazit".
„Erst das mit der Cindy, und jetzt doch das Podest noch von der Natalie“, flogen die Bilder des Tages an Aichinger vorbei. „Das mit der Cindy“ war der Sturz von Cindy Haasch am Vormittag beim Springen. Die 20-Jährige, die immer besser in Fahrt gekommen war, verletzte sich am Knie und kann in Otepää auch beim abschließenden Compact Race am Sonntag (Frauen: 09.30 Uhr Springen/13:30 Uhr 5 km/Männer: 10.15 Uhr Springen/14.10 Uhr 7,5 km) nicht mehr an den Start gehen.
Untersuchungen Anfang der Woche
„Wir werden jetzt am Montag oder Dienstag in München wahrscheinlich die Untersuchungen machen, und dann wissen wir mehr“, konnte Aichinger noch keine Auskunft über das genaue Ausmaß der Verletzung geben. Aber er war schon sehr mitgenommen von dem Ereignis. „Es ist schon brutal, wie eng das Glück und das Leid zusammenliegen im Sport.“
Die Gedanken kreisten auch bei Nathalie Armbruster („da ist uns allen erst einmal das Herz stehen geblieben") und Jenny Nowak um ihre verletzte Teamkollegin. „Die Jenny ist doch ein bisschen mehr mitgenommen“, berichtete Aichinger, „beim Springen ist sie, glaube ich, nicht ganz mit dem Kopf dabei gewesen.“
Nathalie Armbruster sensationell
Am Ende war es aber vor allem der wieder einmal sensationelle Auftritt von Nathalie Armbruster, der Team und Trainer aus dem Tal der Tränen geführt hat. „Die Natalie hat wieder eine super Podestplatzierung, wieder Dritte, wieder den Angriff auf die Gesamtweltcupführung abgewehrt“, lobte er, „ich glaube, wir müssen heute das Positive mitnehmen.“
Und das war mit dem erneut grandiosen Auftritt von Nathalie Armbruster ja nicht gerade wenig.
Vinzenz Geiger völlig cool
Hinzu kam, dass auch bei den Männern im Anschluss ein Hitchcock-Finish mit Happy Ende stand. Vinzenz Geiger, der schon nach dem Springen führte, lieferte sich mit dem Norweger Jarl Magnus Riiber ein Privat-Duell um den Sieg. Und Geiger blieb völlig cool, machte vor der Zielgeraden auch taktisch alles richtig, ließ Riiber nicht zum Angriff kommen, und so musste der Norweger kurz vor der Ziellinie aufgeben. Wieder einmal ein Rennen der Extraklasse.
Platz drei sicherte sich Riibers Landsmann Jens Luraas Oftebro (+10.9 Sekunden) vor Julian Schmid (+15,9). Auch Johannes Rydzek (beide Oberstdorf) lief als Sechster in die Top 10.
Bei Manuel Faißt läuft es nicht
Nicht so gut lief es für Manuel Faißt. Der Baiersbronner kam mit der Schanze wie schon in den Tagen zuvor nicht klar, hatte auch noch sehr schwierige Bedingungen und musste so mit 1:50 Minuten Rückstand als 29. in die Loipe. Da war nicht mehr viel drin, doch Faißt stellte sich dem Wettkampf, reduzierte den Rückstand als 27. auf 1:39,2 Minuten.
Tolle Aussichten für Nathalie Armbruster
Doch am Ende durfte auch er sich für den Schwarzwald freuen: Nathalie Armbruster hat als Weltcup-Führende 82 Punkte Vorsprung auf Haruka Kasai und 123 auf Ida Marie Hagen bei noch aussteheden drei Weltcuprennen (eines in Otepää am Sonntag, zwei in Oslo am 15./16. März). Das sieht sehr gut aus.
Florian Aichinger: Weiter geht’s!
Das brachte selbst Bundestrainer Aichinger wieder aus seinen dunklen Gedanken. „Wir müssen uns jetzt einfach aufraffen und weiterkämpfen. Weiter geht’s!“