Zum Saisonauftakt in Lillehammer kommt Nathalie Armbruster aus Freudenstadt mit einer grandiosen Aufholjagd auf Platz 6. Sie beklagt aber eine Ungleichbehandlung mit den Männern.
Endlich geht es wieder los! Während die Männer schon eine Woche zuvor im finnischen Ruka auf Schanze und Loipe durften, mussten die Frauen noch auf dem Sofa zuschauen. „Es hat richtig weh getan, zu Hause vor dem Fernseher zu sitzen und das alles aus der Ferne zu verfolgen“, formuliert Nathalie Armbruster vom SV/SZ Kniebis ihre Kritik an der Ungleichbehandlung von Männern und Frauen sehr vorsichtig.
Die Angst geht um
Dabei ist diese Saison eine sehr wichtige, da im Anschluss das Internationale Olympische Komitee (IOC) seine Entscheidung über das Programm der Winterspiele 2030 bekannt geben wird. Und die Zeichen für den Juni-Showdown sind düster: Nach der Nichtzulassung der Frauen 2026 könnten auch die Männer aus dem Programm fliegen.
Das treibt nicht nur Nathalie Armbruster nach ihren tollen Leistungen im Sommer um. „Du warst offenbar extrem beschäftigt – mit Nichtstun“, griff im Vorfeld der Saison Vinzenz Geiger FIS-Renndirektor Lasse Ottesen via Instagram frontal an. Denn das Programm ist sehr ausgedünnt, im Januar fehlt an drei von vier Wochenenden die Präsenz der Kombinierer.
Werbung für die Frauen-Kombination
Und bei den Frauen sieht es noch schlechter aus. Umso wichtiger, dass es spannende Rennen mit überzeugenden Leistungen gibt. In diesem Punkt hat das norwegische Lillehammer schon mal überzeugt. Nach dem Springen führte völlig überraschend Armbrusters Teamkollegin Maria Gerboth, die der späteren Siegerin Ida Marie Hagen auf der Schanze über 30 Sekunden abnahm und als Fünfte am Ende beste Deutsche war.
Ein Sieg für den Opa
Apropos Hagen: Dass die Norwegerin ihren zehnten Weltcupsieg feierte, hatte sie vorher schon ihrem Großvater versprochen: „ Er hat heute Geburtstag – und das war mein Geburtstagsgeschenk“, sagte die Neu-Dominatorin nach ihrem Sieg vor Landsfrau Gyda Westvold-Hansen und der Österreicherin Lisa Hirner strahlend.
Und Armbruster? „Im Springen gibt es weiterhin ein paar Dinge zu verbessern“, wusste sie schon im Vorfeld. Das ist auch dem geschuldet, dass der Aufwand für die Schülerin, zum Schanzentraining zu kommen, einfach immens hoch ist. Und so zogen sich durchwachsene Sprünge durch Training, provisorischen Wettkampfsprung – und auch durch den Wettkampf. Bei einer zu erwartenden 15-Minuten-Laufzeit auf der Fünf-Kilometer-Strecke ist ein Rückstand von 1:31 Minuten nach dem Springen kaum aufzuholen.
Wahnsinns-Aulholjagd
Nathalie Armbruster versuchte alles, verkürzte auf der ersten Hälfte den Rückstand deutlich, doch dann musste sie dem hohen Tempo Tribut zollen – auch weil die Spitze einfach zu weit weg war. Mit der viertbesten Laufzeit kam sie von Platz 14 noch auf Platz 6 vor, direkt hinter Gerboth. Mehr war, realistisch gesehen, nicht drin.
Svenja Würth vom SV Baiersbronn überzeugte als Vierte auf der Schanze und verlor erwartungsgemäß schnell einige Plätze, kämpfte aber wie eine Löwin und rettete Platz 10 ins Ziel – im Fotofinish vor Jenny Nowak. Am glücklichsten war jedoch Gerboth, die als Sprungwertung-Führende nun am Samstag (09.30 Springen/13.45 Laufen) beim Compact-Race ein besonderes Highlight vor sich hat: „Es ist natürlich auch eine Ehre, in Blau an den Start gehen zu dürfen.“