Nathalie Armbruster hat bei den drei Weltcups der Nordischen Kombination von Otepää ihr sportliches Reifezeugnis abgelegt. Die Weltcup-Führende zeigte beim Sieg am Sonntag, dass sie auch taktisch absolute Weltspitze darstellt.
Am Ende packte Nathalie Armbruster den Turbo aus. Nachdem sie schon auf der Schanze in ihrer Lieblingsdisziplin Individual Compact (feste Zeitabstände nach dem Springen) als Zweite hinter Maria Gerboth den besten Sprung des Wochenendes gezeigt und damit ein 16-Sekunden-Polster zwischen sich und die Norwegerin Ida Marie Hagen gelegt hatte, ließ sie in der Loipe eine taktisch und läuferisch erstklassige Leistung folgen.
Sie legte los wie die Feuerwehr und machte es der Norwegerin maximal schwer, zu ihr aufzuschließen. Erst auf der zweiten Hälfte der Fünf-Kilometer-Strecke hatte es Hagen geschafft, danach klemmte sich die 19-jährige Freudenstädterin in den Windschatten der großen Rivalen, schaltete im richtigen Moment kurz vor dem Ziel in die Höchstgeschwindigkeit und ließ die Norwegerin einfach stehen. Eine sensationelle Demonstration ihrer derzeitigen Stärke.
„Voll geil“, jubelte Bundestrainer Florian Aichinger, „unglaublich cool ist das Rennen gewesen, super, taktisch clever von der Natalie gemacht. Sie hat sich das wirklich super einteilt, hat das Tempo hochgehalten, heute hat wirklich alles gestimmt.“
Gemeinsames Feiern im Ziel
Im Ziel fielen sich Maria Gerboth, die Siebte wurde, und Armbruster in die Arme und feierte gemeinsam das perfekte Wochenende. Hinter Hagen sicherte sich Haruka Kasai im Fotofinish Platz 3 vor ihrer Schwester Yuna.
Es war für Nathalie Armbruster ein „unglaublich wichtiger Sieg“, weil es ihr gelungen ist, „die Ida zu knacken“, wie es Aichinger ausdrückte. „Sie hat schon einen super Sprung bei wirklich schlechten, schlechten Bedingungen gemacht und ist eine hochverdiente Siegerin“, kam Aichinger gar nicht mehr aus dem Jubeln heraus.
Superstark in der Loipe
Tags zuvor war die Japanerin Zweite hinter Hagen und vor Nathalie Armbruster geworden, die zwar einen gelungenen Sprung gezeigt hatte, aber „meine Landung war leider nicht ganz so zufriedenstellend“, wie es die 19-Jährige selbst ausdrückte. Dadurch verlor die erste Seefeld-Triple-Siegerin viele Punkte bei den Haltungsnoten, und es war klar, dass der Rückstand auf Haruka Kasai und Hagen zu groß sein würde. So wusste sie, „dass es mit der Yuna im Kampf um Platz 3 darum geht, und auf sie waren es erst mal 22 Sekunden“.
Die lief Armbruster in der ersten Runde zu, und am Ende hatte sie auf der Ziellinie die Fußspitze – beziehungsweise die Bindung – hauchdünn vor der Japanerin. Zusammen mit Platz 4 am Freitag, als Ida Marie Hagen nach klarer Führung im Massenstartrennen auf der Schanze gestürzt war und nur 15. wurde, hat sich Nathalie Armbruster nun bei noch zwei ausstehenden Weltcups in Oslo (14. bis 16. März) im Gesamtweltcup ein Polster von 102 Punkten auf die Japanerin Haruka Kasai und von 133 Punkten auf Ida Marie Hagen erarbeitet.
Vinzenz Geiger mit Doppelsieg
Bei den Männern war es das Wochenende von Vinzenz Geiger. Zweimal knackte er den Norweger Jarl Magnus Riiber, am Samstag im Zielsprint, am Sonntag zog er schon vorher am kämpfenden Norweger vorbei und zeigte keine Schwäche.
Manuel Faißt zittert um WM-Teilnahme
Während Julian Schmid als Dritter, Wendelin Thannheimer als Vierter, Johannes Rydzek als Siebter und Terence Weber als Achter glänzten, lief es wie am Samstag (Platz 27) für Manuel Faißt (SV Baiersbronn) überhaupt nicht gut. Mit der Schanze kam er gar nicht klar und landete im dritten Rennen auf Platz 28. Das könnte ihn seinen Platz im WM-Team kosten.
Traumziel Trondheim
Denn in zwei Wochen steht der Saisonhöhepunkt im norwegischen Trondheim an. Und darauf freut sich nicht nur Frauen-Bundestrainer Aichinger. „Wir müssen keine großen Experimente mehr starten, sondern einfach die Form mitnehmen Richtung WM, dann sind wir gut aufgestellt.“