Nathalie Armbruster hat noch ein paar Probleme mit der Tehvandi-Schanze in Otepää. Foto: Eibner/Memmler

Nathalie Armbruster hat mit Platz 4 in Otepää die Führung im Gesamtweltcup ausgebaut. Jenny Nowak landete als Dritte erstmals auf dem Podest. Eine Favoritin will zu viel.

Am Ende blieb allen das Herz stehen. Nachdem Ida Marie Hagen wie die Feuerwehr durch die Loipe gestürmt war und sich im Massenstartrennen der Frauen vor dem abschließenden Springen einen gehörigen Vorsprung erarbeitet hatte, stand die Norwegerin, die bis zu ihrer Disqualifikation in Seefeld vor einer Woche im Gesamtweltcup die klare Führung innegehabt hatte, als letzte Starterin oben auf dem Sprungturm.

 

Und sie hatte das klare Ziel, so schnell wie möglich wieder die Nummer 1 zu werden und Nathalie Armbruster aus Freudenstadt das Gelbe Trikot wieder zu entreißen. Die hatte zuvor zwar einen besseren Sprung erwischt als im provisorischen Wettkampfsprung am Donnerstag, doch die 89,0 Meter reichten nach Platz 2 im Laufen „nur“ zu Zwischenrang 4.

Alles war also bereit für einen Triumph von Ida Marie Hagen. Doch ihr Sprung war nicht perfekt, die grüne Linie zur Führung wollte einfach nicht näher kommen. Hagen zog den Sprung weit nach unten – zu weit, denn bei der Landung rutschte ihr der Ski weg, sie stürzte und blieb erst einmal im Schnee liegen. Alle hielten den Atem an, aber Ida Marie Hagen konnte aufstehen und den Fans zur Beruhigung zuwinken.

Doch durch den Sturz bei 89,0 Metern verlor sie natürlich viele Punkte und landete nur auf Platz 15 – das tat der Norwegerin neben erlittenen Prellungen zusätzlich weh.

Nachdem klar war, dass Hagen nichts passiert war, fiel Nathalie Armbruster im Ziel ihrer Teamkollegin Jenny Nowak um den Hals. Aber nicht etwa, weil die Freudenstädterin durch Platz 4 gegenüber Platz 15 von Hagen ihre Weltcupführung ausgebaut hat, sondern weil Jenny Nowak exakt einen Platz vor Armbruster gelandet war: Als Dritte stand die 22-Jährige zum ersten Mal auf dem Podium. Und das ganze deutsche Team feierte.

Tränen bei Jenny Nowak

Das kommt nicht von ungefähr. „Wir sind ein einzigartiges Team. Wir haben sehr, sehr viel dafür getan, dass wir dieses Team sind, das wir jetzt sind. Und es ist unbezahlbar, mit diesen Menschen unterwegs zu sein“, erklärte Nathalie Armbruster.

„Es ist meine zweite Familie geworden, wir teilen alles, unsere Emotionen, wir freuen uns miteinander, was ein Riesenprivileg ist und was definitiv nicht selbstverständlich ist.“ Und diese pure Freude für die vor Glück weinende Nowak konnte man am Fuß der Schanze von Otepää nach dem kleinen Schreckmoment zuvor gut beobachten. Der Sieg ging vor Nowak und Armbruster an Yuna Kasai vor ihrer Schester Haruka.

Manuel Faißt glänzt – aber nur im Laufen

Manuel Faißt (SV Baiersbronn) winkte dagegen enttäuscht ab. Während er in der Loipe mit der Spitzengruppe nur 1,1 Sekunden nach dem Ersten, Vinzenz Geiger, ins Ziel gekommen war, funktionierte auf der Schanze gar nichts, und er musste mit Platz 19 zufrieden sein.

Ganz vorn lieferte Jarl Magnud Riiber eine Flugshow der Extraklasse ab, sprang einen halben Meter unter Schanzenrekord und ließ dem Österreicher Johannes Lamparter keine Chance. Geiger enterte als Dritter das Podest. Julian Schmid auf Platz 5 und Terence Weber auf Platz 7 ließen Bundestrainer Eric Frenzel ein zufriedenes Fazit ziehen.