Ereignisreiche und erfolgreiche Wochen liegen hinter der „Königin von Seefeld“ und nach letztem Wochenende auch von Otepää. Doch jetzt ereilte sie und das deutsche Team ein Schock.
Eben noch in Jubelstimmung nach dem sensationellen Wochenende von Otepää, mit dem sich Nathalie Armbruster zur Topfavoritin im Rennen um den Gesamtweltcup gekürt hat – und nun zwei Tage später ein Sturz ins Tal der Tränen.
„Boah, ich bin immer noch ‘n Ticken sprachlos“, hatte die Freudenstädterin ihr Wochenende zusammengefasst, „Also wow! Wer hätte damit gerechnet? Ich glaube, ich selber nicht.“
Nach einem unglaublich coolen, technisch cleveren Rennen hatte sie nicht nur beim dritten Weltcup von Estland einen grandiosen Sieg über ihre Dauerrivalin Ida Marie Hagen gefeiert – sie hatte auch allen bösen Stimmen gezeigt, dass sie die Beste ist.
Konter gegen die bösen Stimmen
„Das war jetzt schon besonders schön“, gab die 19-Jährige zu, „einfach nach dem Wochenende in Seefeld, nach dem ja dann doch auch einige Stimmen gesagt haben: ‚Ja, wenn die Ida dabei gewesen wär, dann wärst du auf jeden Fall Zweite geworden.‘“
Den Nörglern, Zweiflern und Verschwörungstheoretikern hat sie jedenfalls vor allem mit dem dritten Rennen, ihrem grandiosen Sieg in ihrem Lieblings-Format Individual Compact das Gegenteil bewiesen. „Ich habe einfach mal zeigen können, dass ich sie auch schlagen kann, wenn alles zusammenpasst.“ Und es hatte alles zusammengepasst.
Das Herz blieb stehen
Doch tags zuvor hatte es eine Szene gegeben, „da ist uns allen erst mal das Herz stehen geblieben“, wie es Nathalie Armbruster ausdrückte. Ihre Teamkollegin Cindy Haasch stürzte auf der Tehvandi-Schanze und verletzte sich am Knie. „Wir drücken alle unsere Daumen und hoffen, dass es keine schlimme Verletzung ist, sondern einfach nur eine leichte Reizung.“
Ein MRT im OCM München, einer Spezialklinik für Orthopädische Chirurgie, sollte darüber Aufschluss geben, und dieses MRT hat am Montag stattgefunden. Das Ergebnis: ein Schock! „Cindy hat bei ihrem Landungssturz in Otepää einen Kreuzbandriss im linken Knie erlitten“, ließ der Deutsche Skiverband (DSV) am Dienstag verlauten, „Cindy wird am Montag, 17.2., im OCM in München operiert.“
Langwierige Reha steht an
Damit fällt die Thüringerin nicht nur für die nordische Ski-WM in Trondheim (26. Februar bis 9. März) aus, für die sie eigentlich gesetzt war, sondern steht auch vor einem langwierigen Reha-Prozess. „Es ist ein großer Schock für mich und schmerzt sehr in der Seele“, gibt die 20-Jährige einen Einblick in ihr tiefstes Inneres. Dunkle Gedanken schiebt sie allerdings beiseite, „ganz nach dem Motto: Nach dem Fallen wieder aufstehen und von vorne beginnen!“
Bundestrainer unter Schock
Ganz so locker kann es Bundestrainer Florian Aichinger nicht sehen. Er kommentiert den Ausfall mit sehr bedrückter Stimme: „Für uns als Team ist das natürlich ein riesiger Verlust. Die Cindy war gerade wirklich in Top-Form.“
In der Tat war die Kombiniererin aus Ruhla sowohl im Dezember in der Ramsau mit Platz 4 wie jetzt auch in Otepää im Massenstart als Fünfte nur einen Hauch vom Podest entfernt. „Für uns war sie eigentlich ziemlich sicher die vierte Person bei der WM. Und es tut uns jetzt natürlich im Team sehr weh“, wollte sich Aichinger nicht lange mit den sportlichen Folgen beschäftigen, denn „vor allem für sie persönlich tut es uns unheimlich leid, weil sie unglaublich viel Energie investiert hat, um ein Comeback zu bekommen. Wir sind natürlich alle herzerschüttert.“
Die WM steht vor der Tür
Cindy Haasch ließ das Team aber wissen, sie sollten „einen Haken dranmachen und sich auf ihre Dinge fokussieren“. Denn schließlich steht die WM vor der Tür, und da geht es dreimal – im Massenstart, im Gundersen-Einzel und im Mixed-Team – um Gold, Silber und Bronze. „Wir werden jetzt natürlich als Team für die Cindy fighten“, kündigte Aichinger im Namen des Teams an, „und bei der WM alles geben.“