Da ist das Ding: Nathalie Armbruster feiert am Sonntag in Oslo mit der Glaskugel der Gesamtweltcup-Siegerin. Foto: AP/Christoffer Andersen

Was für ein Wochenende für Nathalie Armbruster! Die nordische Kombiniererin aus Freudenstadt kann ihr Glück kaum fassen: In der für sie schwierigsten Saison macht sie den Sieg im Gesamtweltcup klar. Vinzenz Geiger tut es ihr bei den Männer gleich.

„Wow, was für ein Tag“, fasste sie den Samstag zusammen, an dem sie schon vorzeitig alles klargemacht hatte. „Ich freue mich einfach mega über diesen Gesamtweltcup.“

 

Am Ende spürte sie auch den gewaltigen Druck, der auf ihren 19-jährigen Schultern lastete. So sprang sie nach dem gelungenen provisorischen Trainingssprung am Freitag ein wenig mit angezogener Handbremse und kam nur auf den 13. Platz nach dem Springen.

In der Loipe explodierte sie dann aber wie gewohnt und sicherte mit Platz 6 ihren ersten Platz in der Weltcup-Gesamtwertung ab – auch weil ihre Konkurrentin Ida Marie Hagen als Dritte nicht genügend Punkte gutmachte und die Zweitplatzierte, Haruka Kasai, sogar drei Plätze hinter Armbruster auf 9 landete.

Eine Riesenlast fällt ab

„Ich habe heute gemerkt, was da für eine Riesenlast, wie viele Tonnen Steine da von mir gefallen sind“, gab die Freudenstädterin zu, „ich wusste vorher gar nicht, dass ich so eine Last auf mir trage.“ Umso größer die Erleichterung und die Befreiung, am Tag danach, beim Weltcup-Finale am Sonntag, endlich mal „einfach nur Skispringen zu gehen und nicht irgendwie irgendjemandes Erwartungen erfüllen zu müssen, irgendwie liefern zu müssen“.

Sie freute sich darauf, „einfach mal nur meinen Sport machen zu können, weil es mir Freude macht, weil es mir Spaß macht“. Auf der Schanze machte sich das mit Platz 11 nicht unbedingt bemerkbar, doch das „Individual Compact“-Format ist ja sehr lauflastig, und so ging sie mit nur 40 Sekunden Rückstand ins letzte Rennen der Saison. In dem lief sie knapp am Podest vorbei.

Die Gefühlswelt explodiert

Wieder lief sie eine Klassezeit, aber an Siegerin Gyda Westvold Hansen, Ida Marie Hagen und Haruka Kasai kam sie nicht mehr vorbei. Egal. Wichtiger war, die explodierende Gefühlswelt wieder irgendwie einzufangen, denn „es ist ja immer noch ein bisschen unrealistisch“, hatte sie den Triumph noch nicht komplett verarbeitet.

Deutsches Team weiß erst von nichts

Das deutsche Team hatte am Samstag am Ende des Rennens erst gar nicht registriert, dass Nathalie Armbruster in der Gesamtwertung gar nicht mehr einzuholen war. „Wir haben das gar nicht mitbekommen“, sagte Bundestrainer Florian Aichinger lachend, „irgendwer hat uns das nebenbei gesagt kurz vor der Siegerehrung.“ Das tat der Stimmung keinen Abbruch.“ „Wir haben uns natürlich schon mega gefreut, dass wir jetzt wirklich dieses Riesenziel geschafft haben, den Gesamtweltcup zu holen.“

Vor allem nach der WM, die nicht so ganz nach ihren Vorstellungen gelaufen ist, war dieser Erfolg für Nathalie Armbruster, die an anderer Front auch um ihren Olympia-Traum kämpft, eine Befreiung. „Ich muss sagen, das freut mich natürlich jetzt auch noch mal einen Ticken mehr nach der WM, wo schon einige meinten: ‚Ach, vielleicht stimmt die Form nicht mehr.‘“

Auch Vinzenz Geiger der Kombi-König

Den Jubel im deutschen Lager komplett macht bei den Männern Vinzenz Geiger, der ebenfalls den Gesamtweltcup klarmachte, weil sich Gegner Jarl Magnus Riiber „furchtbar müde“ fühlte, auf einen Start in Lahti verzichtet, nach Platz 21 im Springen eine lange Ehrenrunde drehte, als Vorletzter ins Ziel kam – mit Pappkrone, Sektdusche der Teamkollegen inklusive.