Nathalie Armbruster stürzt bei der nordischen Ski-WM in Trondheim auf der Schanze ab – und zeigt dann eine starke Reaktion.
Am Ende konnte Nathalie Armbruster auch wieder ein wenig lächeln. Nach einem verkorksten Springen holte die Freudenstädterin beim Gundersen-Einzel in der Loipe mit bester Laufleistung von Platz 20 kräftig auf und wurde bei schwierigen Verhältnissen in strömendem Regen Achte.
„Ich konnte nicht mehr rückgängig machen, was ich auf der Schanze leider ein bisschen danebengesetzt habe, aber ich wollte noch ein bisschen Schadensbegrenzung betreiben, und ich glaube, das ist mir heute sehr, sehr gut gelungen“, erklärte die 19-Jährige, der nach dem abschließenden Fünf-Kilometer-Langlauf die Enttäuschung über das Geschehen auf der Schanze vier Stunden zuvor immer noch anzusehen war.
„Es ärgert mich jetzt natürlich noch ’n Ticken mehr, dass es heute auf der Schanze nicht geklappt hat, weil ich mich auf der Strecke so gut gefühlt habe. Dass noch so viel nach vorne geht, hätte ich echt nicht erwartet. Natürlich bin ich mit dem Ergebnis – Rang 8 – jetzt nicht unbedingt zufrieden, aber der Lauf war schon sehr gut.“
Finstere Vorahnung vor dem Sprung
Rückblende zur Schanze: Schon vor dem Sprung war Nathalie Armbruster die Anspannung anzusehen. Kein strahlendes Lächeln wie sonst, eine finstere Vorahnung zeichnete sich ab. Die kam nicht von ungefähr, denn die Schanze von Trondheim ist einfach nicht ihre.
Schon im Probedurchgang lag die Königin von Seefeld weit von der Spitze entfernt, 82,0 Meter sorgten nicht gerade für Selbstvertrauen. Und auch wenn sie sich bemühte, weniger „Brechstange“ zu zeigen, wie sie ihren Sprung vom Donnerstag beschrieben hatte, reichte der flüssige, aber viel zu kurze Sprung auf 87,0 Meter nur zu Rang 20.
Rückstand einfach zu groß
Das bedeutete 2:08 Minuten Rückstand auf die überragend springende 17-jährige Norwegerin Ingrid Laate (am Ende auf Platz 4), aber auch nicht aufzuholende 1:13 Minuten auf Ida Marie Hagen auf Platz 3, die am Ende in einem packenden Finish Zweite hinter Gyda Westvold Hansen und vor der kämpfenden Österreicherin Lisa Hirner wurde.
Nach der Landung sackte Nathalie Armbruster, die bisher eine sensationelle Saison bestreitet, daher direkt hinter der Sturzlinie in sich zusammen, weil sie wusste: Das war’s mit ihren Hoffnungen. „Leider hat die Nathalie keinen guten Sprung zusammengebracht, auch im Probedurchgang hat sie sich schon schwergetan“, analysierte Florian Aichinger, „heute müssen wir da echt mal analysieren, woran es gelegen hat.“
Bundestrainer mit lachendem und weinendem Auge
Insgesamt zog der Bundestrainer von dem Wettkampf am Sonntag ein durchwachsens Fazit, nachdem Jenny Nowak als beste Deutsche auf den fünften Platz gelaufen war. „Ich habe heute ein lachendes und ein weinendes Auge. Wir haben einen super Lauf gemacht, aber leider hat an der Schanze nicht alles geklappt.“
Auch insgesamt gab es zwar mit Silber die erhoffte Medaille im Mixed-Wettbewerb, aber „wir wollten eine Einzel-Medaille machen, das war schon unser großes Ziel“, gab Aichinger zu.
Nathalie Armbruster „wird viel mitnehmen“
„Die Nathalie hat sich, glaube ich, auch ziemlichen Druck gemacht, und das muss man als 19-Jährige erst mal verkraften.“ Doch er blickt optimistisch in die Zukunft: „Sie wird sehr viel mitnehmen, sehr viel lernen, aus dieser Erfahrung wachsen und sehr viel stärker bei der nächsten WM da sein.“
Insgesamt zogen alle trotz fehlender Einzel-Medaille ein positives Fazit: „Wir haben eine super WM gemacht.“ Und der abschließende Höhepunkt kommt ja erst noch: In zwei Wochen kann Nathalie Armbruster in Oslo den Gesamtweltcup in trockene Tücher wickeln – und das Team die Nationenwertung. „Wir werden alles dafür tun, dass wir das in Oslo klarmachen“, verspricht Aichinger. Und Jenny Nowak pflichtet bei: „Wir haben noch einiges vor für Oslo.“