Zum Auftakt einer Übung äußerte sich Generalinspekteur Eberhard Zorn zu dem geplanten Militärübungsplatz im Weißwald. Eine Entscheidung sei frühestens 2022 zu erwarten. Zeitgleich protestierten Bewohner mit einem Autokorso gegen das Vorhaben bei Tannheim.
Villingen-Schwenningen - Am Donnerstag rückten die Soldaten zum ersten Mal in das Waldgebiet zwischen Brigachtal und Tannheim ein. Auf der knapp 400 Hektar großen Fläche soll ein neuer Übungsplatz der Bundeswehr entstehen – dieses Vorhaben ist nicht nur bei den Bewohnern der Region stark umstritten. Der geplante Militärübungsplatz liegt inmitten eines europäischen Naturschutzprojektes – und in der Nähe der Tannheimer Kinderkrebs-Nachsorgeklinik.
Nähe ist ausschlaggebend
Zu einer ersten mehrtägigen Übung zog das Jägerbataillon am Vormittag im Weißwald ein. Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Eberhard Zorn, war vor Ort, um sich ein Bild über die geplante Erweiterung bei Tannheim zu machen. Kurz nach 10 Uhr traf die Einheit in dem Waldgebiet ein, gefolgt von einer Geländebegehung inklusive einer Vorführung einer Panzerfaust-Schießbahn und einem Waldkampf. Im Anschluss gab der Generalinspekteur in einem Pressegespräch ein Statement über die Notwendigkeit des Übungsplatzes ab: Vor allem die Nähe zur Kaserne in Donaueschingen sei ausschlaggebend, so Zorn.
Doch der hohe Besuch des Generalinspekteurs hat sich am Tag vor der Veranstaltung schnell in der Region herumgesprochen. Über die sozialen Netzwerke organisierte der Tannheimer Benjamin Kienzler kurzfristig einen Autokorso gegen den Übungsplatz. So versammelten sich zeitgleich 63 Fahrzeuge in Tannheim, um gegen das Vorhaben der Bundeswehr zu protestieren.
"Die Bundeswehr missbraucht das Gebiet für ihre Zwecke", findet Wolfgang Neininger, der aus Brigachtal nach Tannheim gekommen ist, um dem Korso beizuwohnen. Das Waldgebiet werde von den Leuten aus der Region als Naherholungsort genutzt. Ein Militärübungsplatz so dicht am Dorf würde dies zunichte machen, so Neininger.
Uwe Rehnert aus Brigachtal ist der Meinung, die Bundeswehr habe "genug andere Möglichkeiten für einen Übungsplatz". Er selbst sei bei der Bundeswehr gewesen, und ihm sei bewusst, mit welcher Lautstärke solche Schießübungen, wie im Weißwald geplant, verbunden sind.
Gutachten ist abzuwarten
Noch ist längst nicht entschieden, ob der Übungsplatz am Standort im Weißwald schlussendlich verwirklicht wird, dies betonte der Generalinspekteur. Dabei seien auch die Belange der Öffentlichkeit zu berücksichtigen. Die Entscheidung ist laut Zorn abhängig von einem Umweltgutachten und einer Eignungsfeststellung durch das staatliche Hochbauamt Freiburg – und frühestens Mitte 2022 zu erwarten.
Bei einer Erweiterung sollen einige Straßen des Gebiets für eine Belastung von bis zu 100 Tonnen ausgebaut werden. Geplant sei zum derzeitigen Stand die Realisierung von Übungsräumen und Ausbildung mit Fahrzeugen sowie von Schießanlagen mit Manöver- und Übungsmunition, so die Bundeswehr.