Blicken mit Sorge in die Zukunft: WVIB-Präsident Bert Sutter (links und WVIB-Hauptgeschäftsführer Christoph Münzer. Foto: Ralf Deckert

Die wirtschaftliche Lage der Mitgliedsunternehmen des Wirtschaftsverband Industrieller Unternehmen Baden (WVIB) ist angespannt. Viele klagen über eine schlechte Auftragslage. Auch die höheren Steuern in Deutschland sorgen für Ärger.

Raus aus der EU, die Rückkehr der D-Mark, radikal verschärfte Regeln beim Thema Migration: die Programme rechter Parteien sind nicht das, was Deutschland braucht, um die aktuelle Krise hinter sich zu lassen. Das sehen zumindest 94 Prozent der Chefs industrieller Betriebe in Baden so, wie eine aktuelle Umfrage des Wirtschaftsverbands WVIB in Freiburg unter seinen rund 1000 Mitgliedsbetrieben gezeigt hat. Stattdessen setzen die Unternehmer zu nahezu 100 Prozent auf weniger Bürokratie, niedrigere Steuern und bessere wirtschaftliche Rahmenbedingen.

 

Es gehe dabei nicht darum, dass Vorsitzende sich die Taschen vollstopfen wollen, sondern um die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands in Europa, so WVIB-Präsident Bert Sutter in Freiburg: Wenn Unternehmen im EU-Schnitt mit 21 Prozent, in Deutschland aber mit knapp 30 Prozent besteuert würden, dann sei Deutschland ein Sanierungsfall, der mit jedem Jahr gegenüber dem Rest Europas weiter ins Hintertreffen gerate.

Unternehmen klagen über fehlenden Rückhalt aus der Politik

Dies gelte es für die nächste Bundesregierung in Angriff zu nehmen, so WVIB-Hauptgeschäftsführer Christoph Münzer. Es sei „schon komisch“, dass der amtierende Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) nicht einmal zu wissen scheine, wie hoch die Unternehmenssteuern in der EU im Vergleich zu Deutschland derzeit sind. Bedauerlich sei auch, dass sich weder Politiker der Grünen noch Vertreter der SPD beim Protesttag der Wirtschaftsverbände in Berlin diese Woche den Fragen und der Kritik der rund 800 anwesenden Wirtschaftsvertretern aus ganz Deutschland gestellt hätten, so Münzer weiter. CDU und FDP seien dort „prominent vertreten gewesen. Das zeige: „Es knirscht zwischen Politik und Mittelstand“, so Münzers Fazit.

Der Verband, dessen Mitglieder im In- und Ausland für rund 320 000 Beschäftigte Verantwortung tragen, blickt sorgenvoll auf die derzeitige Wirtschaftslage. 40 Prozent der befragten Betriebe geben an, dass sie nicht an einen Aufschwung vor 2027 glauben. Man Blicke gespannt auf den Wahlausgang, aber auch auf die Weltwirtschaft, auf Trump und auf China. So würden die Strafzölle, die Donald Trump androht, den Handelspartnern wie auch den USA selbst schaden, sagt Bert Sutter. „Unappetitlich und unangenehm“ sei Trumps Politikstil, man werde aber abwarten müssen, ob sich die Sache mit den Zöllen tatsächlich bewahrheitet, so Sutter. Für die Unternehmen in der Region, die zu 70 Prozent exportorientiert arbeiten, wäre das zwar nicht gut, es herrsche aber noch keine Panik.

Besonders die Autobranche leidet

Dennoch sei die Stimmung in der Wirtschaft in der Region „deutlich schlechter“ als noch vor einem Jahr, so Christoph Münzer. Rund 63 Prozent der Befragten würden derzeit sinkende Umsätze melden. Vor einem Jahr hätten noch rund 57 Prozent ein Plus erwirtschaftet. „Alle warten auf die Wirtschaftswende, können sie aber noch nicht vermelden“, so Münzer. Im Schnitt hätten die WVIB-Mitglieder 2024 ein Minus von 4,8 Prozent beim Umsatz zu verkraften gehabt. Besonders drastisch sei die Lage bei den Autozulieferern, die rund ein Drittel der WVIB-Unternehmen ausmache.

Bis zum Aufschwung werde es indes noch etwas dauern fürchtet Münzer: der Auftragseingang bei den Unternehmen, der eine Art Barometer für die nahe Zukunft liefert, lag zuletzt bei minus 3,9 Prozent im Jahresvergleich.