Noah Koch (links) und Abdulhadi Dawish haben eine Ausbildung absolviert, die es bei der IHK „so gar nicht gibt“, wie Ausbilder Bernd Röger erklärt. Foto: SWEG

Noah Koch und Abdulhadi Dawish haben in der Signalmeisterei Gammertingen ihre Ausbildung abgeschlossen – als erste Lehrlinge der SWEG Schienenwege überhaupt. Der Fachkräftemangel gab den Ausschlag, Elektroniker für Betriebstechnik selbst auszubilden.

Es dauerte nur rund drei Stunden. Dann waren die Schäden an den Gleisanlagen auch schon wieder behoben, die der Zusammenprall eines Güterzugs mit einem Auto an einem Bahnübergang in Rangendingen im Januar 2025 verursacht hatte. „Hätte schlimmer kommen können“, sind sich Noah Koch und Abdulhadi Dawish einig, die bei den Reparaturen vor Ort mit dabei waren.

 

Abdulhadi Dawish lernte fleißig und erhielt nicht zuletzt von Noah Koch Unterstützung

Es war einer der ersten Arbeitseinsätze für die beiden, nachdem sie Mitte Januar ihre Ausbildung zum Elektroniker für Betriebstechnik abgeschlossen haben und im Anschluss übernommen wurden. Ihre Dienststelle ist nun die Zentralwerkstatt für die Bahn- und Signalmeisterei der SSG in Gammertingen. Dort sind die beiden Gesellen in der Regel aber nur am Beginn und am Ende eines Arbeitstages anzutreffen. In der übrigen Zeit sorgen sie dafür, dass die Leit- und Sicherungstechnik an der Schieneninfrastruktur in gutem Zustand ist – etwa bei Signalen und Schranken an Bahnübergängen oder bei den Elektromotoren in Weichen. Ihre Einsatzorte befinden sich in den Landkreisen Zollernalb und Sigmaringen, unter anderem aber auch in den Landkreisen Schwarzwald-Baar, Reutlingen und Konstanz.

„Zusammenhalt unter den Kollegen ist super

„Wir sind viel an der frischen Luft, und es ist sehr abwechslungsreich“, zählt der 20-jährige Noah Koch als Gründe auf, warum ihm die Arbeit Spaß macht. „Und der Zusammenhalt unter den Kollegen ist super“, ergänzt Abdulhadi Dawish.

Seine Ausbildung begann Noah Koch im September 2021, gleich nach dem Abschluss der Realschule in Burladingen – sein Onkel brachte ihn auf die Idee. Der arbeitete früher bei der damaligen Hohenzollerischen Landesbahn als Elektroniker für Betriebstechnik.

Abdulhadi Dawish dagegen stammt aus Syrien, flüchtete im Jahr 2016 vor dem Bürgerkrieg nach Deutschland und musste sich hier erst einmal einleben und die Sprache erlernen. Von der Ausbildung erfuhr er übers Internet. „Am Anfang dachte ich, dass ich es nicht schaffe“, sagt der 30-Jährige, der heute in Engstingen lebt. Doch Dawish lernte fleißig und erhielt nicht zuletzt von Noah Koch Unterstützung, der ihm viel bei Übersetzungen von Ausbildungsinhalten half.

Die Entscheidung war richtig

Anspruchsvoll war die Ausbildung – die aus einer Grundausbildung zum Elektroniker sowie einer innerbetrieblichen Ausbildung im Bereich der Leit- und Sicherheitstechnik besteht – jedoch nicht nur für die beiden Gesellen, sondern auch für die SWEG. „Den Ausbildungsberuf gibt es bei der IHK so nicht“, erläutert der Ausbilder und Anlagenverantwortliche Bernd Röger , „weshalb das auch für uns als Betrieb Neuland war.“ Externe Dienstleister mussten zur Wissensvermittlung mit einbezogen werden. „Und doch war unsere Entscheidung, die Ausbildung in die eigenen Hände zu nehmen, die einzig richtige“, resümiert Röger. Denn heutzutage seien keine fertigen Fachkräfte mehr auf dem Arbeitsmarkt zu finden. Koch und Dawish sind die ersten Azubis, die die neue Ausbildung abgeschlossen haben.

Drei weitere Lehrlinge beschreiten derzeit den gleichen Weg

Und sie sind die ersten fertigen Azubis der SWEG Schienenwege überhaupt. Drei weitere Lehrlinge beschreiten derzeit den gleichen Weg zum Elektroniker für Betriebstechnik. Der Bedarf ist da. Langfristig werden sogar weitere Strecken das Netz vergrößern – zum Beispiel durch das Projekt zur Reaktivierung der Talgangbahn. Und auch die nächsten Unfallschäden sind irgendwann zu reparieren. „Aber das dauert hoffentlich noch“, sagen Noah Koch und Abdulhadi Dawish.