Der Wiedehopf ist der Vogel des Jahres 2022 und wird öfters auf der Schwäbischen Alb gesehen – obwohl der bunte Vogel dort nicht heimisch ist. Foto: Peter Zschunke

Der Wiedehopf wurde vom NABU zum Vogel des Jahres 2022 gekürt. Obwohl der bunte Vogel auf der Schwäbischen Alb nicht heimisch ist, wurden jüngst Exemplare bei Winterlingen gesichtet. Sie haben nun eigene Nistmöglichkeiten bekommen.

Winterlingen-Harthausen - Bereits im vergangenen Jahr hat Hermann Bantle unweit der Lieshöfe östlich von Harthausen bei der Feldarbeit vom Traktor aus mehrfach einen Wiedehopf beobacht. Nachdem er auch in diesem Jahr schon vor Ostern erneut ein Exemplar dieses sehr seltenen Zugvogels, den der Naturschutzbund zum Vogel des Jahres 2022 gekürt hat, direkt vor seinem Gehöft zu Gesicht bekam, hat er umgehend die Harthauser Vogelfreunde über seine Beobachtungen informiert.

Ob es sich lediglich um einzelne Durchzügler auf ihrer Rückreise aus dem afrikanischen Winterquartier handelt, oder um Vögel, die ein neues Revier suchen, ist derzeit nicht bekannt.

Eher in wärmeren Gebieten heimisch

Erfahrungen mit der Ansiedlung des Wiedehopfs gibt es vor allem rund um den Kaiserstuhl, wo landesweit die meisten Brutstellen dieser wärmeliebenden Vögel in den Weinbergen nachgewiesen sind. Von dort ist bekannt, dass der Wiedehopf gerne in Baumhöhlen alter Obstbäume brütet, doch weil er diese immer seltener findet, brütet er auch gerne in geeigneten Nistkästen. Harald Bantle, der zusammen mit seinen Eltern im Nebenerwerb eine Bio-Landwirtschaft auf den Lieshöfen betreibt, hat von den Harthauser Vogelfreunden einen Bauplan für einen passenden Wiedehopfkasten bekommen und sich umgehens ans Werk gemacht. Vor Kurzem hat er den Nistkasten in einem landwirtschaftlich nicht mehr genutzten, ruhigen Areal aufgehängt.

Brut auf niedriger Höhe

Erfahrungen des Nabu zeigten, dass Wiedehopf-Paare bei ihrer Wohnungssuche nicht wie etwa Stare oder Turmfalken auf hochgelegene Nistplätze stehen, sondern Bruthöhlen in niedriger Höhe bevorzugen. Dabei sind diese Vögel dennoch sehr wehrhaft und können sogar Marder oder Wiesel in die Flucht schlagen, indem die Wiedehopf-Jungvögel jeden Eindringling mit ihrem ätzenden, übelriechenden Kot bespritzen.

Wird er das Angebot akzeptieren?

Ob der Vogel des Jahres, der nahezu ausschließlich auf größere Insekten wie Käfer, Spinnen oder Maulwurfsgrillen angewiesen ist, schon in diesem Jahr das Wohnangebot auf der Albhochfläche akzeptiert, bleibt fraglich. Aus Ansiedlungsprogrammen für den Wiedehopf in deutlich milderen Gegenden weiß man, dass diese anspruchsvollen Vögel oftmals erst nach Jahren eine künstliche Kinderstube annehmen, sofern das gesamte Umfeld stimmt.

Sollte die Erwärmung des Klimas allerdings weiter fortschreiten, was zu befürchten steht, ist wohl nicht mehr auszuschließen, dass der vom Aussterben bedrohte Wiedehopf auch auf der Alb geeignete Bruthabitate findet.