Die beiden Frauen im Team: Larissa Stegmeyer (rechts) spielt Offense, der Ball wurde gerade vom Quarterback zu ihr geworfen. Marianne Markwardt erwartet den Catch und versucht dann, die Flagge ihrer Gegnerin zu ziehen. Foto: Singler

Die Nischensportart Flag Football erfreut sich bei den erst im vorigen Jahr gegründeten Black Forest Hedgehogs großer Beliebtheit – und das trotz der Pandemie.

Donaueschingen - Elf Freunde müsst ihr sein: Dieser Ausspruch aus dem Fußballsport trifft, zumindest in etwas abgewandelter Form, auf die Black Forest Hedgehogs, also die Schwarzwälder Igel, zu. Der im vergangenen Jahr gegründete Verein aus Donaueschingen betreibt die Sportart Flag Football, bei der im Fünf-gegen-fünf angetreten wird.

Der Mann, der die Hedgehogs zunächst als Hobbymannschaft gegründet hat, heißt Daniel Brill und ist 34 Jahre alt. "Wir sind ein sehr bunt gemischter Haufen", fasst er zusammen. Im Moment sind ihm zufolge 16 Mitglieder – darunter zwei Frauen – aktiv gemeldet, vier Mitglieder seien passiv dabei. Darüber hinaus spielen sechs bis sieben Personen immer mal wieder im Training mit, ohne Mitglied bei den Flag Footballern zu sein. Diese haben laut Brill früher schon mitgespielt, wollten sich aber zum Beispiel aus Zeit- oder Geldgründen nicht bei einer Vereinsgründung beteiligen. Und das sei auch "völlig okay", sagt der Vorsitzende.

Professioneller Anspruch

Nach einem sehr eingeschränkten Sportbetrieb im vergangenen Jahr sei bei den Flag Footballern im Herbst der Wunsch gewachsen, professioneller zu werden. Im Dezember folgte mit der Vereinsgründung der erste Schritt. Diese war Daniel Brill zufolge mit reichlich Bürokratie verbunden. "Ohne Corona wäre es bestimmt einfacher gewesen, aber es ging trotzdem gut", bilanziert er. Per Videokonferenz habe man die erste Versammlung abgehalten.

Nun möchte die Truppe um die beiden Vorsitzenden Daniel Brill und Marcel Schmidt in den Ligabetrieb starten – am besten schon dieses Jahr. "Wie das Ganze aussehen wird, steht aufgrund der aktuellen Corona-Politik noch in den Sternen, aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt", schreiben die Hedgehogs in einer Presseinformation.

Eingeteilt wurden die Donaueschinger in die Division Süd/West, in der Mannschaften wie die Walldorf Wanderers, die Esslinger Raccoons und die Stuttgart Scorpions mitspielen. Anders als beim Fußball bedeutet Ligabetrieb nicht regelmäßige Spiele an Wochenenden, sondern einzelne Turniere über die Saison verteilt. Teil der Mannschaft der Hedgehogs sind zwei Frauen, die Liga wird im Mixed ausgetragen. Eine Rolle finde man generell für jeden, sagt Brill: ob groß oder klein, dick oder dünn.

Starke Freundschaften

Dass die junge Vereinsarbeit trotz allem am Laufen gehalten wird, da macht sich der 34-Jährige keinerlei Sorgen. Ohne Frage sei es eine Herausforderung, bevor ein Spielbetrieb überhaupt losgeht, aber "dadurch, dass wir als Hobbyteam angefangen haben, ist unser Austausch nicht nur auf gemeinsame Trainings begrenzt". Über die Jahre seien Freundschaften entstanden, man habe in der Vergangenheit etwa schon gemeinsam Silvester gefeiert.

Bisher haben die Black Forest Hedgehogs an Spaß- und Freundschaftsturnieren teilgenommen, so Daniel Brill. "Das war in Ordnung, aber es gab nicht so viele und alles war mit einem großen Aufwand verbunden. Manch andere Teams nehmen nur an diesen Turnieren teil, wenn deren Liga vorbei ist, da spielt die Sorge vor Verletzungen eine Rolle", erklärt er. Darüber hinaus habe man festgestellt, "dass wir bei den Spaßturnieren nicht chancenlos sind". Nach und nach sei der Ehrgeiz entstanden, selbst bei einer Liga dabei zu sein. Hunger auf Erfolge bringe die Natur des Sports mit sich: "Bei uns allen hat es mit Spaß angefangen, aber Erfolg macht auch Spaß", so Brill.

Trainingseinheiten sind mit Blick auf das Coronavirus kaum durchzuführen. "Kurzfristig können wir eigentlich nichts planen. Neulich haben wir das erste Mal seit September oder Oktober trainieren können, aber das hat nur zwei Trainings gehalten, bis die Inzidenz wieder angestiegen ist", berichtet Brill. Alles konzentriere sich seit circa einem Dreivierteljahr auf individuelle Einheiten – je nach geltenden Corona-Bestimmungen: "Das ist nicht ideal, aber besser als nichts. Ich stehe im Kontakt mit anderen Teams, da wird teilweise gar nicht trainiert, doch ich schließe das aus."

Fachliteratur zum Training

Zwar seien die Fortschritte bei den Spielern aktuell langsamer, "aber wenn wir gar nicht trainieren, müsste ich irgendwann von Null anfangen", schildert Daniel Brill, gleichzeitig Trainer der Hedgehogs.

Was er in dieser Funktion weitergebe, habe er sich größtenteils durch Literatur selbst beigebracht. Der 34-Jährige verfügt laut eigener Aussage über eine Trainerlizenz im Breitensportbereich, hat früher bei der DJK Donaueschingen eine Fußballmannschaft gecoacht. Das Trainersein liege ihm, aber er habe im Lauf der Zeit gemerkt, dass "Fußball nicht so meins ist und ich beim Football mit Herz dabei bin". Erfahrungen habe er bei den Neckar Hammers in Schwenningen gesammelt.

Suche nach Sportplatz

Die Suche nach einem geeigneten Sportplatz sei schwer. Man sei dazu im Austausch mit der Stadt und anderen Vereinen. Nach Gesprächen mit der Stadtverwaltung trainiert die Mannschaft nun auf den Flächen rund um das Anton-Mall-Stadion. Turniere finden gegen eine Tagesgebühr, welche die Sportler gemeinsam stemmen, im Stadion statt. Sobald die Corona-Verordnung des Landes es zulässt, soll wieder mittwochs um 19 Uhr und sonntags um 14 Uhr trainiert werden.

"Wir fänden es schön, wenn wir in Donaueschingen eine feste Fläche bekommen würden", sagt Daniel Brill. In der Vergangenheit sei der FC 1921 Grüningen den Hedgehogs sehr entgegengekommen, denn die Flag Footballer durften laut Brill ein Jahr lang auf dem Gelände des Sportvereins trainieren. Als feststand, dass es mit der Vereinsgründung ernst wird, sei klar gewesen, "dass wir eine neue Lösung brauchen". Organisatorisch und finanziell sei es eine Herausforderung, einen Platz für Spiel- und Trainingsbetrieb zu ergattern.

Flag Football wird im Fünf-gegen-Fünf gespielt. Das Spielprinzip ist gleich wie beim klassischen Tacklefootball, deshalb sind die Regeln fast identisch zum American Football. Körperkontakt ist jedoch nicht erlaubt, weshalb Frauen und Männer zusammen ein sogenanntes Mixed-Team stellen können. Wie beim American Football muss der eiförmige Ball in die gegnerische Endzone getragen werden. Der Name bezieht sich auf die Flaggen am Gürtel eines jeden Spielers. Werden diese vom Gegner abgerissen, wird das Spiel an entsprechender Stelle gestoppt. Das Flaggenziehen ist dem Körperkontakt beim American Football gleichzusetzen.